Milzbrand, Hasenpest und Brucellose

Wie kann der Schutz der Bevölkerung vor hochpathogenen Erregern in Lebensmitteln verbessert werden?

28.07.2016 - Deutschland

Infektionskrankheiten wie Milzbrand, Tularämie (Hasenpest) und Brucellose treten in Deutschland zwar nur selten auf, aber die Erreger können großen Schaden anrichten, wenn sie versehentlich oder vorsätzlich in die Lebensmittelkette eingetragen werden. Als Ursachen für solche Kontaminationen kommen Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, bioterroristische Anschläge, aber auch technisches oder menschliches Versagen in Frage. „Um in solch einer Gefahrenlage die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Schäden zu begrenzen, müssen der Erreger und die Ursache für den Krankheitsausbruch möglichst schnell identifiziert werden“, erläutert BfR-Präsident Prof. Dr. Dr. Andreas Hensel. Im Rahmen eines interdisziplinären Forschungsprojektes arbeitet das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) daher gemeinsam mit fünf Projektpartnern an diagnostischen Verfahren und informationstechnischen Werkzeugen, mit denen die Aufklärung solcher Krankheitsausbrüche beschleunigt werden kann. Übergeordnetes Ziel der Forschungsarbeiten ist es, den Schutz der Zivilbevölkerung vor Infektionen mit hochpathogenen Erregern, die in die Lebensmittelkette eingetragen werden, zu verbessern.

Im Projekt „Lebensmittelsicherheit und Resilienz von Lebensmittelwarenketten in biologischen Gefahrenlagen“ (Ess-B.A.R.) wird beispielhaft der Eintrag der bakteriellen Krankheitserreger Bacillus anthracis (Milzbrand), Francisella tularensis (Tularämie) und Brucella spp. (Brucellose) in die Lebensmittelkette betrachtet. Gemeinsam ist den drei Erregern, dass sie als besonders gefährlich eingestuft sind und eine Infektion über Lebensmittel möglich ist.

Da Milzbrand, Hasenpest und Brucellose in Deutschland sehr selten auftreten, sind die Konzepte der amtlichen Lebensmittelüberwachung nicht routinemäßig auf den Nachweis dieser hochpathogenen Erreger ausgerichtet. Zudem erfordert der Erregernachweis spezielles Fachwissen, das nur in wenigen Laboren vorhanden ist. Für den Umgang mit sogenannten biologischen Großschadenslagen, in denen hochpathogene Erreger versehentlich oder absichtlich in Lebensmittel eingetragen wurden, sind daher neue Strategien und Lösungsansätze erforderlich:

Ein Schwerpunkt des Projekts Ess-B.A.R. ist die Entwicklung diagnostischer Verfahren, mit denen hochpathogene zoonotische Erreger in der Lebensmittelkette frühzeitig erkannt werden können. Die üblichen Erregernachweise erfordern eine zeitaufwändige Anzucht von Bakterien. Ziel ist es daher, mit Hilfe der sogenannten OMICS-Technologien (NGS, Next Generation Sequencing; MS, Mass Spectrometry) universell einsetzbare Methoden für den kultivierungsunabhängigen Nachweis lebensmittelassoziierter Krankheitserreger zu entwickeln.

Der zweite Forschungsschwerpunkt liegt auf der Entwicklung informationstechnologischer Werkzeuge, mit denen komplexe Daten ausgewertet werden können. Diese Werkzeuge sollen es ermöglichen, Ausbreitungswege eines Krankheitserregers besser zu analysieren und die Ausbruchsquellen schneller zu identifizieren.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt Ess-B.A.R im Rahmen des Programms „Forschung für die zivile Sicherheit - Schutz vor biologischen Gefahrenlagen und Pandemien“ mit insgesamt zwei Millionen Euro. Der Projektverbund ist interdisziplinär besetzt und bündelt Expertise aus den Fachbereichen Lebensmittelmikrobiologie, Epidemiologie, Diagnostik und Informationstechnologie. Verbundpartner sind das BfR, das Friedrich-Loeffler-Institut, die Freie Universität Berlin, das Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik, die KNIME.com GmbH und die PolyAn GmbH.

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