König-Faisal-Preis für Würzburger Physiker
„Professor Laurens Molenkamp hat wesentliche Beiträge auf dem Gebiet der experimentellen Spintronik geleistet. Zu seinen Leistungen zählen bahnbrechende Methoden bei der Entwicklung und der Manipulation spinpolarisierter ladungsträgergebundener Zustände in Halbleitern. Darüber hinaus hat Molenkamp den Quanten-Spin-Hall-Effekt experimentell bestätigt und damit die Entwicklung topologischer Isolatoren vorangetrieben.“
Mit dieser Begründung hat jetzt die König-Faisal-Stiftung den König-Faisal-Preis in der Sparte „Wissenschaft“ an Professor Laurens Molenkamp verliehen. Der Preis ist mit 200.000 Dollar dotiert; Molenkamp teilt sich die Auszeichnung mit dem Schweizer Physiker und Professor für theoretische Festkörperphysik an der Universität Basel, Daniel Loss.
Stichwort „Spintronik“
Im Mittelpunkt der Spintronik stehen der Transport und die Manipulation von Elektronen mit einer bestimmten Spinausrichtung in Halbleitern. Die möglichen Anwendungen reichen von neuen Bauelementen wie Transistoren über Speicherzellen bis zu Quantencomputern.
Laurens Molenkamp gilt als einer der Väter der Halbleiter-Spintronik. 1999 war er der weltweit der erste Forscher, der die Möglichkeit elektrischer Spininjektion in Halbleitern nachgewiesen hat. Damit wurde das Fachgebiet der Spintronik überhaupt erst experimentell zugänglich.
2007 gelang ihm dann die erstmalige Realisierung von topologischen Isolatoren, Materialien die im Inneren isolierend und an der Oberfläche spinpolarisiert metallisch leitend sind. Seitdem wird über diese neuartige Materialklasse intensiv geforscht, denn sie dürfte für weitere Fortschritte in der Spintronik wesentlich sein: Mit topologischen Isolatoren sollten sich in der Zukunft neuartige Computerchips, basierend auf quantenmechanischen Prinzipien, realisieren lassen.
Mehrfach ausgezeichneter Physiker
Für seine Spitzenforschung über topologische Isolatoren hat Molenkamp mehrere internationale Preise erhalten, darunter den Europhysics Prize 2010, den Oliver-Buckley-Preis der American Physical Society 2012, den Physics Frontiers Prize 2013, den Leibniz-Preis 2014 sowie, zuletzt, die höchste Auszeichnung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, die Stern-Gerlach-Medaille, die im kommenden März verliehen wird.
Der König-Faisal-Preis
Der König-Faisal-Preis (King Faisal International Prize) wurde 1979 von der König-Faisal-Stiftung ins Leben gerufen. Er zeichnet alljährlich herausragende Leistungen in fünf Hauptsparten aus: Verdienste um den Islam, Islamwissenschaft, arabische Sprache und Literatur, Medizin und Wissenschaft. Sein Name geht zurück auf König Faisal ibn Abd al-Aziz von Saudi-Arabien, den Sohn des Staatsgründers. Er wird in einer feierlichen Zeremonie in Riad vom König von Saudi-Arabien verliehen.
Die Auswahl der Preisträger erfolge „in einem strengen Verfahren nach internationalen Standards“, so die Stiftung. Dies bestätige auch die Tatsache, dass viele Träger des König-Faisal-Preises später mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurden.
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