Berg- und Talfahrt in der hessischen Chemie: Pharma ist Stabilitätsanker
Mit einem Minus von 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gingen die Umsätze im Jahr 2016 in der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Hessen zurück und fielen auf 25,6 Milliarden Euro. Weitestgehend stabil blieben die Umsätze im Ausland. Das Inlandsgeschäft war allerdings stark rückläufig.
"Die klassische Chemie in Hessen hat 2016 ein schwaches Jahr erlebt und setzt damit ihre mehrjährige Berg- und Talfahrt fort", fasste Galinat zusammen. Dagegen erwies sich die pharmazeutische Industrie als konjunktureller Stabilitätsanker für die gesamte Branche: Der Pharma-Umsatz stieg um drei Prozent auf 11,6 Milliarden Euro.
Trotz der schwierigen Umstände - wie steigende Energie- und Rohstoffkosten oder Unsicherheiten durch mögliche Handelsbarrieren und Brexit-Folgen - blickt die chemisch-pharmazeutische Industrie in Hessen verhalten positiv auf das laufende Geschäftsjahr. 39 Prozent der befragten Unternehmen planen mit einer Steigerung ihrer Produktion. Fast die Hälfte der befragten Unternehmen (48 Prozent) rechnet mit einem Umsatzzuwachs, aber nur 37 Prozent erwarten eine bessere Ertragssituation. Das geht aus der aktuellen Konjunkturumfrage des Arbeitgeberverbands HessenChemie hervor.
Mit wettbewerbsfähiger Industriepolitik Zukunft sichern
Mit Verweis auf eine kürzlich veröffentlichte Studie der Initiative Gesundheitsindustrie Hessen (IGH) unterstrich Galinat die große ökonomische Bedeutung der industriellen Gesundheitswirtschaft im Land. Mit einer Bruttowertschöpfung von zehn Milliarden Euro, als Arbeitgeber von 90.700 Menschen und einem Exportanteil von mehr als elf Milliarden Euro leiste diese einen überdurchschnittlichen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung Hessens. Die Branche erwarte dennoch eine Schwächung des Standorts durch das jüngst verabschiedete Pharmagesetz (AMVSG). Es sieht eine Verlängerung des Preismoratoriums bis zum Jahr 2022 vor sowie die öffentliche Listung der Erstattungsbeträge.
Weitere permanente Belastungsfaktoren - vor allem für die energieintensive chemische Industrie - seien steigende Energiekosten und die damit verbundene Planungsunsicherheit. "Damit die chemische Industrie in Hessen auch im internationalen Umfeld wettbewerbsfähig bleiben kann, sollte die Finanzierung der erneuerbaren Energien in Deutschland als gesamtgesellschaftliche Aufgabe ab 2019 aus dem Bundeshaushalt getätigt werden", forderte Galinat.
MINT- Bildung ist Schlüssel zu Innovationskultur
Für eine innovative und wettbewerbsfähige Industrie sei auch die Förderung der MINT-Bildung ein zentraler Faktor. Kenntnisse in den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) bildeten die Grundlage für eine gelebte Innovationskultur der Gesellschaft. Die Chemieverbände Hessen engagieren sich mit ihren Mitgliedsunternehmen seit Jahren in diesem Bereich durch Angebote wie den Science Camps (seit 2005) oder den Forscherwerkstätten (seit 2008). So haben hessenweit bereits über 5.000 Kinder an knapp 300 Science Camps und insgesamt knapp 7.300 Teilnehmer an 21 Forscherwerkstätten teilgenommen.
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