Chemie: Aus Minus mach Plus
Chemiker entwickeln eine simple Methode der Polaritätsumkehr
Copyright: Maulide Group/Universität Wien
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Alles hat intrinsische Polarität…
Chemische Verbindungen haben sogenannte intrinsische Polarität. Positiv geladene Gruppen werden als "Elektrophile" bezeichnet (da sie negativ geladene Elektronen anziehen), während negativ geladene Gruppen "Nucleophile" genannt werden (da sie den Nucleus, den in der Atomtheorie positiv geladenen Kern, anziehen).
… aber man kann sie auch umkehren!
Ein spezieller Ansatz in der Chemie ist die Umkehrung der intrinsischen Polarität eines Moleküls oder Atoms. Dieses Konzept wurde in den 1960er Jahre vom deutschen Chemiker Dieter Seebach entworfen und entwickelt – und in weiterer Folge unter dem Namen "Umpolung" weitläufig bekannt und eingesetzt. "Was wir jetzt erreicht haben ist eine neue Art der Umpolung, so wie sie bisher nicht möglich war", sagt Daniel Kaiser, Doktorand an der Fakultät für Chemie und Erstautor der Studie: "Es ist uns unter einfachen und reproduzierbaren Bedingungen gelungen, einen Teil eines Moleküls, der normalerweise nucleophil ist, in ein Elektrophil zu verwandeln", so Kaiser. "Das ermöglicht uns die Entwicklung einer breiten Palette neuer chemischer Reaktionen. Und: Diese Polaritätsumkehr eröffnet neue Synthesewege und Ansätze beim Planen einer synthetischen Sequenz", erklärt Maulide weiter.
Chemiker planen mehrstufige Synthesen neuer oder bekannter Moleküle auf Basis bekannter Reaktionen und Reaktivitätsmuster – durch neue, unkonventionell polarisierte Bausteine kann ein Paradigmenwechsel eingeleitet werden, der völlig neue Ansätze und Ideen zulässt. Ein solcher neuer Ansatz zur Kohlenstoff-Kohlenstoff-Bindungsbildung ist der Maulide-Gruppe in der vorliegenden Arbeit gelungen.
Unkonventionelle Forschung
"Diese neue Reaktion wirkt auf den ersten Blick unkonventionell. Aber unsere Forschungsgruppe hat schon einige Erfahrung mit ungewöhnlichen Reaktionen – demnach passt es ins Gesamtbild, dass wir nun eine weitere 'eigenartige', aber potenziell sehr nützliche Transformation gefunden haben", sagt Maulide: "Darin liegt der Wert der Grundlagenforschung: Wir stellen unkonventionelle Fragen, unabhängig etwaiger praktischer Anwendungen".
Im Fall von McN-5652 konnten Maulide und sein Team einen hochpotenten bioaktiven Stoff mit Anwendungen im Neuroimaging einfach und schnell herstellen. "Wer weiß, welche Fortschritte diese Entdeckung vielleicht noch bringt", so der portugiesische Chemiker.
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