Chemie: Protektionismus bremst globale Lieferketten

10.05.2017 - Deutschland

Protektionismus und geopolitische Krisen werden die Lieferketten deutscher Chemieunternehmen in den kommenden beiden Jahren am meisten beeinflussen. Erst mit etwas Abstand folgen Nachhaltigkeit in der Lieferkette, Digitalisierung und der Ölpreis. Die Bedeutung von China als Handelspartner wird an Bedeutung gewinnen, während die protektionistische Politik Donald Trumps die Attraktivität der USA als Partner für die deutsche Chemieindustrie schwächt. Die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien in der Lieferkette wird zukünftig zu einem wichtigen Wettbewerbsfaktor. Dies sind die Ergebnisse der aktuellen CHEMonitor-Trendumfrage von CAMELOT Management Consultants und CHEManager.

"Deutschland und Westeuropa sind als Absatzmärkte für die deutsche Chemieindustrie zunehmend attraktiv. Außerhalb Europas, stark beeinflusst von Protektionismus und geopolitischen Krisen, werden sich die globalen Lieferketten in den nächsten Jahren wieder stärker auf China und Asien fokussieren, bezüglich Nordamerika herrscht Unsicherheit", bringt Dr. Josef Packowski, Managing Partner bei CAMELOT, die konjunkturellen Ergebnisse der 28. CHEMonitor-Befragung auf den Punkt. Für das CHEMonitor Trendbarometer werden zweimal pro Jahr über 200 Top-Entscheider der deutschen Chemieindustrie befragt.

Bei der aktuellen CHEMonitor-Befragung nannten die deutschen Chemiemanager Protektionismus (51 % der Nennungen) und geopolitische Krisen (45 %) als die beiden Entwicklungen mit der größten Wirkung auf die unternehmenseigene Lieferkette in den kommenden zwei Jahren. Nur noch jeder fünfte Chemiemanager denkt, dass Freihandelsabkommen die eigene Lieferkette deutlich beeinflussen könnten.

Handel mit China und den USA

Rund ein Drittel der Befragten erwarten in den kommenden zwei Jahren sowohl bessere Export- als auch Importbedingungen im Handel mit China. In Bezug auf die USA zeigt sich klar ein gegenteiliger Trend: Seit der Wahl von Präsident Trump schwächt dessen protektionistische Politik die Attraktivität der USA als Partner für die deutsche Chemieindustrie: Im März 2017 rechneten über drei Viertel der befragten Chemiemanager kurzfristig mit schlechteren Bedingungen für den Export nach Übersee. Die Hälfte geht zudem von erschwerten Chemieimporten aus den USA nach Deutschland aus.

Nachhaltigkeit in der Lieferkette als Wettbewerbsfaktor

Vor dem Hintergrund des G20-Prozesses und der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen wurden die Chemiemanager auch zum Thema Nachhaltigkeit in der Lieferkette befragt. Dr. Sven Mandewirth, Partner und Chemieexperte bei CAMELOT, fasst die Ergebnisse zusammen: "Auf längere Sicht wird die Nachhaltigkeit in den globalen Lieferketten ein wichtiger Wettbewerbsfaktor sein. Dies sehen aktuell noch weniger als 50 % der deutschen Chemiemanager so. Die Potenziale sind hier also groß".

Bei der Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien in der Lieferkette zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen großen und mittelständischen Chemieunternehmen. Während 79 % der Manager aus großen Chemieunternehmen antworteten, ihre Lieferanten werden nach Nachhaltigkeitskriterien bewertet, lag in mittelständischen Unternehmen der Anteil nur bei 35 %. Ein sehr hoher Anteil der großen Chemieunternehmen berücksichtigt neben den beiden klassischen Kriterien Qualität und Preis Kriterien wie Menschenrechte (83 %), Arbeitsbedingungen (79 %), Korruptionsbewertung (71 %) und Umwelt- und Klimaschutz (67 %). Im Chemiemittelstand spielen diese Punkte nur bei 35 - 45 % der Unternehmen eine Rolle bei der Lieferantenbewertung.

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