VW will sich frühzeitig Batterierohstoffe sichern
(dpa-AFX) Der Volkswagen-Konzern will vor dem Elektroautozeitalter frühzeitig die Versorgung mit dem Batterie-Rohstoff Lithium sicherstellen. "Zum einen könnten wir unseren Bedarf über Vereinbarungen mit den Unternehmen decken, die uns künftig mit Batteriezellen beliefern", sagte VW-Strategiechef Thomas Sedran dem "Handelsblatt" (Freitag). Genauso gut könne das Unternehmen Verträge direkt mit Lithium-Produzenten abschließen. "Vielleicht beteiligen wir uns auch an Minengesellschaften", fügte der seit Herbst 2015 für Volkswagen tätige Ex-Opel-Chef an. Wahrscheinlich werde es eine Mischung aus all dem werden. "Im Volkswagen-Konzern haben wir dazu noch keine Grundsatzentscheidung getroffen."
Lithium ist der Grundstoff heutiger Batterietechnologie, auch in künftigen Generationen wie der energieeffizienteren Feststoffzelle kommt das Leichtmetall laut Sedran zum Einsatz. Die Autobauer rechnen in den kommenden zehn Jahren mit einem deutlichen Sprung bei Produktion und Absatz von Elektroautos, die insbesondere die Abgasbelastung heutiger Verbrennungsmotoren senken sollen. VW etwa kalkuliert bei Neufahrzeugen bis 2025 mit einem Anteil von bis zu einem Viertel reiner Elektroantriebe. 30 neue E-Fahrzeuge sollen bis dahin entwickelt werden. Eigenes Know-How in der Batterietechnologie ist zudem ein Kernbaustein in der Strategie von Vorstandschef Matthias Müller.
Nach wie vor ist nicht entschieden, ob VW auch eine eigene Fertigung von Batteriezellen aufbaut - den Grundbausteinen von Elektrobatterien. "Die Batteriezellenfertigung ist sehr know-how- und kapitalintensiv. Weltweit gibt es nur ein paar Unternehmen, die das wirklich können", sagte Sedran. "Für Anbieter wie Samsung, LG oder Panasonic arbeiten Tausende von Chemikern in der Zellentwicklung." Um auf Augenhöhe zu bleiben, brauche es strategische Partnerschaften und auch gemeinsame Fertigung. "Mit wem, wird gerade verhandelt", sagte der 52-Jährige dem Blatt.
Die wichtigsten Förderländer von Lithium seien Argentinien, Chile und Australien, bald komme noch China hinzu. Ab 2020 dürfte der Verbrauch des Rohstoffs deutlich zunehmen, so Sedran. "Wir gehen weltweit ungefähr von einer Verdreifachung bis 2025 aus. Auf die Automobilbranche entfällt heute noch ein kleiner Teil, auf längere Sicht gesehen wird es etwa die Hälfte des Weltbedarfes sein."
Um sich stabile Preise zu sichern, will VW langfristige Lieferverträge für einen großen Teil des eigenen Bedarfs abschließen. "Genau zu diesem Zweck haben wir beispielsweise auch in Argentinien Mitarbeiter vor Ort, um mit den Lithium-Förderunternehmen Geschäftsbeziehungen auf- und auszubauen", sagte Sedran. Mit anderen Herstellern spreche VW derzeit nicht über Einkaufsbündnisse. "Hier geht jeder Automobilhersteller seinen eigenen Weg, genauso wie jeder seine eigene Strategie in Sachen Elektromobilität verfolgt."
Ob Autobauer eine eigene Batterieproduktion brauchen, ist in der Branche ein großes Thema. Deutsche Hersteller betonen, dass die Nähe der Batteriefertigung zur Autoproduktion wichtig sei - zu schwer sind ihnen die Batterien, um sie aus Asien in großem Stil teuer in alle Werke weltweit zu verschiffen. Daimler hat bereits eine eigene Batteriefertigung in Deutschland, VW plant hierzulande ebenfalls eine Batteriefabrik. Arbeitnehmervertreter setzen darauf, dass dort neue Arbeitsplätze entstehen, die im Bau herkömmlicher Verbrennungsmotoren verloren gehen dürften. Der mit seinen Elektromodellen erfolgreiche japanische Autobauer Nissan allerdings hat seine Batteriesparte jüngst verkauft.
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