Leinöllacke werden salonfähig

09.10.2003

Öle, Lacke und Firnisse aus Leinöl werden traditionell zum Schutz pflanzlicher Oberflächen verwendet. Da sie jedoch deutlich langsamer trocknen als synthetische Öle und drei bis fünf mal aufgetragen werden müssen, finden sie derzeit nur in kleineren Mengen im Handwerk Anwendung. Und das, obwohl die pflanzlichen Produkte im Gegensatz zu ihren fossilen Konkurrenten eine feste Verbindung mit dem Holz eingehen, die das Holz sowohl schützt, als auch seine natürliche Atmung gewährleistet. Dank eines Forschungsprojekts der Naturhaus Naturfarben GmbH und ihrer Partner hat das Nischendasein der Leinöllacke nun ein Ende. Von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) unterstützt, gelang es, die Ergebnisse aus Laborversuchen in den industriellen Maßstab zu übertragen. Die schnellere Trocknung der Lackfilme stand im Vordergrund der Entwicklungsarbeiten. Die Epoxidierung des Leinöls brachte erste Erfolge, da dabei Luftsauerstoff in den Lackfilm gelangt, der die Trocknung beschleunigt. Zusatzstoffe wie Keramikpartikel, kaltvermahlene sprühmikronisierte Wachse und hochdisperse Kieselsäure verstärkten diesen Effekt zusätzlich. Für eine breite industrielle Nutzung von Linatur ist jedoch die maschinelle Verarbeitung eine Grundvoraussetzung. Die MK Lackiertechnik GmbH testete das neue Produkt daher im Spritzauftrag, die Friedhelm Nolte GmbH im Walzenauftrag. Den entscheidenden Fortschritt sollte die Verknüpfung mit der industriell gängigen UV-Trocknung bringen. Bei diesem Verfahren härteten unter UV-Strahlung bis dahin nur synthetische Lacke. Während die Rezeptur für einen breiten Einsatz im Spritzauftrag noch verbessert werden muss, führte der Walzenauftrag in Kombination mit der UV-Trocknung zu sehr guten Ergebnissen. Die erzielten Oberflächen waren weder optisch noch haptisch von geölten und gewachsten Hölzern zu unterscheiden. Das Buchenparkett machte außerdem sowohl in den Belastungstests nach der Möbelfakta-Richtlinie als auch nach der in Deutschland gängigen DIN 68861 eine gute Figur. Die Friedhelm Nolte GmbH hat daher erste Produkte unter dem Namen "Brilliant-Öl" in ihr Fußbodensortiment aufgenommen. Bei der Naturhaus Naturfarben GmbH ist außerdem Linatur UV-Öl für die Reparatur lokaler Beschädigungen erhältlich. Um das Leinölprodukt noch breiter nutzbar zu machen, will sie das Projekt noch fortführen. Ziel ist es, glänzende Oberfläche mit beliebiger Schichtstärke aus Linatur-Grundöl auch ohne Zusatz von Mattierungs- und Wachsadditiven zu erreichen. Barbara Wenig

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