Chemieindustrie erwartet Erholung - Wachstumsziele 2003 verfehlt

05.12.2003

Frankfurt/Main (dpa) - Die deutsche Chemieindustrie wartet noch auf den Aufschwung. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) rechnet 2004 mit einer vom Export getragenen Erholung der Branchenkonjunktur. Bei leicht sinkenden Erzeugerpreisen könnten Umsatz und Produktion um jeweils 1,5 Prozent steigen, sagte VCI- Präsident Jürgen Hambrecht am Donnerstag in Frankfurt. Diese Steigerungsraten seien für die stark Export orientierte Branche aber nur zu erreichen, wenn der Höhenflug des Euro nicht weiter anhalte.

In diesem Jahr hat die Chemiebranche ihre selbst gesteckten Ziele nicht erreicht. «Seit einigen Wochen gibt es erste Zeichen für eine Belebung der Weltwirtschaft, davon spüren wir allerdings noch nichts», sagte Hambrecht, der auch BASF-Chef ist. Die Produktion konnte nur um 0,5 Prozent ausgeweitet werden, ursprünglich war ein Plus von 2 Prozent angepeilt worden. Der Umsatz stieg statt um 3 Prozent nur um 1,5 Prozent auf 135,6 Milliarden Euro. Das Wachstum sei allein höheren Erzeugerpreisen und einer zunehmenden Nachfrage aus dem Ausland zu verdanken.

Hambrecht kritisierte die schlechten Rahmenbedingungen für die Chemieindustrie. «Aus Brüssel und Berlin kommen zunehmend Gesetze und Initiativen mit kostentreibender und innovationshemmender Wirkung», sagte der VCI-Präsident. In der Summe schwächten sie massiv die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland. Als Wettbewerbsnachteile nannte er hohe Stromkosten, Beschränkungen für die Gentechnik in der Landwirtschaft, die umstrittene Reform der EU-Chemikalienpolitik und den Emissionshandel. «Wir wollen von den Fesseln der Überregulierung befreit werden», verlangte Hambrecht.

2003 haben die Chemieunternehmen nach ersten Schätzungen rund sechs Milliarden Euro in Deutschland investiert, etwas weniger als im Vorjahr. Auch im Ausland gingen die Investitionen leicht zurück. Die Kapazitätsauslastung der Chemieindustrie liege im Durchschnitt bei etwa 80 Prozent. Nach drei Jahren ohne Wachstum gebe es in einigen Bereichen Überkapazitäten. Die Zahl der Beschäftigten in der deutschen Chemieindustrie blieb mit 465 000 Mitarbeitern stabil. Viele große Unternehmen hätten ihre Belegschaften verkleinert, kleinere Betriebe dafür mehr Personal eingestellt. Auch von West- nach Ostdeutschland habe es Verschiebungen gegeben.

Bei den einzelnen Sparten schnitten Hersteller von Produkten für den privaten Verbrauch wie Wasch- und Körperpflegemittel am besten ab. Wegen der starken Nachfrage aus dem europäischen Ausland stieg die Produktion um 6,5 Prozent. Auch die von der Konjunktur weitgehend unabhängige Pharmasparte konnte ihre Produktion um 3,5 Prozent ausweiten. Bei anorganischen Grundchemikalien, Fein- und Spezialchemikalien sowie Chemikalien für die Landwirtschaft gab es ebenfalls Zuwächse. Die Petrochemie musste wegen der schwachen Industriekonjunktur ein Minus von 1,5 Prozent hinnehmen. Die Polymerproduktion sank sogar um 5 Prozent.

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