Innovationen im Weltmarkt für Chemiewerkstoffe
Die höchsten Umsätze sind laut Frost & Sullivan im innovativen BAW-Sektor zu erwarten, der 2009 bereits mehr als 700 Millionen US-Dollar erwirtschaften soll. BAW werden aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt und teilweise zusätzlich verstärkt. Während BAW bislang nur in Lebensmittelverpackungen, Landwirtschaftsfolien und verschiedenen Kleinanwendungen verwendet wurde, eröffnet sich im Elektronikmarkt derzeit eine ganz andere Perspektive: Mittlerweile werden BAW beispielsweise immer häufiger zur Herstellung umweltfreundlicher Notebookgehäuse oder zur Verpackung von Siliziumchips eingesetzt.
Auch für die anderen Produktmärkte in der Chemiewerkstoffbranche bietet die Elektronikindustrie ein enormes Potenzial. So finden LCP zunehmend Verwendung bei der Herstellung von Linsenhaltern für Optical-Pickup-Elemente von CD-ROM- und DVD-Geräten. Damit erschließt sich dem derzeit auf 249,3 Millionen Dollar (2003) bezifferten LCP-Markt eine wichtige neue Ertragsquelle.
Die Hersteller von COC entwickeln momentan Produkte mit verbesserter Stoß- und Hitzeresistenz für die leitenden Schichten in LCDs und Autoscheinwerfern. Sollten sich diese Anwendungen durchsetzen, rechnet Frost & Sullivan für diesen Sektor mit einer durchschnittlichen Jahreswachstumsrate von 3,8 Prozent und Umsätzen in Höhe von 59,8 Millionen US-Dollar im Jahr 2009.
Ein regelrechter Boom ist im PK-Sektor zu erwarten, dessen Wert momentan bei 116 Millionen US-Dollar (2003) liegt. Hier kamen im vergangenen Jahr innerhalb von sechs Monaten 249 neue Anwendungen auf den Markt, weitere 1380 Produkte sind noch in der Pipeline. Das neue Schlagwort der Branche heißt Spritzguss, dicht gefolgt von Folien-Stangpressen und Blasformen. Wichtige Impulse liefern hier vor allem die Absatzmärkte für Elektronik und elektrische Teile, weil sich mit PK unter anderem hochwertige Materialien für Transport und Schutz von Mikrochips und Elektronik herstellen lassen. Gleichzeitig verstärkt sich auch die Nachfrage aus dem Energiesektor und dem Markt für medizinische Geräte.
Neben der Erweiterung der Produktpalette setzen viele Chemiewerkstoff-Hersteller auf die geographische Expansion, um ihre Marktposition zu stärken. Speziell in Asien will man mit dem Aufbau neuer Produktionsstätten die Umsätze steigern und gleichzeitig Lohnkosten sparen. Große multinationale Unternehmen erhöhen derzeit ihre Präsenz sowohl im Raum Asien-Pazifik als auch in Nordamerika und Europa.
Während etablierte Wettbewerber bereits hohe Zuwächse verzeichnen können, müssen Marktneulinge zunächst Lizenzvereinbarungen mit anerkannten Zulieferern eingehen, wenn sie in den sich ständig weiter entwickelnden Polymermärkten Fuß fassen wollen. "Diese Methode ist den weitaus kostenintensiveren Optionen wie Akquisition oder Entwicklung eines neuen Geschäfts sicherlich vorzuziehen", kommentiert Brian Balmer, Branchenanalyst bei Frost & Sullivan (http://chemicals.frost.com).
"Die Auswahl des richtigen Partners ist für einen Marktneuling von entscheidender Bedeutung - nicht nur, um die Geschäfte anzukurbeln, sondern auch, um die Kunden auf sich aufmerksam zu machen," so Balmer. "Außerdem ist es von Vorteil, wenn ein Hersteller eine exzellentes und wachsendes Repertoire an vielseitig einsetzbaren Produkten vorweisen kann. Partnerschaften und Allianzen haben dazu beigetragen, den Druck der großen internationalen Konzerne auf die Branche zu verringern, was den kleineren Unternehmen mehr Handlungsfreiheit verschafft."
Vergrößert sich die Anzahl der Wettbewerber jetzt noch weiter, wird sich der Preisdruck noch verstärken, was wiederum die Entwicklung neuer Anwendungen stimulieren dürfte. Durch die kontinuierliche Einführung neuer Polymere und Kompositwerkstoffe entwickelt sich der Markt für thermoplastische Polymere zunehmend zum harten Konkurrenten für Hersteller traditioneller Materialien.
Originalität bei Produktdesign und -merkmalen sowie Überlegenheit bei Leistung dürften den Polymer-Unternehmen dabei helfen, sich von den Wettbewerbern abzusetzen. "Der COC-Markt hat zum Beispiel einen Einweg-Insulinpen entwickelt, damit sich Diabetiker den Wirkstoff schnell und sicher selbst verabreichen können. Solche 'smarten' Erfindungen schaffen nicht nur neue Standards in der Medikamentenverabreichung, sondern tragen entscheidend zur Produktdifferenzierung bei", sagt Balmer.
Trotz der zahlreichen Vorteile gegenüber Konkurrenzprodukten konnten sich innovative Polymere bisher nicht als Massenprodukt durchsetzen. Grund dafür ist ihr hoher Preis. "Hier herrscht hoher Handlungsbedarf, zumal die Preise für die meisten Kunststoffe drastisch gefallen sind", schließt Balmer.