Großes EU-Projekt sucht Wirkstoffe gegen chronische Entzündungen

15.06.2001

Viereinhalb Millionen Mark stellen die Europäische Union und der Schweizer Nationalfonds für ein multinationales Forschungsprojekt zur Verfügung, das die Entstehungsprozesse von chronischen Entzündungen im Detail aufklären und zuverlässige Arzneiwirkstoffe entwickeln soll. Bei Erfolg würde eine effektive Heilung von Krankheiten wie Rheuma, Allergien und Multipler Sklerose in greifbare Nähe rücken. Das Vorhaben, an dem Mediziner, Biologen, Biochemiker und Pharmakologen aus Jena, Genf, Fribourg (CH), London, Madrid und Turin beteiligt sind, wird von Prof. Dr. Reinhard Wetzker, Molekularbiologe an der Friedrich-Schiller-Universität koordiniert.

"Das physiologische Prinzip, nach dem diese chronischen Entzündungsprozesse ablaufen, berührt fast immer die so genannten Phagozyten - das sind Fresszellen -, die aus dem Ruder gelaufen sind und sogar gesunde Zellen angreifen", erläutert Wetzker. Dabei haben diese Fresszellen normalerweise eine sehr sinnvolle Funktion im menschlichen Organismus: Sie bilden die vorderste Frontlinie gegen eingedrungene Bakterien und bekämpfen Infektionen. "Deshalb kann eine Therapie sich nicht grundsätzlich gegen die Phagozyten richten", so Wetzker, "sondern wir müssen versuchen, die gestörten Regulationsmechanismen in den Griff zu bekommen." Eine Schlüsselrolle spielt dabei ein spezielles Enzym, die so genannte Phosphoinositid-3-Kinase Gamma (PI3Ky), die Wetzkers Arbeitsgruppe vor sechs Jahren weltweit erstmals isoliert und beschrieben hat.

Nun gilt die gemeinsame Anstrengung der internationalen Forscherteams dem Ziel, die genauen Wirkprozesse dieses Enzyms auf molekularer Ebene aufzuklären und einen Arzneiwirkstoff zu finden, mit dessen Hilfe sich die körpereigene Produktion des Enzyms regulieren lässt. Wetzkers Jenaer Arbeitsgruppe wird dafür in den nächsten drei Jahren rund 800.000 Mark an EU-Mitteln zur Verfügung haben.

Weitere News aus dem Ressort

Meistgelesene News

Weitere News von unseren anderen Portalen

So nah, da werden
selbst Moleküle rot...