Titan soll den Weichmachern Grenzen setzen

13.08.2004

Für Infusionen müssen Schlauch und Beutel elastisch sein, und Kunststoffprodukte erfüllen diese Bedingung bestens, weil sie Weichmacher enthalten. Phtalate erweisen sich hier wie in anderen Bereichen der Medizintechnik als äußerst nützlich, doch zugleich bedeutet der Kontakt mit diesen Substanzen ein Gesundheitsrisiko, vor allem wegen ihrer hormonähnlichen Wirkungen. So kommen ausgerechnet kranke Menschen während der Behandlung verstärkt mit potentiell schädlichen Stoffen in Berührung. Ein Forschungsvorhaben unter dem Namen "MigraStop", das von der Bayerischen Forschungsstiftung gefördert wird, soll nun Abhilfe schaffen. Prof. Dr. Jürgen Angerer vom Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Universität Erlangen-Nürnberg kooperiert dabei mit der GfE Medizintechnik GmbH, die ein neues Beschichtungsverfahren entwickelt hat.

Die in Nürnberg ansässige Firma GfE Medizintechnik hat kürzlich ein Verfahren entwickelt und patentiert, mit dem es gelingt, Kunststoffe mit ultrafeinen Schichten inerter Materialien, wie z.B. Titan, zu versiegeln. Wie erste Untersuchungen zeigen, verhindert eine solche Titan-Schicht das Ausbluten von Kunststoffbestandteilen und damit den Übertritt unerwünschter Substanzen in den menschlichen Körper.

Am Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin wird die Belastung des Menschen durch Phthalate seit langem erforscht. Darauf die kann "MigraStop" jetzt aufbauen. Dabei ist zunächst experimentell zu prüfen, ob eine Titanbeschichtung von PVC die in sie gesetzten Hoffnungen erfüllt und als Migrationsbarriere den Austritt von DEHP verhindert. In einem zweiten Schritt werden Personengruppen wie Blutspender oder Frühgeborene untersucht, die mit den bisher üblichen Kunststoffprodukten in Berührung kamen, und mit solchen verglichen, die mit dem Titan beschichteten medizinischen Zubehör behandelt worden sind.

Die im Rahmen des Gesamtprojektes geförderten Untersuchungen im Bereich der Blutspende erfolgen in Zusammenarbeit mit Priv.-Doz. Dr. Volker Weisbach aus der Abteilung für Transfusionsmedizin und Hämostaseologie (Leiter: Prof. Dr. Reinhold Eckstein) des Universitätsklinikums Erlangen.

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