Bayer schließt strategische Pharma-Allianz mit Schering-Plough
Der Vereinbarung zufolge soll Schering-Plough in den USA die Marketing- und Vertriebsorganisationen sowie die dazugehörigen Geschäftstätigkeiten für die Allgemeinarzt-Produkte ("primary care") von beiden Firmen führen. Davon sind etwa 1.800 Mitarbeiter im US-Marketing und -Vertrieb von Bayer betroffen, wobei ein großer Teil von ihnen in die Schering-Plough-Organisation integriert werden soll. Durch den Zusammenschluss werden eine erheblich stärkere Marktpräsenz, eine saisonal bessere Auslastung des Außendienstes und dadurch eine verbesserte Schlagkraft im Vertrieb der Bayer-Produkte in den USA erreicht.
Die Bayer-Medikamente werden weiterhin unter ihren eingeführten Markennamen verkauft und bleiben in Eigentum und Verantwortlichkeit des Leverkusener Konzerns. Das Abkommen umfasst nur die derzeit zugelassenen Bayer-Produkte.
Zu den künftig von Schering-Plough beworbenen Bayer-Arzneimitteln zählen die Antibiotika Avelox und Cipro, das Herz-Kreislauf-Medikament Adalat sowie einige weitere Allgemeinarzt-Produkte. Bayer stellt dem US-Unternehmen die Produkte gegen umsatzabhängige Vergütungen bereit. Schering-Plough soll auch verantwortlich sein für das US-Geschäft von Levitra, das unter einem Co-Promotion-Abkommen zwischen Bayer HealthCare und GlaxoSmithKline (GSK) vermarktet wird. Für die Bewerbung von Levitra in den USA erhält Schering-Plough einen Teil des Bayer zustehenden US-Ergebnisses von Levitra. Zu den weiteren Schering-Plough-Präparaten in diesem Markt gehören die Allergie- und Atemwegsprodukte Nasonex, Clarinex und Foradil sowie die Herz-Kreislauf-Präparate Vytorin und Zetia.
Gleichzeitig wird eine neue, global verantwortliche Bayer-Geschäftseinheit Onkologie geschaffen, die mit dem Aufbau eines Onkologie-Außendienstes beginnen wird. Diese Einheit wird ihren Sitz in West Haven, Connecticut, haben und die Marktausbietung von BAY 43-9006 vorbereiten. Dieses gemeinsam mit Onyx Pharmaceuticals entwickelte Medikament, das in der klinischen Prüfung zur Behandlung des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms ermutigende Ergebnisse gezeigt hat, befindet sich zurzeit in Phase III der klinischen Entwicklung. Die Vereinbarung mit Schering sieht auch vor, dass Bayer einige der Krebsmedikamente von Schering-Plough in den USA und in wichtigen europäischen Märkten für eine bestimmte Zeit bewerben soll und erhält dafür Kostenersatz. Das Prostatakrebs-Medikament Viadur von Bayer wird auch zum Portfolio der neuen Onkologie-Einheit gehören.
"Mit der Neupositionierung unseres US-Pharmageschäfts verbessern wir die Kostenstruktur unserer Organisation und stärken so die Ertragskraft unserer Produkte in diesem wichtigen Markt", betont Arthur Higgins, Chairman des Executive Committees von Bayer HealthCare. "Der Aufbau der Geschäftseinheit Onkologie ist eine wesentliche Basis für eine erfolgreiche Präsenz in diesem bedeutenden Therapiegebiet und zugleich ein wichtiges Investment in die Zukunft unserer Division Pharma."
In Japan sieht die Kooperation ein Co-Marketing-Abkommen für das neue Herz-Kreislauf-Medikament Zetia von Schering-Plough vor, das sich zurzeit im Zulassungsverfahren befindet. Die langjährige Erfahrung und Expertise von Bayer Yakuhin, der japanischen Pharma-Tochter des Konzerns, auf dem Gebiet der Herz-Kreislauferkrankungen soll hier für die Marktausbietung genutzt werden.
Die Bayer HealthCare-Division Pharma in den USA - mit Sitz in West Haven, Connecticut - wird sich auf das profitable Geschäft mit Spezialisten und Fachärzten konzentrieren. Das Portfolio umfasst neben den Onkologie-Präparaten insbesondere das umsatzstarke Biotech-Medikament Kogenate zur Behandlung der Bluterkrankheit und das für Operationen am offenen Herzen eingesetzte Trasylol.
Beide Unternehmen gehen davon aus, dass die Verträge zum 1. Oktober 2004 in Kraft treten und die Transaktion danach schnellstmöglich umgesetzt werden soll. Für Personalabbau sowie sonstige einmalige Aufwendungen werden - überwiegend im Jahre 2004 - Kosten in der Größenordnung von 50 bis 70 Millionen Euro anfallen. Für die Folgejahre wird ein positiver Ergebniseffekt erwartet.