Neue Verpackungsfolien sorgen für keimfreie Lebensmittel

Konservierungsstoffe können auf minimale Mengen reduziert werden

13.10.2004

Schimmelige Nahrung will niemand. Doch auch Konservierungsstoffe wie Benzoe- oder Sorbinsäure lassen Verbraucher nicht in Begeisterungsstürme ausbrechen. Wissenschaftler des Verbundes Polymere Oberflächen POLO suchten deshalb nach einer neuen Konservierungsmethode und entwickelten neuartige Folien, die die Lebensmittel vor Keimen schützen können. Sie setzen die konservierenden Stoffe nicht dem Nahrungsmittel zu, sondern beschichten die Verpackungsfolie damit - eine effektive Methode, denn gerade dort, wo das Lebensmittel an die Verpackung grenzt, nisten sich Keime ein. "So werden die Substanzen gezielt an die Oberfläche des Lebensmittels gebracht, wo sie auch wirken sollen", erklärt Dieter Sandmeier, Gruppenleiter am Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV. "Konservierungsstoffe können wir so auf minimale Mengen reduzieren."

Aufgebracht werden die Schichten über spezielle Lackierungsverfahren, in denen etwa Ormocere® als Lackgrundstoff dienen. Diese Kunststoffe enthalten Bestandteile von anorganischen Gläsern und organischen Polymeren. "Wir konnten Folien entwickeln, die feste Produkte vor dem Befall verschiedenster Keime schützen", freut sich Sandmeier.

Ein flüssiges Lebensmittel wie Milch schützt eine solche Folie jedoch nicht ausreichend. Die abgegebenen Konservierungsstoffe blieben hier nicht wie bei festen Produkten an der Oberfläche, sondern würden sich durch Konvektion im gesamten Produkt verteilen und bis zur Unwirksamkeit verdünnen, so die Experten. Verpackungsmaterialien für Flüssigkeiten werden daher vor dem Kontakt mit den Lebensmitteln entkeimt, etwa mit Wasserstoffperoxid. Das aufwändige Verfahren erfordert jedoch Temperaturen von über 70 °C, die einige Kunststoffe wie PET nicht aushalten.

Die Forscher vom IVV haben deshalb den Medizintechnikern auf die Finger geschaut: Sie sterilisieren Medizinbestecke mit Plasma, einem ionisierten Gas. Diese Behandlung dauert allerdings über eine halbe bis eineinhalb Stunden - für einen industriellen Prozess deutlich zu lange. Entsprechend wurde das Verfahren so weit optimiert, dass bereits ein bis fünf Sekunden genügen. Auch der Energieeinsatz bei dem Verfahren ließ sich um bis zu dem Faktor 1 000 senken. Über die Produkte informieren die Forscher auf der Messe "K", die vom 20. bis 27. Oktober in Düsseldorf stattfindet, in Halle 3.

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