Chemo-Informatiker legt Grundlagen für neue Arzneimittel gegen die Alzheimer'sche Krankheit

FIZ CHEMIE Berlin-Dissertationspreis geht an Dr. Edgar Luttmann, Universität Paderborn

15.11.2004

Der Chemo-Informatiker Dr. Edgar Luttmann (31) erhält für seine mit Auszeichnung benotete Doktorarbeit den FIZ Chemie (Fachinformationszentrum für die Chemie) Berlin-Dissertationspreis 2004. Seine Studien geben neue Einblicke in die biochemischen Vorgänge der Alzheimer'schen Krankheit und legen die Grundlage für die Entwicklung von neuen Arzneimitteln zur Alzheimer-Therapie.

Mit dem FIZ CHEMIE Berlin-Dissertationspreis prämiert die Fachgruppe Chemie - Information - Computer (CIC) der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) herausragende Doktorarbeiten, die zukunftsweisend für die weitere Entwicklung der Chemo-Informatik sind. Stifter des Preises ist das Fachinformationszentrum (FIZ) Chemie Berlin, ein führender Anbieter von wissenschaftlichen Datenbanken, die zum Alltag aller forschenden Chemiker weltweit gehören.

"Mit seiner Arbeit hat Dr. Edgar Luttmann wegweisende Erkenntnisse zum Verständnis der Alzheimer'schen Demenz erbracht und so weitere Möglichkeiten der Therapie aufgezeigt", unterstreicht der Geschäftsführer des FIZ CHEMIE Berlin, Professor Dr. René Deplanque die Entscheidung der Jury. "Der interdisziplinäre Ansatz seiner Arbeit belegt eindrucksvoll, dass die Chemoinformatik bei der Entwicklung neuer Wirkstoffe heute nicht mehr wegzudenken ist."

Luttmanns Doktorvater, Professor Dr. Gregor Fels von der Arbeitsgruppe Organische Chemie der naturwissenschaftlichen Fakultät an der Universität Paderborn erklärt: "Die Arbeit ist ein schönes Beispiel dafür, wie im Zusammenspiel von Chemie und Informatik Lösungen für schwierige Fragestellungen gefunden werden können, die ein Chemiker ohne das Werkzeug Computer und die entsprechende Doppelqualifikation nicht mehr lösen könnte. Im konkreten Fall heißt dies, dass Dr. Luttmann mit seinen Ergebnissen aus der computergestützten Modellierung von Molekülen und den Untersuchungen zur Moleküldynamik den Weg zu biochemischen und elektrophysiologischen Experimenten geebnet hat, die letztlich zur Bestätigung der theoretischen Modelle geführt haben".

Luttmann erforschte mit Hilfe von Hochleistungsrechnern und spezieller Chemie-Software die Signalübertragung von Nervenzellen. Dabei untersuchte er, wie eine spezielle Wirkstoff-Klasse die Signalübertragung an der Nahtstelle zwischen den Nervenzellen beeinflusst. Das chemische Grundgerüst dieses Wirkstoffs ist ein Kandidat für die Weiterentwicklung einer Therapie zur Behandlung der Alzheimer'schen Krankheit.

In knapp drei Jahren erforschte der Wissenschaftler die genaue Lage der Bindungsstelle eines Rezeptors, der für die Funktion von Nervenzellen unerlässlich ist. Mit Hochleistungsrechnern simulierte er die Veränderung der dreidimensionalen Struktur an einem Protein, und weitere Studien ergaben neue Einblicke, wie dieses Protein Aggregate bildet, die für das Entstehen der Krankheitssymptome verantwortlich gemacht werden.

Dr. Edgar Luttmann wurde 1973 in Lippstadt geboren. Er studierte Chemie und Informatik an der Universität Paderborn. Im Rahmen eines Austauschprogramms arbeitete und studierte er an der University of Waterloo in Ontario, Kanada. Im August 2000 beendete er sein Chemie-Studium und begann im Januar 2001 mit seiner Doktorarbeit an der naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Paderborn.

Der FIZ CHEMIE Berlin-Dissertationspreis wurde am 14. November in Boppard im Rahmen der CIC-Arbeitstagung übergeben.

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