Bayer-Aktionäre billigen Ausstieg aus Chemie - langes Firmenkapitel geht zu Ende
(dpa) - Der Umbau des Bayer-Konzerns mit der Abspaltung der traditionsreichen Chemiesparte ist unter Dach und Fach: Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung in Essen gaben die Aktionäre am Mittwoch grünes Licht für die Neuausrichtung und den Börsengang der Chemie-Sparte unter dem Namen LANXESS. Damit geht ein langes Firmenkapitel endgültig zu Ende, das vor mehr als 140 Jahren mit Gründung von Bayer in Wuppertal-Barmen begonnen hatte.
In einer mehrstündigen Aussprache hatten zahlreiche Aktionäre zuvor die Pläne des Vorstands grundsätzlich begrüßt. «Wir sagen ja zu LANXESS», sagte eine Vertreterin der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. Mit diesem Schritt geht Bayer den Weg, den zahlreiche Konkurrenten vorher schon eingeschlagen hatten. «Die Abspaltung des Teilkonzerns LANXESS liegt im besten Interesse der Bayer AG und der Aktionäre», sagte Vorstandschef Werner Wenning.
Künftig wird sich Bayer auf die drei Geschäftsfelder Gesundheit, Pflanzenschutz und hochwertige Materialien konzentrieren. Die Entscheidung sei dem Unternehmen nicht leicht gefallen, unterstrich der Bayer-Chef. «Aber Nostalgie allein ist kein guter Ratgeber für die Zukunft». Zum eingeschlagenen Weg habe es keine Alternative gegeben. Mit einem Umsatz von rund 6 Milliarden Euro und mit 20 000 Beschäftigen soll LANXESS ein führendes Chemieunternehmen in Europa werden und mit Branchengrößen wie Dow Chemicals oder BASF konkurrieren.
Jeder Bayer-Aktionär kann jetzt frei darüber entscheiden, ob er über beide Aktien weiterhin an den bisherigen Aktivitäten des Bayer- Konzerns beteiligt bleiben oder aus der Chemie aussteigen will. Für je 10 Bayer-Aktien erhalten die Anteilseigner im Zuge eines so genannten Spin-Off zusätzlich ein LANXESS-Papier. Insgesamt werden gut 73 Millionen Aktien zugeteilt. Die neue Gesellschaft soll Anfang 2005 an der Frankfurter Wertpapierbörse notiert werden.
Auf eine Dividende werden die LANXESS-Aktionäre aber in den ersten Jahren des Bestehens wahrscheinlich verzichten müssen. Im ersten Halbjahr 2004 erwirtschaftete LANXESS einen Pro-Forma-Umsatz von 3,3 Milliarden Euro und einen Konzernverlust von 3 Millionen Euro. «Die heutige Marge von LANXESS ist nicht zufrieden stellend», räumte Wenning ein. Das neue Management werde aber alles unternehmen, um die Profitabilität zu steigern. Mittelfristig peilt das Unternehmen Wenning zufolge eine EBITDA-Marge (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) im niedrigen zweistelligen Bereich an.
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