Forschende Arzneimittelhersteller erwarten schwieriges Jahr

29.12.2004

Berlin (VFA). Angesichts massiver Belastungen durch die Gesundheitsreform blicken die Unternehmen des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) im Hinblick auf die Beschäftigungssituation wenig optimistisch ins Jahr 2005. Eine Umfrage, die der Verband zum Jahresende unter seinen Mitgliedern durchführte, zeigt, dass mit 37 Prozent die Mehrheit der Unternehmen im kommenden Jahr einen Abbau von Arbeitsplätzen erwartet, 33 Prozent der Unternehmen erwarten eine konstante Beschäftigtenzahl und nur 30 Prozent können sich einen Zuwachs vorstellen.

Die Zahl der Beschäftigten in der deutschen Pharmaindustrie ist von September 2003 bis September 2004 bereits um 7.000 Stellen gesunken, das entspricht einem Minus von 5,6 Prozent.

Gestern hatte der Bundesverband der Betriebskrankenkassen mitgeteilt, durch die Gesundheitsreform hätten die Krankenkassen im Jahr 2004 bei den Arzneiausgaben 2,4 Milliarden Euro eingespart. Zu diesen Einsparungen waren - neben den Patienten - die forschenden Arzneimittelhersteller herangezogen worden, die durch die Erhöhung des gesetzlich verfügten Zwangsrabatts von 6 auf 16 Prozent im Jahr 2004 eine Mehrbelastung von einer Milliarde Euro zu tragen hatten.

Wie im Gesetz vorgesehen wird dieser Zwangsrabatt im kommenden Jahr 2005 wieder auf 6 Prozent zurück geführt. Gleichzeitig werden patentgeschützte Arzneimittel unter Festbetrag gestellt - auch dies eine Belastung besonders für die forschende Industrie. Vor diesem Hintergrund erwartet rund ein Drittel der VFA-Mitgliedsunternehmen in 2005 auch für den Umsatz eine Stagnation oder einen weiteren Rückgang. Etwa die Hälfte der Unternehmen erwartet eine leichte Erholung des Umsatzes, doch nur ein Sechstel rechnet mit einem fühlbaren Umsatzplus, das sich auf den Verkauf innovativer Produkte stützt.

"Ich warne davor, die Ergebnisse als Schwarzmalerei anzusehen", kommentierte Cornelia Yzer, Hauptgeschäftsführerin des VFA, die Umfrage heute. Bei den Arzneimittelkosten, die langfristig vor allem wegen zunehmender Lebenserwartung und medizinischem Fortschritt anstiegen, läge Deutschland weit hinter Ländern wie USA und Japan. Die Folge der allein auf Kostendämpfung fixierten Gesundheitspolitik sei, dass hierzulande weniger innovative Mittel verordnet würden. "Dabei werden einem Kassenpatienten im Durchschnitt monatlich gerade einmal für 27 Euro Medikamente verschrieben. Die Sanierung des deutschen Gesundheitssystems daran festmachen zu wollen, ist ein untauglicher Versuch", so Yzer. "Das schadet den Patienten einerseits und einer innovativen Schlüsselindustrie und ihrem Standort andererseits."

Die Erwartungen der VFA-Unternehmen für den Export 2005 entsprechen im Wesentlichen denen für 2004: Rund die Hälfte erwartet Stagnation, rund 40 Prozent rechnen mit Wachstum.

Für 2005 prognostizieren die VFA-Mitgliedsunternehmen die Markteinführung von 50 Innovationen, davon 24 mit neuen Wirkstoffen. Die neuen Medikamente sollen vor allem der besseren Behandlung folgender Krankheiten dienen: Krebserkrankungen, Atemwegserkrankungen (wie Asthma und die chronisch obstruktive Lungenerkrankung/COPD) sowie neurologische Erkrankungen (wie Parkinson und Multiple Sklerose). Von den 24 neuen Wirkstoffen werden acht gentechnisch erzeugt. Die Bedeutung gentechnischer Arzneimittel nimmt damit im Repertoire therapeutischer Optionen wie auch im Markt weiterhin zu.

Optimistischer als für 2004 sind die Unternehmen hinsichtlich ihrer Aufwendungen für Forschung und Entwicklung: Einen Rückgang, wie ihn für dieses Jahr noch über 60 Prozent der Unternehmen vorhersahen, erwartet für 2005 nur noch ein Viertel. Immerhin ein weiteres Viertel der Unternehmen spricht von einer Erhöhung der Aufwendungen.

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