Westdeutsche Chemie: Spitzenreiter bei Arbeitskosten

Wechselkurse verschieben das Bild

14.12.2005

Die Arbeitskostenanalyse des Bundesarbeitgeberverbandes Chemie (BAVC) für das Jahr 2004 zeigt, dass der Chemiestandort Westdeutschland im internationalen Vergleich trotz eines nur unterdurchschnittlichen Kostenanstiegs um 0,9% auf 41,57 Euro weiterhin Kosten-Rang 1 einnimmt.

Da die meisten anderen europäischen Länder, insbesondere diejenigen, die dem Euroraum angehören, zum Teil deutlich höhere Steigerungsraten zu verzeichnen hatten, ist der Abstand im zurückliegenden Jahr zwar etwas geschrumpft, aber nach wie vor erheblich. Auf den Rängen 1 bis 9 der internationalen Chemie-Arbeitskostenskala hat sich keine Veränderung ergeben. Im Mittelfeld gab es dagegen - insbesondere wechselkursbedingt - einige Verschiebungen. Das betrifft Japan und die USA, die durch die Aufwertung des Euro billiger geworden sind.

Auch am "Tabellenende" ist die Reihenfolge - wie an der Tabellenspitze - unverändert geblieben. Die "alten" EU-Länder Portugal und Griechenland liegen in Sachen Chemie-Arbeitskosten weiter auf den unteren Rängen. Ein erheblicher Abstand besteht zu den osteuropäischen Beitrittsländern, deren Arbeitskosten sich massiv erhöht haben, aber noch immer erst 23% bis 13% des westdeutschen Niveaus erreichen.

In den osteuropäischen Ländern sind die Arbeitskosten in heimischer Währung erheblich gestiegen, wobei im Falle Polens die Abwertung des Zloty den Kostenanstieg weitgehend abgefedert hat. Im Falle Ungarns und der Slowakei hat die Wechselkursentwicklung dagegen den heimischen Kostenauftrieb noch beschleunigt.

Generell ist auffällig, dass sich die größten Veränderungen gegenüber den Ländern ergeben haben, die nicht dem Euroraum angehören. So hat das wieder erstarkte britische Pfund dazu beigetragen, dass, auf Eurobasis gerechnet, die englischen Chemie-Arbeitskosten um 6,3% angestiegen sind. Der Abstand zum westdeutschen Niveau hat sich deutlich verringert. Nach 76% im Jahr 2003 rangieren die britischen Arbeitskosten nun bei 80% des westdeutschen Niveaus. Der schwache Dollar hat andererseits dazu geführt, dass die USA auf der Arbeitskostenleiter etliche Sprosssen nach unten gerutscht sind und mittlerweile sogar unter Ostdeutschland und Spanien stehen.

Wie bereits im Vorjahr rangiert die ostdeutsche Chemie-Industrie, gemessen am Arbeitskosten-Indikator, im unteren Mittelfeld und hat sich auch hinsichtlich der Anstiegsrate im Durchschnitt der anderen Länder bewegt. Die ostdeutsche Chemie hat damit ihre relativ günstige Arbeitskostenposition behauptet.

Wie die Indexreihe für 2004 zeigt, kommt nur die belgische Chemie an das westdeutsche Arbeitskostenniveau heran. Zu wichtigen Chemie-Konkurrenzländern wie den Niederlanden und Frankreich besteht schon ein Abstand von 13% bzw. 14%, zu Großbritannien sind es sogar 20%. Der Abstand zu Japan beträgt inzwischen 32% und zu den USA 42%. Die osteuropäischen EU-Beitrittsländer sind unter Arbeitskostenaspekten nach wie vor "konkurrenzlos" günstig.

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