Lebensmittelanalytik Analytica 2006: "Spürhunde" für Mykotoxine und andere Gefahrenherde
Eine schnelle Analyse und eine einfache Bedienung - am besten direkt vor Ort im Verarbeitungsprozess - stehen im Mittelpunkt vieler neuer Produktlinien. Zur Bestimmung von Vitaminen werden neben ELISA-Tests und HPLC auch mikrobiologische Verfahren eingesetzt. Auf der Analytica 2006 sind beispielsweise erstmals neue ELISAs für die Bestimmung von Biotin, Vitamin B12 und Folsäure zu sehen. Da die Ergebnisse bereits nach drei Stunden vorliegen, eignen sich die Newcomer besonders gut in der Prozesskontrolle. Premiere feiern weiterhin Testkits zur mikrobiologischen Vitaminbestimmung, die eine schnelle und zuverlässige Vitaminbestimmung in Lebensmitteln, Futtermitteln und pharmazeutischen Erzeugnissen erlauben. Sie werden für den Nachweis von Folsäure, Vitamin B12, Biotin, Niacin, Pantothensäure, Thiamin, Riboflavin und Pyridoxin angeboten. Bei diesen Testkits sind die Kavitäten der Mikrotiterplatte mit spezifischen Mikroorganismen beschichtet. Im Vergleich zur traditionellen Mikrobiologie soll sich auf diese Weise die hands-on Zeit beträchtlich verkürzen, da auch Assay-Medium und Standard bereits gebrauchsfertig im Kit vorliegen.
Der einfache Nachweis des giftigen und krebserregenden Mykotoxins Aflatoxin in Rohstoffen innerhalb weniger Minuten ist durch einen neu entwickelten Lateral Flow Test möglich. Das Testsystem arbeitet im Prinzip wie ein Schwangerschaftstest - das heißt, wenn Aflatoxin in der Probe enthalten ist wird eine Testbande sichtbar, bei einer negativen Probe nicht. Damit können nicht nur Mais und Getreide, sondern auch schwierigere Rohstoffe wie Nüsse, Mandeln, Feigen und zum Teil sogar Gewürze schnell und zuverlässig auf die hochgiftigen Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen untersucht werden. Weiterer Pluspunkt des Tests: Er kann ohne technisches Equipment auch von nicht geschultem Personal eingesetzt werden und zwar direkt im laufenden Anlieferungs- und Verarbeitungsprozess der Rohstoffe.
Gegen Gefahren im Wein
"In vino veritas", sagt der Weinkenner und freut sich über die gesundheitsfördernde Wirkung eines guten Tropfens. Ein neues ELISA-Kit, das auf der Analytica 2006 Premiere feiert, sorgt dafür, dass der Weingenuss ungetrübt bleibt. Das Testsystem ist in der Lage, in weniger als einer Stunde bis zu 40 Proben auf das Mykotoxin Ochratoxin A (OTA) mit einer Genauigkeit von bis zu 0.2 ppb zu testen. Verantwortlich für Ochratoxin im Wein sind ebenfalls Schimmelpilze. Vor allem rote Traubensäfte und Rotweine aus südlichen Regionen sowie Balsamessige waren nach den Ergebnissen einer bundesweiten Studie zur Belastung des Verbrauchers mit Ochratoxin A kontaminiert. Das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) in Berlin sieht Handlungsbedarf. In solchen Produkten habe ein Leber und Nieren schädigender, potenziell krebsauslösender Stoff wie OTA nichts zu suchen - auch wenn bei den gefundenen Spuren von keinem akuten Gesundheitsrisiko auszugehen ist, heißt es in einer Stellungnahme.
Gleiches gilt für flüchtige organische Verbindungen (VOCs). Auch sie haben in Lebensmitteln nichts verloren. Mit einer besonders empfindlichen Nachweismethode - Flow-Tube-Massenspektrometrie (SIFT-MS) genannt - wird auf der Analytica 2006 eine Messeneuheit demonstriert, mittels der sich VOCs in Lebensmitteln sogar im ppb-Bereich sofort nachweisen lassen. Das Gerät ist auch für die kontinuierliche Lebensmittelüberwachung geeignet. Wenn mehrere Inhaltsstoffe in Lebensmitteln zeitgleich analysiert werden sollen, erlauben simultan arbeitende spektroskopische Methoden wie etwa ICP-OES einen vielseitigen Einsatz. Hierfür werden auf der Analytica 2006 Spektrometer gezeigt, die überaus empfindlich sind und ein breites Nachweisspektrum bedienen können - von kleinsten Spuren unerwünschter Schwermetalle bis hin zur hohen Konzentrationen etwa bei Mineralsstoffen oder Spurenelementen.
Von der Dopingkontrolle zum zertifizierten Tomatenmark
Mit neuen Referenzmaterialien für eine extrem empfindliche und zuverlässige Dopingkontrolle hat das National Measurement Institute of Australia (NMIA) anlässlich der Olympischen Spiele 2000 in Sydney bereits für Schlagzeilen gesorgt. Heute kann von dieser Expertise auch die Lebensmittelanalytik profitieren. So stellt NMIA inzwischen über 300 zertifizierte Referenzsubstanzen für die Bereiche Doping- und forensische Drogenanalytik sowie Veterinär- und Agraranalytik her, die jetzt auch hier in Europa über einen Exklusiv-Distributor erhältlich sind. Dieser präsentiert sein neuestes Programm auch im Rahmen der Analytica 2006. Davon kommen rund 60 Referenzmaterialien in der Rückstandsanalytik im Bereich der Agrar- und Veterinärmedizin zum Einsatz. Dazu gehören unter anderem Standards für Agrochemikalien, Steroide, Antibiotika, Metabolite und Abbauprodukte dieser Substanzklassen. Darüber hinaus ist ein Tomatenmark mit zertifizierten Gehaltsangaben von neuen Pestiziden als Matrix-Referenzmaterial verfügbar.
Verbraucherschutz durch modernste Lebensmittelanalytik steht auch bei der Analytica Conference auf dem Vortragsprogramm. Am Dienstag, den 25. April, referieren Wissenschaftler unter anderem über die Detektion von Antibiotika in Milch, den Möglichkeiten und Grenzen der BSE-Diagnostik und dem Nachweis von Mykotoxinen in Lebensmitteln. Erweitert wird diese Vortragsreihe durch eine Postershow, bei der Methoden für den Herkunftsnachweis von Kürbiskernölen und der Aromastoffbestimmung in Fencheltee sowie mobile Biosensorsysteme zur Triglycerid-Bestimmung vorgestellt werden.