Wählerisches Edelmetall
Goldnanopartikel lagern sich selektiv auf bestimmten Flächen von Kristallen der Aminosäure Cystin ab
Die Forscher um Seiji Shinkai und Kazuki Sada arbeiteten mit millimetergroßen Einkristallen der Aminosäure L-Cystin. Cystin kristallisiert in Form hexagonaler Prismen. Ein solcher Kristall hat zwei gegenüberliegende sechseckige Flächen, deren Kanten über sechs rechteckige Flächen verbunden werden. Taucht man die transparenten Kriställchen zwei Stunden lang in eine Lösung, die Goldnanopartikel enthält, werden sie purpur eingefärbt. Unter dem Mikroskop zeigte sich dann aber, dass nicht alle Flächen purpurn wurden, sondern lediglich die beiden hexagonalen. Die rechteckigen Seitenflächen blieben farblos. Der purpurne Farbeindruck entsteht durch angelagerte Goldnanopartikel. Offensichtlich sind die winzigen Goldklümpchen wählerisch und bevölkern ausschließlich die hexagonalen Flächen der Prismen.
Warum? Die Cystin-Moleküle sind im Kristall in einer Schichtstruktur angeordnet, die parallel zu den hexagonalen Flächen läuft. Diese Schichten werden durch ein zweidimensionales Netz aus Wasserstoffbrücken zusammen gehalten, das sich zwischen den Amino- und Säuregruppen der Aminosäuren bildet. An den beiden hexagonalen Außenflächen liegen diese polaren Gruppen auf der Oberfläche und ziehen die Goldpartikel über elektrostatische Wechselwirkungen an. Die rechteckigen Flächen dagegen bestehen aus einer alternierenden Schichtung polarer und unpolarer Gruppen. Die Dichte der anziehenden polaren Gruppen ist den Goldpartikeln hier zu gering, um sich niederzulassen.
Die flächenselektive Beschichtung funktioniert auch mit Kristallen im Mikromaßstab. Ihre Goldbeschichtung könnte genutzt werden, um beispielsweise weitere Materialien selektiv anzulagern. Über anziehende und abstoßende Kräfte zwischen beschichteten und unbeschichteten Flächen könnten die Kristalle dazu gebracht werden, richtungsabhängig und gezielt zu größeren Gebilden mit definierter Struktur zu aggregieren.
Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft
Diese Produkte könnten Sie interessieren
Meistgelesene News
Weitere News von unseren anderen Portalen
Verwandte Inhalte finden Sie in den Themenwelten
Themenwelt Sensortechnik
Die Sensortechnik hat die chemische Industrie revolutioniert, indem sie präzise, zeitnahe und zuverlässige Datenbereitstellung in einer Vielzahl von Prozessen ermöglicht. Vom Überwachen kritischer Parameter in Produktionslinien bis hin zur Früherkennung potenzieller Störungen oder Gefahren – Sensoren sind die stillen Wächter, die Qualität, Effizienz und Sicherheit gewährleisten.
Themenwelt Sensortechnik
Die Sensortechnik hat die chemische Industrie revolutioniert, indem sie präzise, zeitnahe und zuverlässige Datenbereitstellung in einer Vielzahl von Prozessen ermöglicht. Vom Überwachen kritischer Parameter in Produktionslinien bis hin zur Früherkennung potenzieller Störungen oder Gefahren – Sensoren sind die stillen Wächter, die Qualität, Effizienz und Sicherheit gewährleisten.