Mehr Details im Nanokosmos der Zelle
Max-Planck-Forscher verbessern die Auflösung von Fluoreszenzmikroskopen deutlich
Noch vor wenigen Jahren gingen Physiker noch davon aus, dass sie keine Details unterscheiden können, die dichter als 200 nm beieinander liegen. Diese Grenze setzte jedenfalls das Abbe'sche Gesetz, wonach die Auflösung eines Lichtmikroskops nicht genauer sein kann, als die halbe Wellenlänge des eingestrahlten Lichts.
Professor Stefan Hell und seine Mitarbeiter haben diese Grenze mit einem Trick überwunden. Sie regen die Fluoreszenzfarbstoffe, mit denen sie etwa Proteine markiert haben, zunächst mit einem blauen Lichtstrahl an. Den Spot dieses Strahls können sie jedoch nicht schärfer als 200 Nanometer machen - so wie es das Abbe'sche Gesetz vorschreibt. Doch noch ehe die angeregten Moleküle in dem Lichtfleck leuchten, regen sie die Moleküle im äußeren Bereich des Lichtflecks wieder ab. Zu diesem Zweck legen sie einen zweiten ringförmigen Lichtstrahl, den STED-Strahl, über den Anregungsspot. Nur in einem deutlich kleineren Fleck im Zentrum des Lichtrings bleiben die Moleküle angeregt und können anschließend leuchten.
Dabei gilt: je intensiver der STED-Strahl, desto kleiner lässt sich der Kreis ziehen, in dem die Moleküle noch fluoreszieren können. Und umso besser ist die Auflösung. Allerdings bleichen die fluoreszierenden Farbteilchen in einem intensiveren Lichtstrahl auch schneller aus und man sieht nichts. Die Göttinger Wissenschaftler fanden nun heraus, dass die Fluoreszenzmoleküle meistens ausbleichen, weil sie immer wieder für rund eine Mikrosekunde in einen weiteren, dunklen Zustand - Physiker sprechen von einem Triplett-Zustand - geraten. Wird ein Molekül, das sich gerade in diesem Zustand befindet, von einem Lichtteilchen getroffen, so wird es unwiderruflich geblichen. Sie lösten das Problem, indem sie die Moleküle mit Lichtpulsen bestrahlten, die zwischen jedem Puls 4 Mikrosekunden Abstand lassen. Genug Zeit für die Moleküle, um aus dem dunklen Zustand zurückzukehren. Anschließend stehen die Moleküle wieder für die An- und Abregung zur Verfügung.
"Die STED-Technik ist noch lange nicht ausgereizt", sagt Professor Hell. Denkbar seien Auflösungen auf der Größe eines Farbstoffmoleküls - dies entspräche einer Schärfe von ein bis zwei Nanometern. Die Fluoreszenzmikroskope finden vor allem in der Biologie häufig Anwendung. Ihr Vorteil: sie können das Innere lebender Zellen sichtbar machen, ohne sie dabei zu beschädigen. Mit ihrer STED-Technik haben die Göttinger Wissenschaftler bereits gezeigt, wie sich das Protein Bruchpilot räumlich in Synapsen anordnet und damit die Ausbildung aktiver synaptischer Zonen auslöst, an denen die Nervenzelle bevorzugt Neurotransmitter ausschüttet. Außerdem erforschten sie, auf welche Weise in Synapsen ausgeschüttete Proteine sich an der präsynaptischen Membran anordnen.
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