Max-Planck-Gesellschaft kündigt Lizenzvertrag mit Springer

22.10.2007

Die Max-Planck-Gesellschaft hat nach schwierigen Verhandlungen ihren langjährigen Lizenzvertrag mit dem Springer Verlag zum 31. Dezember 2007 gekündigt. Die Verhandlungen sind gescheitert, weil laut MPG keine Einigung über ein adäquates Verhältnis von Preis und nachhaltigen Leistungen erzielt werden konnte. "Springer ist von überhöhten Forderungen bis zum Schluss nicht abgerückt; deshalb hat die MPG den Vertrag gekündigt", so Vizepräsident Kurt Mehlhorn. Durch Auswertung der Nutzungsstatistiken und Vergleiche mit anderen wichtigen Verlagen wurde deutlich, dass Springer für die angebotenen Zeitschriften etwa das Doppelte des Preises forderte, den die Max-Planck-Gesellschaft noch für vertretbar erachtet.

Im Rahmen des bisherigen Vertrags war sämtlichen Max-Planck-Instituten der Zugriff auf gut 1200 elektronische wissenschaftliche Zeitschriften des Springer Verlags möglich. Durch das Scheitern der Verhandlungen kann die institutsübergreifende Literaturversorgung mit der von Springer zur Verfügung gestellten Recherche-Oberfläche SpringerLink nun nicht mehr zentral zur Verfügung gestellt werden. Die Max-Planck-Gesellschaft und die Max Planck Digital Library werden mit den am meisten betroffenen Institutsbibliotheken zusammen Strategien erarbeiten, um die Versorgung mit unverzichtbaren Inhalten kostengünstig sicherzustellen.

Das Scheitern der Vertragsverhandlungen mit Springer stellt einen vorläufigen Höhepunkt in der Auseinandersetzung mit einigen global agierenden Wissenschaftsverlagen dar. Die extremen Preisentwicklungen in der Informationsversorgung, aber auch Einschränkungen in den Nutzungsmöglichkeiten bewegen die Wissenschaftsorganisationen weltweit zu einem Umdenken. Bereits im Jahre 2003 hat die Max-Planck-Gesellschaft die "Berlin Declaration on Open Access to Knowledge in the Sciences and Humanities" initiiert, welche für öffentlich finanzierte Forschung vermehrt offene Publikationsmöglichkeiten fördern soll.

Das Beharren des Springer Verlags auf seiner Verhandlungsposition bestätigt den über 240 Wissenschaftsorganisationen, welche die "Berlin Declaration" bisher weltweit unterzeichnet haben, wie wichtig ihr Anliegen ist. Gewiss können es sich nur wenige Verleger leisten, das Allgemeininteresse an möglichst breitem Zugang zu Wissen durch ihre exzessiven Preisgestaltungen zu unterwandern. Verfügen Verleger jedoch über die Marktmacht, um solche Preise tatsächlich durchzusetzen, und fehlt dem Gesetzgeber die Bereitschaft, solch unangemessenes Verhalten einer rechtlichen Kontrolle zu unterwerfen, so bleibt der Wissenschaft nur der Weg zur Selbsthilfe.

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