Merck hält weiter nach Übernahmen Ausschau

01.04.2008

(dpa-AFX) Der Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck KGaA hat trotz der Finanzkrise die Prognose für 2008 bekräftigt und nach der Milliardenübernahme von Serono den Willen zu weiteren Zukäufen unterstrichen: "Wir suchen keine Akquisitionen in der Größenordnung von Serono, sondern kleinere Zukäufe. Diese werden wir mit dem bekannten Augenmaß suchen und - wo wir passendes finden - auch durchführen", sagte Merck-Vorstandschef Karl-Ludwig Kley auf der Hauptversammlung in Frankfurt. Dazu bedürfe es mehr Mut zum Risiko, als dies in früheren Jahren der Fall gewesen war. Nach früheren Aussagen soll der Konzernumsatz 2010 auf 10 Milliarden Euro steigen (2007: 7,057).

Merck hatte 2006 kurze Zeit nach der missglückten Übernahmeofferte für Schering mit der Übernahme des größten europäischen Biotechnologie-Konzerns Serono für 10,2 Milliarden Euro überrascht. Durch den im Oktober 2007 abgeschlossenen Verkauf der Generikasparte für 4,9 Milliarden Euro an den amerikanischen Konkurrenten Mylan konnte Merck seine Schulden deutlich reduzieren und wies Ende 2007 noch eine Nettoverschuldung von 355 Millionen Euro aus.

Trotz der derzeitigen Finanzkrise bekräftigte Kley die Prognose: Nach einem deutlichen Ergebnisschub im Vorjahr sollen die Gesamterlöse 2008 in einer Spanne von 5 bis 9 Prozent steigen. Für das operative Ergebnis peilt die seit Juni 2007 im DAX notierte Merck einen prozentual zweistelligen Zuwachs an. "Wir wissen derzeit noch nicht, wie sich die Krise auf dem amerikanischen Finanzmarkt auf die Konsumentennachfrage vor allem in den USA auswirkt. Unsere bis heute vorhandenen Erkenntnisse veranlassen mich nicht, unsere Prognose zu ändern", sagte Kley.

Der Markt für Flüssigkristalle (LC) werde nicht nur wegen der Fußball-EM und der Olympischen Spiele weiter wachsen. "Das Flüssigkristallgeschäft ist kerngesund und wird uns in Zukunft noch viel Freude bereiten", zeigte sich Kley optimistisch. Merck sei und bleibe die Nummer 1 im Geschäft - zwei Drittel des Weltumsatzes stammten von Merck. Die Umsatzrendite der LC-Sparte sieht Merck 2008 unverändert bei 47 bis 52 Prozent und damit unter der 2007 erzielten Rendite von 53 Prozent. Die 52 Prozent seien jedoch schwerer zu erreichen als in den Vorjahren. Merck erzielt den Großteil seines LC-Umsatzes in Yen oder US-Dollar, wodurch sich die Stärke des Euro deutlich bemerkbar macht.

Nach früheren Aussagen soll das Wachstum der Flüssigkristalle (LC) 2008 zwischen 5 bis 10 Prozent liegen. Die Wachstumsmöglichkeiten bei Flachbildschirmen mit Flüssigkristallen sind nach Aussagen von Chemievorstand Walter Zywottek noch nicht ausgeschöpft. Das aus Liquid Crystals und Performance & Life Science Chemicals bestehende Chemiegeschäft ist zwar im Vergleich zu Pharma kleiner, liefert aber seit Jahren hohe Renditen. Zum Konzernumsatz von 7,057 Milliarden Euro steuerte das Pharmageschäft 4,877 Milliarden und die Chemie 2,150 Milliarden Euro bei. Auf die Flüssigkristalle (LC), die in den meisten LCD-Fernsehgeräten, Notebooks und Mobiltelefonen eingesetzt werden, entfiel ein Umsatz von 916 Millionen Euro.

Merck hat die eigene Position im Pharmageschäft durch die Übernahme von Serono vor allem in den USA gestärkt. Der japanische Markt ist nach Aussage Kleys eines der nächsten Ziele. Das Familienunternehmen ist zur Zeit auf die vier Kerngebiete Onkologie, neurodegenerative Erkrankungen, Autoimmun- und Entzündungserkrankungen sowie Fruchtbarkeit fokussiert und erzielt bereits die Hälfte des Pharma-Umsatzes mit biotechnologischen Produkten. Die größte Sparte im Pharmageschäft, Merck Serono, mit den beiden wichtigsten Medikamenten Rebif gegen Multiple Sklerose und dem Krebsmittel Erbitux lieferte 2007 rund 60 Prozent der Umsatzerlöse. Stärker durch Zukäufe aufstellen will Merck auch den Bereich Consumer Health Care.

Die Aktionäre stimmten der Dividendenerhöhung auf 1,20 Euro pro Aktie (VJ: 0,90) zu. Zusätzlich wird ein einmaliger Bonus von 2,00 Euro pro Aktie (VJ: 0,15) ausgeschüttet. Durch den Verkauf der Generikasparte an Mylan hatte Merck 2007 ein Ergebnis nach Steuern in Höhe von 3,5 Milliarden Euro ausgewiesen

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