Studie: Europamarkt für Psychopharmaka

19.01.2001

Der Europamarkt für Psychopharmaka zeigt sich äußerst dynamisch. Laut einer neuen Studie der Unternehmensberatung Frost & Sullivan soll die Branche ihre bedeutende Position innerhalb der Pharmaindustrie weiter ausbauen: Im Jahr 2000 noch auf 3,49 Milliarden US-Dollar beziffert, soll der Marktwert in 2007 bereits bei 4,95 Milliarden liegen. Dies entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 5,1 Prozent in den nächsten Jahren. Die Grundlage für das Wachstum bildet die Verschiebung in der Alterstruktur der Bevölkerung und der damit ein-hergehend steigenden Zahl von Patienten mit Schlaflosigkeit, gekoppelt mit verbesserten Diag-noseverfahren.

Wachstumsrakete Antidepressiva

Als wahre Wachstumsrakete erweist sich derzeit der Sektor für Antidepressiva. Hier sollen die Um-sätze im Prognosezeitraum von zwei Milliarden (2000) auf 3,27 Milliarden (2007) empor schnellen. Ein hohes Potenzial besteht vor allem im Bereich der schwachen depressiven Verstimmungen, wo noch viel Behandlungsbedarf besteht. Auf Platz zwei der Produktmärkte liegen bisher noch die Anxiolytika, gefolgt von Hypnagoga und Sedati-va.

Antidepressiva werden zunehmend anstelle von Anxiolytika und Sedativa eingesetzt, und auch die Einführung hochpreisiger selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, selektiver Norepineph-rin-Wiederaufnahmehemmer und reversibler Inhi-bitor-Monoamine hat die Nachfrage stark ange-kurbelt. Allerdings bleibt abzuwarten, wie sich der Auslauf des Patentschutzes auf Fluoxetin (von Eli Lilly unter den Markennamen Prozac, Fluctin und Fontex vermarktet) im vergangenen Jahr auf den Markt für Antidepressiva auswirken wird. Die inter-nationalen Pharmakonzerne sehen sich durch die Flut an kostengünstigen Generika zunehmend ge-zwungen, nach neuen Anwendungen für Antide-pressiva zu forschen.

Natürliche Alternativen speziell in Deutschland gefragt

Neben den Generika sind es vor allem biologische Produkte, die den Herstellern chemisch definierter Pharmazeutika Umsatzeinbußen bescheren könn-ten. Von dieser Entwicklung wird allerdings laut Studie vor allem der deutsche Markt betroffen sein.

Skandinavien und Großbritannien größte Märk-te

Bei den Ländermärkten dominieren derzeit Skan-dinavien und Großbritannien mit jeweils 19,8 Pro-zent der Umsätze im Jahr 2000, gefolgt von Frankreich (13,7 Prozent), Italien (13,5 Prozent) und Deutschland (12,9 Prozent). In Skandinavien profi-tiert die Branche von der gängigen Praxis, Anti-depressiva parallel zu Anxiolytika oder Sedativa zu verschreiben.

Vielzahl von Wettbewerbern

Um die Gunst der verschreibenden Ärzte konkur-rieren derzeit ca. 135 Unternehmen. Davon fallen nur 30 in die Kategorie der international agieren-den Pharmafirmen. An der Spitze lagen im Jahr 2000 GlaxoSmithKline, Wyeth, Eli Lilly, Lundbeck und Pfizer. Die Welle an Zusammenschlüssen und Übernahmen hat auch die Psychopharmabran-che erfasst, sodass der Markt strukturell weiter in Bewegung bleiben wird.

Aggressives Marketing als Schlüssel zum Erfolg

Ein aggressives Marketing ist laut Frost & Sullivan der Schlüssel zum Erfolg im hart umkämpften Markt. Hersteller ähnlicher Produkte können sich nur durch gut durchdachte Werbestrategien von der Konkurrenz abgrenzen. Forschungsbasierte Un-ternehmen müssen zudem verstärkt in die Weiter-entwicklung bereits existierender Produkte inves-tieren. So werden derzeit beispielsweise verschie-dene Wirkstoffkombinationen wie trizyklische Anti-depressiva, MAO-Hemmer und 5-HT-Wiederaufnahmehemmer im Zusammenhang mit spezifischen Angstzuständen wie Panikattacken oder zwanghaftem Verhalten erprobt.

Die Studie "The European Psychotropic Drugs Market" (Report 3776) ist zu beziehen bei Frost & Sullivan, Münchener Str. 30, 60329 Frankfurt/Main, Ansprechpartner Stefan Gerhardt, Tel. 069-235057, Fax 069-234566

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