Schering plant nach geplatzter Übernahme in den USA kleineren Zukauf

04.03.2002

BERLIN (dpa-AFX) - Der Berliner Pharmakonzern Schering hat bei seinen Expansionsplänen auf dem US-Markt einen Rückschlag einstecken müssen. Die angekündigte Übernahme einer nicht genannten Dermatologie-Firma zum Preis von mehr als 500 Millionen US-Dollar sei geplatzt, sagte Finanzvorstand Klaus Pohle am Freitag bei der Vorlage der Bilanz in Berlin. "Der Verkäufer hat seine Strategie um 180 Grad geändert."

SCHERING VERHANDELT ÜBER ANDERE ÜBERNAHMEN

Schering verhandele über ein US-amerikanisches Dermatologie-Unternehmen im Wert von weniger als 250 Millionen US-Dollar. Im Dermatologie-Sektor fehlt es dem Pharmakonzern immer noch an der nötigen Größe. Im Geschäftsjahr 2001 wurde im kleinsten Geschäftsfeld ein Umsatzerlös von 227 Millionen Euro erwirtschaftet - ein Plus von 3 Prozent. Am 18. oder 19. März will der Weltmarktführer für Antibaby-Pillen eine erste Beteiligung bekannt geben.

Darüber hinaus seien Gespräche über zahlreiche andere Übernahmen im Gange, um das US-Geschäft zu stärken. "Wer einen Hasen erlegen möchte, muss mehrere Hasen jagen", sagte Finanzvorstand Pohle. Auch neue Produkte sollen den Umsatz auf dem weltgrößten Pharmamarkt 2002 um ein Fünftel steigern.

Der Verkauf der Anteile am Pflanzenschutzhersteller Aventis CropScience spült dem Konzern voraussichtlich 1,5 Milliarden Euro in die Kasse. Das Geld will Schering für Übernahmen und Beteiligungen neben Dermatologie im Bereich Krebsbehandlung und Biotechnologie ausgeben.

AUSBLICK FÜR 2002 BESTÄTIGT

Während sich andere Pharmakonzerne schwierigen Zeiten gegenübersehen, hat Schering seinen Ausblick für 2002 bestätigt. Der Umsatz soll im hohen einstelligen Bereich, Betriebsgewinn und Konzerngewinn zweistellig steigen, sagte Pohle.

Im Jahr 2001 hatte der Jahresüberschuss um 24 Prozent auf 418 Millionen Euro auf das sechste Rekordjahr in Folge zugelegt. Das Betriebsergebnis stieg wegen hoher Vertriebs- und Verwaltungseosten aber nur um 4 Prozent auf 668 Millionen Euro. Der Umsatz sei kursbereinigt um 10 Prozent auf 4,842 Milliarden Euro gestiegen.

USA-GESCHÄFT IM BLICK

In den USA erhofft sich das Unternehmen nach dem Aufbau eines eigenen Vertriebsnetzes künftig höhere Rendite. Aus den Staaten, wo Schering unter dem Namen Berlex auftritt, stammen 23 Prozent des Umsatzes.

Hauptumsatzträger werde auch in diesem Jahr Betaferon sein, ein Medikament zur Behandlung von Multiple Sklerose. Einbußen beim Herzmittel Betapace sowie Preisrückgänge und Wechselkursverluste auf dem japanischen Markt werden nach Ansicht Pohles jedoch ein zweistelliges Umsatzwachstum verhindern.

Das Patent für Betapace war im Jahr 2000 ausgelaufen. Ein weitere Hoffnungsträger ist das Leukämie-Produkt Campath. Campath ist seit Juni 2001 in den USA, dem größten Pharmamarkt der Welt, zugelassen. Das Medikament hat im abgelaufenen Geschäftsjahr Umsatzerlöse von 30,2 Millionen erzielt.

POHLE-NACHFOLGER WIRD AUF DER HV IM APRIL BEKANNTGEGEBEN

Der Schering-Vorstandsvorsitzende Hubertus Erlen kündigte an, neue Produktentwicklungen würden für weiteres Wachstumspotenzial sorgen. Schering will in diesem Jahr ein Hormon gegen Testosteron-Mangel bei älteren Männern in Europa anmelden. Auch neue Verhütungspillen sollen in den kommenden zwei Jahren auf den Markt kommen. Zudem will der Arzneimittelhersteller von der Blutkrebstherapie in die Behandlung solider Tumore expandieren.

Für Pohle, der dem Schering-Vorstand seit 22 Jahren angehört, werde auf der Hauptversammlung am 12. April ein Nachfolger bekannt gegeben, hieß es. Am 11. April 2003 werde er als Finanzvorstand ausscheiden, sagte Pohle.

SCHERING-CHEF LEGT BEZÜGE OFFEN

Als einer der ersten Vertreter eines deutschen börsennotierten Unternehmens legte unterdewsen Erlen seine Vorstandsbezüge im Geschäftsbericht 2001 offen. Das Vorstandgehalt habe 472.000 Euro betragen und der Bonus 1,401 Millionen Euro.

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