Schlankheitsmittel in Italien nach Todesfällen vom Markt genommen
Die Herstellerfirma der Medikamente, die Abbot GmbH+CoKG, habe Vertrieb und Auslieferung der Schlankheitsmittel in Italien inzwischen gestoppt, sagte die Sprecherin des Unternehmens mit Sitz in Wiesbaden und Ludwigshafen, Bettina Kirchner. Die Präparate würden in den italienischen Apotheken nicht mehr ausgegeben und die Patienten aufgefordert, ihren Arzt aufzusuchen. Abbot wolle bei der Aufklärung der Todesfälle mit den Behörden zusammenarbeiten. In Deutschland werde das hier unter dem Namen Reductil vertriebene Medikament vorerst nicht zurückgerufen. Noch sei es auch nicht erwiesen, dass der in den Präparaten enthaltene Wirkstoff Sibutramin etwas mit den Todesfällen zu tun habe, sagte Kirchner.
Bei den Toten handelt es sich um zwei Frauen im Alter von 28 und 45 Jahren, die wegen starken Übergewichts die Medikamente eingenommen hatten. Die Todesfälle stünden in zeitlichem Zusammenhang mit der Einnahme der Mittel, erläuterte der Leiter der Abteilung Arzneimittelsicherheit des deutschen Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Bonn, Ulrich Hagemann. Ob die Mittel als Ursache der Todesfälle in Frage kämen, sei noch nicht geklärt.
Das BfArM hatte Sibutramin als erste Behörde in der EU zur Behandlung von ernährungsbedingtem Übergewicht zugelassen. Andere EU- Länder hatten die Zulassung im Rahmen der üblichen gegenseitigen Anerkennung übernommen. Nach der italienischen Entscheidung werde die Zulassung in der gesamten EU neu bewertet, sagte Hagemann.
Die Mittel sind in Italien seit April 2001 in Apotheken rezeptfrei erhältlich gewesen und rund 350 000 Mal verkauft worden. Weltweit wird die Zahl der Patienten, die Sibutramin-haltige Medikamente einnehmen, auf mehr als sieben Millionen geschätzt.
Dem Bonner Bundesinstitut zufolge hat sich an der Zulassung von Reductil in Deutschland nichts geändert. Aus Deutschland lägen Berichte über Nebenwirkungen wie eine Erhöhung des Blutdrucks und der Herzschlagfrequenz, Kopfschmerzen, Erregungszustände und Schwindel vor, die den Erwartungen aus der Zulassung entsprächen, sagte Hagemann. Todesfälle in irgendeinem Zusammenhang mit dem Wirkstoff seien in Deutschland nicht gemeldet worden.
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