Neues wirkungsbezogenes Prüfverfahren zur Bestimmung von Kontaktallergenen
Speziell im Falle von Kontaktallergien können sowohl die Hersteller als auch die Anwender der Produkte mögliche Gefahren durch Vermeidung bekanntermaßen allergieauslösender Stoffe abwenden. Problematisch sind jedoch Substanzen, deren allergenes Potenzial aufgrund von neuartigen Rezepturen und Kombinationen noch nicht bekannt ist. In diesem Zusammenhang ist es den Forschern des Instituts für Hygiene und Biotechnologie (IHB) an den Hohenstein Instituten nun gelungen, mittels eines einfachen in-vitro Zellkulturtests erstmals selektiv Allergiepotenziale von Produkten sicher zu erfassen, für die bislang keine Sensibilisierungsdaten vorliegen - so z. B. bei der Verwendung unbekannter Farb- und Duftstoffe oder anderer Chemikalien.
Zur Überprüfung von Rohstoffen, Zwischen- und Endprodukten verwenden die Wissenschaftler des IHB spezielle Immunzellen, die als "Wächterzellen" der Haut gelten. Diese Immunzellen können von außen eindringende Antigene aus benachbarten Zellen der Oberhaut aufnehmen, erkennen und eine entsprechende Immunantwort auslösen. Sie entscheiden damit über den Startpunkt einer Allergie. Die Wächterzellen werden dabei in der Zellkultur gehalten und übernehmen wie in der menschlichen Haut die Aufgabe, eine Chemikalie als Allergen einzustufen. Erkennen sie eine aus dem Produkt gelöste Substanz als körperfremd, so präsentieren sie das Allergen zusammen mit spezifischen Markermolekülen auf ihrer Zelloberfläche. Anhand dieser Markermoleküle lässt sich der entscheidende Prozess - die Erkennung der Substanz und ihre Einstufung als Allergen - quantifizieren.
Die neue Testmethode empfiehlt sich für eine Vielzahl von in-vitro Produktprüfungen, um Sensibilisierungsrisiken (allergenes Potenzial) zu erfassen. Sie ergänzt den Epikutantest, ein etabliertes und normiertes (EN ISO 10993-10) Nachweisverfahren für Kontaktallergien, welches an den Hohenstein Instituten bereits für textile Medizinprodukte angewendet wird. Das neue in-vitro Verfahren besitzt gegenüber dem Hauttest jedoch den Vorteil, dass es alle von Produkten ausgehenden allergenen Wirkungen erkennt und zugleich eine Austestung von Allergenen erlaubt, für die keine sonstige Bestimmung möglich ist (z. B. unbekannte Reaktions- und Abbauprodukte chemischer Substanzen). So können beispielsweise auch native Allergene in flüssiger oder fester Zustandsform überprüft werden, was den Test zu einer interessanten in-vitro Alternative im Hinblick auf die Ermittlung des allergenen Potenzials von Chemikalien macht, für die im Rahmen der REACH-Gesetzgebung Angaben zur Toxikologie in Form einer Stoffsicherheitsbeschreibung zu leisten sind.
Das neue Prüfverfahren stellt eine sinnvolle Ergänzung von allgemeinen Qualitäts-, Gebrauchstauglichkeits- und Sicherheitsprüfungen dar, um den Verbrauchern auch aus gesundheitlicher Sicht ein Höchstmaß an Hautfreundlichkeit zu bieten. Neben den bereits etablierten Prüfverfahren zur Zellschädigung (Zytotoxizität), DNA-Schädigung (Genotoxizität) und Irritation, ist damit an den Hohenstein Instituten ein vierter wirkungsbezogener Test verfügbar, der die Fragen nach der Sicherheit und Verträglichkeit von Produkten wissenschaftlich seriös beantwortet - d. h. getrennt für die vier Risiken. Maßgeblich für die Wissenschaftler der Hohenstein Institute sind dabei die Vorgaben für Medizinprodukte, bei denen biologische Risiken in getrennten Testsystemen gemäß Norm EN ISO 10993 hinsichtlich Zellschädigung, DNA-Schädigung, Irritation und Allergie selektiv erfasst werden.
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