Mit Forschung aus der Krise
IW-Studie "Deutschlands Zukunftsbranchen 2009" sieht innovationsstarke Branchen im Vorteil
"Die Wirtschaftkrise ist zwar ein tiefer Einschnitt. Wettbewerbsvorteile vor der Krise werden aber auch Stärken nach der Krise sein. Innovationsstarke und forschungsintensive Branchen werden deshalb nach einer Art Auszeit gestärkt hervorgehen", beschreibt Professor Dr. Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, die aktuelle Situation. Auf den drei ersten Plätzen des Rankings der Wirtschaftszweige mit dem größten Zukunftspotenzial finden sich mit der Medizin-, Mess-, Steuer- und Regeltechnik/Optik (MMStR), der Pharmaindustrie und dem Maschinenbau Branchen wieder, die von Forschung und Entwicklung sowie einer hohen Innovationsfähigkeit profitieren.
Medizin-, Mess- und Regeltechnik: International wettbewerbsfähige Produkte
Den ersten Platz des Rankings erreicht die Medizin-, Mess-, Steuer- und Regeltechnik/Optik. Stärken weist die Branche vor allem in den Bereichen Technologie und Innovation auf. Durch die hohen Investitionen in diesem Bereich gelingt es der Branche, mit international wettbewerbsfähigen Produkten, die relativ geringe Dynamik in der Inlandsnachfrage durch einen hohen Auslandsabsatz zu kompensieren. Die Wettbewerbsposition der MMStR/Optik gegenüber ausländischen Wettbewerbern kann als große Stärke gesehen werden. "Die MMStR-Branche ist eine zukunftsfähige Branche, die durch ihre starke Internationalisierung zu den Gewinnern der Globalisierung gehören wird", fasst Hüther die Ergebnisse zusammen.
Pharma: Spitzenposition in der Forschung
Die auf dem zweiten Platz stehende Pharmabranche wird laut IW Consult den technologischen Fortschritt besonders stark für das eigene Wachstum nutzen können. Positiv wirkt sich dabei die überdurchschnittlich starke F&E-Orientierung der Branche aus. So erreichte die Pharmabranche in dem Bereich Technologie und Innovation Spitzenwerte bei der F&E Intensität und beim Humankapitaleinsatz. "13,2 Prozent des Umsatzes der forschenden Pharma-Unternehmen gingen 2008 in Forschung und Entwicklung. Das sind mehr als 13 Millionen Euro, die jeden Tag in die Entwicklung innovativer Medikamente gesteckt werden ", bekräftigt Cornelia Yzer, Hauptgeschäftsführerin des vfa, das Ergebnis.
Die befragten Experten betrachten die weitere Marktentwicklung und die Marktchancen differenziert. Sie gehen zwar weiterhin von einem starken Branchenwachstum aus, sehen jedoch zunehmenden Wettbewerbsdruck. Hierzu stellt Yzer fest: "Gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten stellt sich am Standort Deutschland die Frage, wer unseren Wohlstand auch morgen noch sichern kann. Einer der wesentlichen Motoren der zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung wird die forschende Pharma-Industrie sein. Ausschlaggebend für ihren wirtschaftlichen Erfolg ist und bleibt der Nachschub an Innovationen. Hier besteht jedoch die Gefahr, dass Deutschland im internationalen Standortwettbewerb den Anschluss verliert. Daher brauchen wir in Deutschland innovationsfreundliche Rahmenbedingungen und eine steuerliche Forschungsförderung."
Maschinenbau: Hohe Exportquote
Den dritten Platz im Ranking erreichte die Branche Maschinenbau. Positiv ist hier vor allem der hohe Internationalisierungsgrad mit der dritthöchsten Exportquote zu bewerten. Auch bei der F&E-Intensität und bei den Innovationsaufwendungen erreicht die Branche Spitzenplätze, weist allerdings große Schwächen in der unterdurchschnittlichen Entwicklung der Inlandsnachfrage auf. Diese können jedoch weitestgehend durch den hohen Exportanteil kompensiert werden.
Methodik der Studie
Die Studie "Deutschlands Zukunftsbranchen" wurde erstmals im Jahr 2007 von der IW Consult GmbH im Auftrag des vfa durchgeführt. In der aktualisierten Neuauflage wurden 35 Branchengruppen hinsichtlich ihrer Zukunftsfähigkeit verglichen. Dabei wurde ein Zukunftsindex gebildet, in den die makroökonomischen Indikatoren der Branchen, wie Entwicklung der Beschäftigung und Wertschöpfung, und die wesentlichen Wachtumstreiber Nachfrage, Investitionen und Technologie mit einem Gewicht von je 25 Prozent in die Berechnung eingehen. Eine im April 2009 durchgeführte Expertenbefragung unter 60 Ökonomen, Zukunftsforschern, Unternehmensberatern und Unternehmensvertretern zu den Themen Trends, Technologie und Marktumfeld bildet die zweite Hälfte der Untersuchung. Damit haben quantitative und qualitative Faktoren jeweils ein Gewicht von 50 Prozent. Darüber hinaus flossen die Daten aus dem IW-Zukunftspanel, einer regelmäßigen Befragung von 6.600 Unternehmen durch das Institut der deutschen Wirtschaft Köln, in die Untersuchung mit ein.