ThyssenKrupp im dritten Quartal tiefer in den roten Zahlen
(dpa-AFX) Die Wirtschaftskrise hat ThyssenKrupp im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres (30. September) noch tiefer als erwartet in die roten Zahlen gerissen. Von April bis Juni musste das Unternehmen einen Nettoverlust von 630 Millionen Euro hinnehmen, wie der Konzern am Freitag in Düsseldorf mitteilte. Das war noch einmal deutlich schlechter als von Januar bis März, vor einem Jahr hatte ThyssenKrupp einen Überschuss von 613 Millionen Euro erzielt. Analysten hatten mit einem niedrigeren Verlust gerechnet.
Das gesamtwirtschaftliche Umfeld habe sich im angelaufenen Jahresviertel weiter verschlechtert, teilte das Unternehmen mit. Das Geschäft mit Stahl sei von erheblichen Mengen- und Preisrückgängen belastet. Erst gegen Ende des Berichtszeitraums seien erste Anzeichen einer Stabilisierung zu erkennen gewesen. Dies führte der Konzern vor allem darauf zurück, dass die Lager der Kunden inzwischen leer seien. In der Industriegütersparte hinterließ die Rezession vor allem im Automobilzulieferbereich, im zivilen Schiffbau und bei Komponenten für den Baumaschinenbereich tiefe Spuren in der ThyssenKrupp Bilanz. Dagegen blieb das Geschäft mit Fahrstühlen, im Anlagenbau und bei Großwälzlagern für den Energiesektor relativ robust.
Der Umsatz ging im Vergleich zum Vorjahr um rund ein Drittel auf 9,3 Milliarden Euro zurück. Das war weniger als von Analysten erwartet. Im Vorquartal hatten die Erlöse bei 9,9 Milliarden Euro gelegen. Der Auftragseingang sank um 44 Prozent. Der Vorsteuerverlust erhöhte sich auf 772 Millionen Euro, nach einem Minus von 455 von Januar bis März.
Für das Ende September zu Ende gehende Geschäftsjahr äußerte sich das Unternehmenschef Ekkehard Schulz noch einmal pessimistischer. Der Vorstand erwarte nun einen Verlust vor Steuern und Sonderposten - dazu zählen Restrukturierungs- und Projektkosten sowie Wertberichtigungen der Vorräte - in "höherer dreistelliger Millionen-Euro-Größe". Bislang hatte der Konzern einen bereinigten Vorsteuerverlust in mittlerer bis hoher dreistelliger Millionenhöhe in Aussicht gestellt. Erhebliche Belastungen erwartet der Konzern aus den bei der Zielmarke ausgeklammerten Sonderposten, vor allem durch Wertberichtigungen und die gestiegenen Projektkosten für die neuen Werke in Brasilien und den USA.
Der Konzern hat wegen der Krise einen umfassenden Umbau eingeleitet. Allein dadurch will der Vorstand künftig pro Jahr 500 Millionen Euro sparen. Insgesamt sollen die Kosten in den kommenden 15 Monaten dauerhaft um eine Milliarde Euro sinken. Auf betriebsbedingte Kündigungen will ThyssenKrupp verzichten. Ende Juli war es dem Unternehmen gelungen, sich finanziell Luft zu verschaffen und Anteile seines noch im Aufbau befindlichen Stahlwerks in Brasilien an den Rohstoffkonzern Vale für knapp eine Milliarde Euro zu verkaufen. Die Kosten für den Neubau waren zuletzt aus dem Ruder gelaufen. Statt der ursprünglich kalkulierten 3 Milliarden Euro rechnet der Konzern inzwischen mit Kosten von 4,5 Milliarden Euro.
Nach Jahren des Booms haben die Stahlhersteller seit dem Ausbruch der Wirtschaftskrise weltweit mit einem abrupten Nachfrageeinbruch und einem herben Preisverfall zu kämpfen. Der Stahlkonzern ArcelorMittal meldete Ende Juli den dritten Quartalsverlust in Folge. Am Donnerstag hatte auch Salzgitter einen überraschend hohen Fehlbetrag veröffentlicht und die Hoffnung auf ein zumindest ausgeglichenes Vorsteuerergebnis im Gesamtjahr aufgegeben. Die leichte Erholung der vergangenen Woche reiche nicht aus, um die Einbrüche seit Jahresbeginn wieder aufzuholen. Zuletzt hatten die Unternehmen eine verbesserte Nachfrage und erstmals seit Monaten wieder steigende Preise gemeldet.
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