Chemiebranche: Chancen für strategische Investoren
PwC-Analyse: Zahl der Transaktionen innerhalb der Chemiebranche steigt weltweit, doch M&A-Volumen sinkt im zweiten Quartal
"Das niedrigere Transaktionsvolumen ist auch Ausdruck der anhaltend schwierigen Refinanzierungsbedingungen für Finanzinvestoren, die ihr Engagement daher einschränken müssen. Für strategische Investoren eröffnet der schwächere Bieterwettbewerb günstige Kaufgelegenheiten“, erläutert Dr. Volker Fitzner, verantwortlicher Partner für den Bereich Chemicals Advisory bei PwC in Deutschland.
Rund 90 Prozent des M&A Volumens entfallen auf strategische Investoren
Von April bis Juni entfielen rund 90 Prozent des M&A-Volumens in der Chemiebranche auf Zukäufe von Unternehmen und anderen strategisch orientierten Käufern. Im Jahr 2008 hatten strategische Investoren knapp 83 Prozent zum Übernahmevolumen beigetragen, im Jahr 2007 lag ihr Anteil sogar unterhalb der Marke von 80 Prozent.
Nordamerika verzeichnet größte Anzahl von Transaktionen
Die meisten M&A-Fälle verzeichnete im zweiten Quartal der Chemiesektor in Nordamerika. Bei mehr als jeder zweiten Transaktion mit einem Volumen von über 50 Millionen US-Dollar standen Unternehmen oder Investoren aus den USA bzw. Kanada auf der Käuferseite.
Westeuropäische Käufer dominieren Transaktionswert
Gemessen am Transaktionswert waren jedoch Käufer aus Westeuropa führend. Sie steuerten im zweiten Quartal mehr als 41 Prozent zum weltweiten Übernahmevolumen bei (Asien-Pazifik: 30,9 Prozent, Nordamerika: 26,3 Prozent). Allerdings schlug sich allein die Übernahme des US-Unternehmens Morton Salt durch die deutsche K+S AG mit knapp 1,7 Milliarden US-Dollar in der Statistik nieder - dies entspricht knapp 40 Prozent des gesamten M&A-Volumens im zweiten Quartal.
Chinesische Chemieindustrie trotzt der weltweiten Wirtschaftskrise
Die Konsolidierung der chinesischen Chemieindustrie setzt sich ungeachtet der weltweiten Wirtschaftskrise fort. Nach Ablauf der ersten sechs Monate 2009 sind für das Gesamtjahr 106 Transaktionen (Übernahmen, Fusionen oder Kapitalbeteiligungen) unter Beteiligung chinesischer Chemieunternehmen zu erwarten. Wie stabil der Konsolidierungstrend in China ist, zeigt der Vergleich mit der indischen Chemieindustrie. Auf dem Subkontinent ist die Zahl der M&A-Transaktionen seit Jahren rückläufig. Standen 2005 noch gut 80 Übernahmen zu Buche, werden es im laufenden Jahr voraussichtlich nur 50 sein.
Industriepolitische Ziele bei Transaktionen in China immer wichtiger
Für ausländische Unternehmen und Finanzinvestoren eröffnet die Konsolidierung der chinesischen Branche weiterhin Chancen. Im Jahr 2009 werden nicht-chinesische Kapitalgeber wie schon im Zeitraum von 2000 bis 2008 an voraussichtlich knapp 30 Prozent der Transaktionen beteiligt sein. Die Fortschreibung dieses Trends ist jedoch keineswegs garantiert. „Die chinesische Regierung verfolgt mit ihrer Industriepolitik für den Chemiesektor zunehmend qualitative Ziele wie die Förderung des Technologietransfers sowie die Entwicklung einer industriellen Infrastruktur in ländlichen Regionen. Investitionsprojekte, die diese Zielsetzungen ignorieren, haben kaum noch Aussichten auf eine staatliche Genehmigung“, betont Dr. Volker Fitzner, verantwortlicher Partner für den Bereich Chemicals Advisory bei PwC.
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für ein Engagement in China sind weiterhin positiv. So dürfte das Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr um rund neun Prozent zulegen. Für die Chemiebranche prognostizieren die Experten bis 2016 sogar ein Wachstum von mindestens zehn Prozent pro Jahr. Schon heute ist China der weltgrößte Importeur und drittgrößte Verbraucher chemischer Erzeugnisse.