Wirkstoff- und Feinchemikalienanlage in Spanien nimmt Betrieb auf
Bindeglied zwischen Verfahrensentwicklung und High Tech- Chemie
Die neue Vielstoffanlage ist ausgelegt auf Flexibilität und schnellen Produktwechsel mit gut entwickelten Prozessen und bekannten, für die Qualität kritischen Parametern. Sie ist ausgelegt für Kapazitäten von 100 Kilogramm, beispielsweise für Phase 3 von klinischen Prüfungen, bis hin zur Produktion von über 100 Tonnen. Eigentümer der ausschließlich durch Bayer genutzten Anlage ist die Novochem, eine Tochtergesellschaft der Derivados Químicos S.A. (DQ). Die DQ ist eine spanische Firma mit jahrzehntelanger Erfahrung in Contract Manufacturing für Feinchemikalien, mit der Bayer seit 1993 zusammenarbeitet.
Novochem ist konzipiert für alle klassischen Reaktionen der organischen Chemie und bietet eine sehr gute Kombinationsmöglichkeit einer kostengünstigen Produktionsstätte mit verfahrenstechnischer Expertise von Bayer. In die Anlage, die ab Mitte 2002 auch unter cGMP- Bedingungen arbeiten wird, wurden rund 30 Millionen Euro investiert. Produktionsplanung und Logistik sind vollständig integriert in das Supply Chain Management des Bayer- Feinchemikaliengeschäftes ? und profitiert von allen Vorteilen der starken Rückwärtsintegration.
Die moderne cGMP-Anlage in Murcia wurde von der Ingenieurtechnik von Bayer konzipiert. Sie verfügt über sechs Produktionsstraßen mit einem "top to bottom"- Produktionsfluss. Fünf davon sind für die Feststoffherstellung, eine für Hydrierung und Destillation ausgelegt. Alle Hauptapparate sind miteinander kombinierbar. Durch die vielseitigen Kombinationsmöglichkeiten, die sich aus der Zusammenschaltung der verschiedenen Produktlinien ergibt, wurde eine sehr vielseitige und effektive Tool-Box geschaffen. Die Anforderungen an die chemische Beständigkeit der Werkstoffe wurde durch den Einsatz von Glas, Email, Edelstahl und Hastelloy berücksichtigt.
Spezielle Verbindungstechniken ermöglichen eine schnelle Umrüstung und bieten Vorteile bei der Reinigung. Ein besonderes Augenmerk beim "Design" der Anlage lag auf der apparativen Flexibilität bei gleichzeitiger strenger Vermeidung von Kreuzkontamination. Die Reinräume (Klasse E) jeder Linie sind mit Luftfiltersystemen und -schleusen für Material und Personal ausgestattet. Der gesamte Produktionsprozess ? bis hin zur Verpackung des getrockneten Produktes ? findet ohne Zwischenisolierung in einer geschlossenen Arbeitsweise einer Produktionsstraße statt.
Neben den Filtertrocknern sind besonders die Zentrifugen geeignet für die Isolierung von Endprodukten, weil sie komplett restentleerbar sind und ein CIP-System (Clean In Place) installiert ist. Destillationskolonnen und Dünnschichtverdampfer für temperaturempfindliche Produkte ergänzen das technische Portfolio, ebenso wie der Biazzi- Reaktor zur Hydrierung von Zwischenstufen.
Entscheidend ist neben der Apparatetechnik die Integration in die Prozessentwicklung von Bayer. Das ZeTOTM unterstützt die Verfahrensentwicklung, Definition der kritischen Prozessparameter, die Festlegung der operating ranges und die Anpassung an die von Bayer konzipierte Anlagentechnik der Novochem. Einen weiteren Schwerpunkt bildet das Qualitätssicherungssystem.
Das Qualitäts- und Anweisungssystem haben Novochem und Bayer in enger Zusammenarbeit entwickelt. Durch ständigen Erfahrungsaustausch, gemeinsame Schulungen und abgestimmte Umsetzung von Richtlinien wird das Qualitätssystem aufrechterhalten. Routine-Inspektionen durch Bayer-Inspektoren ergänzen das Qualitätssicherungssystem. Die hergestellten Produkte sind Bayerprodukte. Die Kontrolle der Einsatzstoffe, der Technologietransfer und die Versandfreigabe erfolgen daher durch Bayer.