Chemie-Kartell im Visier Brüssels - Entscheidung nächste Woche

21.06.2002

BRÜSSEL (dpa-AFX) - Die EU-Kommission wird in der kommenden Woche gegen ein mutmaßliches Chemie-Kartell vorgehen, zu dem die Unternehmen Aventis SA, Degussa AG und Nippon Soda Co. Ltd. gehören. Es soll Absprachen bei der als Futterzusatzstoff dienenden Aminosäure Methionin gegeben haben, verlautete am Donnerstagabend aus Brüsseler EU-Kreisen. Die Kommission wolle über den Fall am 26. Juni entscheiden. Dabei drohen hohe Bußgelder.

Kartelle sind in der EU grundsätzlich verboten. Falls die Kommission ihre Vorwürfe beweisen kann, darf sie Strafgelder von bis zu zehn Prozent des Jahresumsatzes eines Unternehmens verhängen. Falls Unternehmen allerdings als Kronzeugen "beichten", kann die Strafe erheblich vermindert oder ganz erlassen werden. Diese Möglichkeit besteht auch im Methionin-Fall.

Methionin wird als Zusatzstoff für das Futter von Küken, Schweinen und Schafen empfohlen. Methionin-Mangel führt bei Jungtieren zu Stoffwechselstörungen - das kann zu vermindertem Wachstum sowie Nieren- und Hoden-Degeneration führen. Die Aminosäure kann nicht vom Körper selbst gebildet, sondern muss durch die Nahrung aufgenommen werden. Aminosäuren sind Grundbestandteile aller Eiweiße.

BRÜSSEL BAT 2001 VITAMINHERSTELLER ZUR KASSE

Es ist nicht das erste Mal, dass Brüssel in der Chemiebranche vorgeht. Im vergangenen Jahr verhängte die EU-Kommission gegen acht Vitaminhersteller ein Bußgeld von insgesamt 855,22 Millionen Euro wegen illegaler Preisabsprachen. Dies war bisher das höchste EU-Kartellbußgeld überhaupt.

Die deutsch-französische Aventis musste im vergangenen Jahr im Zusammenhang mit dem Vitaminkartell ein vergleichsweise geringes Bußgeld von 5,04 Millionen Euro zahlen. Aventis hatte damals als erster Konzern voll mit der Kommission zusammengearbeitet, damit zur Aufdeckung des Kartells beigetragen und deswegen einen erheblichen Strafgeldnachlass erhalten.

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