RWTH Aachen entwickelt neues Testverfahren für Inhaltsstoffe von Körperpflegeprodukten

29.03.2010 - Deutschland

Sie beugen lästigen Fältchen vor, machen müde Augen munter oder beleben sprödes Haar: Die Palette an Körperpflegeprodukten ist breit. Doch was der Haut schmeichelt, kann die Umwelt belasten. Die Risiken mancher Inhaltsstoffe sind allerdings nicht leicht zu bestimmen. Besonders bei schwer löslichen organischen Verbindungen greifen klassische Testsysteme zu kurz. Das Institut für Umweltforschung der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen entwickelt daher gemeinsam mit der Firma ECT Ökotoxikologe (Flörsheim am Main) und dem Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel (IKW, Frankfurt am Main) eine neue Methode, um möglicherweise umweltbelastende Inhaltsstoffe von Kosmetika genauer zu erkennen. „Damit kann das Risiko für Gewässer besser abgeschätzt, können umweltgefährdende Substanzen durch umweltverträgliche ersetzt werden“, so Dr. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), die das Projekt mit rund 100.000 Euro fördert.

Etwa 40 Millionen chemische Verbindungen sind heutzutage bekannt, an die 400.000 neue werden jährlich entwickelt. Nur ein Bruchteil davon wird in der Kosmetikindustrie genutzt - darunter die Gruppe der schwer löslichen organischen Verbindungen. „Sie kommen zum Beispiel als Hilfsmittel in Cremes, Shampoos und Duschgels zum Einsatz, um eigentlich nicht mischbare Inhaltsstoffe wie Öl und Wasser zu verbinden“, erklärt Prof. Dr. Andreas Schäffer vom Institut für Umweltforschung der RWTH Aachen. Zunächst aufgetragen auf die Haut, werden die Substanzen nach dem Waschen und Duschen abgespült und gelangen so ins Abwasser- und Klärsystem, unter Umständen auch in Oberflächengewässer. Ihre Effekte auf Pflanzen und Lebewesen seien mit den klassischen Testsystemen nur schwer zu erfassen.

In dem Projekt soll eine verbesserte Methode entwickelt werden, um die Auswirkungen der schwer löslichen organischen Verbindungen auf die Umwelt schnell und einfach beurteilen zu können. „Mit sieben unterschiedlichen Stoffen untersuchen wir im Labor zum Beispiel anhand von Algen, wie sich die chemischen Substanzen möglicherweise in der Natur verhalten“, erläutert Schäffer. „Ist das Vorhaben erfolgreich, können die Mitglieder unseres Verbandes das System bundesweit dazu nutzen, die von ihnen eingesetzten Stoffe zu bewerten und für die Umwelt unbedenkliche Substanzen für ihre Produkte auszuwählen“, betont Birgit Huber vom IKW. Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen würden von dem Projekt profitieren, da diese häufig nicht über eigene Labore verfügten, um solche Testverfahren zu entwickeln.

Rund 13 Milliarden Euro gaben Verbraucher 2009 für Parfüms, Deos, Seifen und Co. aus. Der Körperpflegemarkt in Deutschland ist nach wie vor ein wachsender Wirtschaftszweig. „Wird hier noch stärker auf Nachhaltigkeit gesetzt, lässt sich die Umwelt erheblich entlasten“, sagt Brickwedde. Für den DBU-Generalsekretär stärkt das Projekt sowohl Umwelt- als auch Verbraucherschutz: „Zukunftsfähige Chemikalien sollten leistungsfähig sein, ohne Mensch und Natur zu gefährden.“

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