Mehr Geld für europäische Start-ups
Deutschland im Länderranking auf dem zweiten Platz
kschneider2991, pixabay.com, CC0
Trotz des anstehenden Brexits setzen Kapitalgeber weiter vor allem auf britische Jungunternehmen, die insgesamt 3,1 Milliarden Euro erhielten. Deutschland liegt im Ranking mit 2,4 Milliarden Euro auf dem zweiten Rang, gefolgt von Frankreich mit knapp 2,0 Milliarden Euro.
Im europäischen Städteranking liegt London mit 2,0 Milliarden Euro und 297 Finanzierungen weit vorne. Den zweiten Platz belegt wie schon im Vorjahreszeitraum Berlin (1,6 Milliarden Euro bei 123 Finanzierungen) vor Paris (1,4 Milliarden Euro, 197 Finanzierungen).
Auf den Rängen vier und fünf folgen – gemessen am Finanzierungsvolumen – Stockholm und Dublin mit 325 bzw. 281 Millionen Euro. Neben Berlin kann sich mit München auch eine zweite deutsche Stadt unter den europäischen Top-10 platzieren – auf Platz sechs (215 Millionen Euro).
Das sind Ergebnisse des Start-up-Barometers der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young). Die Studie beruht auf einer Analyse der Investitionen in europäische Start-ups. Berücksichtigt werden dabei nur Unternehmen, deren Gründung höchstens zehn Jahre zurückliegt.
„Der Aufwärtstrend bei den Risikokapitalfinanzierungen hielt auch im ersten Halbjahr an“, stellt Peter Lennartz, Partner bei EY, fest. „Immer mehr Jungunternehmen erhalten frisches Kapital, die Investitionsbereitschaft der Kapitalgeber bleibt hoch und zunehmend werden auch sehr hohe Summen investiert “. Die Zahl der Finanzierungen mit einem Volumen von 100 Millionen Euro und mehr kletterte gegenüber dem Vorjahreszeitraum von zehn auf zwölf.
„Das europäische Start-up-Ökosystem gewinnt weiter an Stärke“, so Hubert Barth, Vorsitzender der Geschäftsführung von EY in Deutschland, „wobei die drei Top-Standorte Großbritannien, Deutschland und Frankreich mit den Hot-Spots London, Berlin und Paris nach wie vor deutlich vor den übrigen europäischen Ländern bzw. Metropolen rangieren“.
Dabei sieht Lennartz auffallende Unterschiede gerade zwischen der britischen und der deutschen Start-up-Szene: „In Deutschland fließt weiter besonders viel Geld in E-Commerce-Geschäftsmodelle, während in Großbritannien vor allem junge FinTech- und andere Technologie-Unternehmen hohe Summen erhalten“. So war der größte Deal des ersten Halbjahres die Investition von Softbank in das Berliner Online-Gebrauchtwagen-Start-up Auto1 (460 Millionen Euro), die drittgrößte Transaktion war der Börsengang des Berliner Online-Möbelhändlers Home24 (172 Millionen Euro). Auf der anderen Seite des Kanals flossen die höchsten Summen hingegen in zwei FinTechs: Revolut (207 Millionen Euro) und die Atom Bank (169 Millionen Euro).
„Von dem aktuellen Investitionsboom in Deutschland und der hohen Investitionsbereitschaft der Kapitalgeber profitierten zuletzt vor allem junge E-Commerce-Unternehmen. Technologie-Start-ups haben es hingegen nach wie vor schwerer, an frisches Kapital zu kommen“, beobachtet Lennartz.
Er rechnet aber damit, dass Investoren sich nun verstärkt diesem Segment zuwenden werden: „Gerade im FinTech-Bereich ist viel Bewegung, zudem werden Unternehmen aus den Bereichen Software & Analytics inklusive Blockchain und künstliche Intelligenz sowie Mobility immer interessanter, da sie bei der digitalen Transformation traditioneller Industriebranchen helfen können – und somit von den großen Trends Industrie 4.0 und Elektromobilität/Autonomes Fahren profitieren können.“ Lennartz rechnet daher auch für das zweite Halbjahr mit einer sehr regen Investitionstätigkeit in Deutschland und Europa.
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