Volle Kraft voraus für Start-ups im Norden

In der Region Kiel sind besonders viele Start-ups auf Wachstumskurs

08.10.2018 - Deutschland

Die Region Kiel verzeichnet deutschlandweit den höchsten Anteil an Existenzgründern, die für das Jahr 2018 ein Umsatzwachstum erwarten: 82 Prozent der jungen Unternehmen rechnen mit einem Umsatzplus – durchschnittlich um acht Prozent. Im bundesweiten Vergleich liegt die Zahl der Start-ups auf Wachstumskurs lediglich bei 67 Prozent. Auch in puncto Personal wollen die Gründer im Raum Kiel in den kommenden zwölf Monaten spürbar wachsen: Zwei Drittel planen, ihre Belegschaft aufzustocken, im Schnitt um neun Prozent – auch diese Werte liegen über Bundesdurchschnitt mit 61 beziehungsweise acht Prozent. Das zeigt die Studie „Start-up-Unternehmen in Deutschland 2018“ der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC, für die insgesamt 1.000 Start-ups, darunter 50 aus dem Raum Kiel, befragt wurden.

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Symbolbild

"In der Region Kiel haben sich in den letzten Jahren verstärkt Start-ups angesiedelt. Doch noch immer ist die Gefahr groß, dass erfolgreiche Gründer in Metropolen wie Berlin oder Hamburg abwandern – dorthin, wo die Dichte an Tech-Talenten, Investoren und anderen Unternehmen zum Wissenstransfer höher ist. Daher ist es enorm wichtig, dass Wirtschaft und Politik sich weiter aktiv für die Standortattraktivität im Norden einsetzen", sagt Dr. Andreas Focke, Leiter des PwC-Standorts in Kiel

Die Gründer vermissen wirtschaftspolitische Initiativen

Das halten auch die Start-ups in der Region Kiel für notwendig. Zwar sind fast neun von zehn Unternehmen mit dem Ökosystem an ihrem Standort einverstanden, doch vermissen sie insbesondere wirtschaftspolitische Initiativen wie Hub-Gründungen oder öffentliche Wettbewerbe. Das bestätigen 50 Prozent der befragten Start-up-Unternehmer. Positiv bewerten sie die günstigen Lebenshaltungskosten (90 Prozent Zustimmung), die Nähe zu Universitäten (90 Prozent) und die attraktive Immobilienlandschaft (88 Prozent). Entsprechend zieht es derzeit auch kaum ein Unternehmen weg: Lediglich vier Prozent denken darüber nach, den Standort zu wechseln.

Finanzierung über Venture Capital noch ausbaufähig

Den Zugang zu finanziellen Mitteln bezeichnen 32 Prozent der befragten Unternehmer aus dem Raum Kiel als „sehr gut“, 56 Prozent als „eher gut“. Entsprechend entscheidet sich mit 76 Prozent die Mehrheit für eine Mischfinanzierung aus Fremd- und Eigenmitteln. Mit 64 Prozent spielt der klassische Kredit dabei weiterhin eine wichtige Rolle. Doch auch Venture Capital gewinnt in der Region an Bedeutung: 14 Prozent der Gründer haben Finanzmittel von Unternehmen, vier Prozent von Private-Equity-Firmen erhalten.

"Start-ups im Norden öffnen sich langsam für alternative Finanzierungsformen wie Venture Capital. Das ist eine sehr positive Entwicklung, denn gerade wenn es um das Skalieren des eigenen Geschäftsmodells geht, reichen Eigenmittel und Kredite in der Regel nicht aus", sagt Christoph Haß, Ansprechpartner der PwC-Start-up-Initiative NextLevel im Raum Kiel.

Der allgemeine Fachkräftemangel macht Start-ups zu schaffen

Zu den drei größten Herausforderungen, die Kieler Start-ups derzeit bewältigen müssen, zählt neben steuerlichen Themen und dem Marketing die Personalplanung und -rekrutierung. Jedes zweite Start-up empfindet die Mitarbeitersuche als schwierig. Dieser Wert liegt allerdings deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 62 Prozent. „Der Fachkräftemangel ist ein drängendes Thema“, so PwC-Experte Focke. „Das Wirtschaftsministerium in Schleswig-Holstein geht davon aus, dass bis zum Jahr 2030 knapp 100.000 Fachkräfte fehlen werden. Umso erstaunlicher finde ich es, dass Start-ups im Raum Kiel den Arbeitsmarkt als weniger angespannt bewerten als andere Gründer-Standorte.“ Fragt man allerdings danach, warum sich die Suche schwierig gestaltet, ergibt sich ein anderes Bild: 64 Prozent sehen den allgemeinen Fachkräftemangel als Hauptursache, weit vor zu hohen Gehaltsforderungen der Bewerber (24 Prozent). Gesucht werden vor allem Fachkräfte aus dem MINT-Bereich, etwa Programmierer und IT-Sicherheitsexperten. Um genau diese Talente werben auch bereits etablierte Unternehmen, was die Situation für Start-ups verschärft.

Zusammenarbeit bevorzugt mit etablierten Unternehmen

Gleichzeitig stellen etablierte Unternehmen die beliebtesten Kooperationspartner für Start-ups aus dem Raum Kiel dar: Jedes zweite Jungunternehmen arbeitet bereits mit einem solchen zusammen. Mit großem Abstand folgen auf den Plätzen zwei und drei Kooperationen mit Start-ups aus dem eigenen Geschäftsbereich (16 Prozent) und mit wissenschaftlichen Einrichtungen (14 Prozent). Von der Zusammenarbeit erhoffen sich die Gründer vor allem, Zugang zu neuen Kundengruppen zu gewinnen und sich neue Märkte sowie neue Vertriebskanäle zu erschließen.

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