Start-ups schätzen das Ruhrgebiet
Der Fachkräftemangel zählt zu den Top-3-Herausforderungen
Björn Lippold
Ruhrgebiet wird immer attraktiver für Start-ups
"Das Ruhrgebiet entwickelt sich immer stärker zu einem attraktiven Standort für Gründer. Nach dem Ende des Bergbaus gibt es viele Initiativen, die den Strukturwandel vorantreiben, etwa die ,Gründerallianz Ruhr‘. Davon profitieren die Unternehmen ebenso wie von den vielen Universitäten in der Metropolregion und der Nähe zu zahlreichen Industrieunternehmen. Um Start-ups im Ruhrgebiet dauerhaft anzusiedeln, dürfen Politik und Wirtschaft in ihren Anstrengungen aber keinesfalls nachlassen," sagt Lutz Granderath, PwC-Partner und Leiter des Standortes Essen.
Die Gründer wissen diese Rahmenbedingungen zu schätzen: Fast alle jungen Unternehmen, 98 Prozent, sind mit dem Gründerklima im Ruhrgebiet zufrieden. Ähnlich hohe Werte erreichen ansonsten nur klassische Gründermetropolen wie Berlin (100 Prozent), Hamburg (98 Prozent) und München (96 Prozent). Die Gründer im Ruhrgebiet schätzen insbesondere die digitale Infrastruktur, wie 96 Prozent bestätigen, die allgemeine Gründerszene (96 Prozent) und die Nähe zu Universitäten (95 Prozent). Als Standortnachteile bezeichnen sie hingegen die Immobilienlandschaft und den Mangel an qualifizierten Mitarbeitern.
Die Suche nach Mitarbeitern als eine der größten Herausforderungen
Die Suche nach Mitarbeitern bereitet den Unternehmen entsprechend Kopfzerbrechen, zumal 69 Prozent der Start-ups im Ruhrgebiet ihre Belegschaft aufstocken wollen: Die Personalplanung und -rekrutierung gehört zu den Top-3-Herausforderungen – nach steuerlichen und vor rechtlichen Fragen. Insgesamt 55 Prozent bezeichnen die Mitarbeitersuche als schwierig. Dieser Wert liegt allerdings unter dem Bundesdurchschnitt von 62 Prozent. Die Unternehmen scheitern bei ihrer Suche vor allem am allgemeinen Fachkräftemangel, wie 52 Prozent bestätigen. Sie müssen aber auch feststellen, dass die Bewerber sich eher für große und bekannte Unternehmen entscheiden (42 Prozent). Hinzu kommt, dass die Unternehmen gezielt nach Fachkräften aus dem MINT-Bereich suchen, etwa nach IT-Sicherheitsexperten, Vertriebsspezialisten und Programmierern, um die derzeit viele Unternehmen – auch aus attraktiven Gründermetropolen – werben.
Venture-Capital-Finanzierung gewinnt an Bedeutung
Den Zugang zu finanziellen Mitteln im Ruhrgebiet bezeichnen 32 Prozent der befragten Unternehmer als „sehr gut“, 52 Prozent als „eher gut“. Bei der Gründung setzt die Mehrheit (75 Prozent) auf eine Mischfinanzierung aus Fremd- und Eigenkapital, wobei der klassische Kredit deutlich dominiert. Der Anteil an Venture Capital durch Unternehmen oder Private-Equity-Gesellschaften ist in dieser frühen Phase niedrig: Nur 16 Prozent der Befragten setzen darauf. „In der Wachstumsphase ändert sich das aber deutlich. Da wird Venture Capital immer wichtiger“, sagen Frank Tepper-Sawicki und Volker Wetzstein, Ansprechpartner der PwC-Start-up-Initiative NextLevel in Nordrhein-Westfalen.
"Unserer Beobachtung nach erkennen immer mehr Investoren das große Potenzial der Gründerszene im Ruhrgebiet und das ist gut so. Denn das Engagement von Unternehmen im Start-up-Bereich kann für beide Seiten eine sehr gute Ergänzung sein, die weit über eine finanzielle Unterstützung hinausgeht," sagt Frank Tepper-Sawicki, Ansprechpartner der PwC-Start-up-Initiative NextLevel in Nordrhein-Westfalen.
Zusammenarbeit am liebsten mit etablierten Unternehmen
Das scheinen Start-ups und Unternehmen ebenso zu sehen: Denn jenseits des Geldes gibt es zwischen ihnen im Ruhrgebiet bereits recht viele Kooperationen mit etablierten Unternehmen: 46 Prozent der Befragten haben hier bereits Erfahrungen gesammelt. Weitere Kooperationspartner sind wissenschaftliche Einrichtungen und die öffentliche Hand, mit denen im Ruhrgebiet deutlich häufiger zusammengearbeitet wird als im Bund: Bei den wissenschaftlichen Institutionen stehen 20 Prozent im Ruhrgebiet 13 Prozent im Bund gegenüber, bei der öffentlichen Hand sind es 18 Prozent versus neun Prozent. Die Gründe für den Kooperationswillen kennt Lutz Granderath: „Partnerschaften mit Unternehmen helfen zum Beispiel, neue Vertriebskanäle zu erschließen oder fehlendes Know-how zu ergänzen – die traditionellen Unternehmen wiederum lernen eine andere Unternehmenskultur kennen und können mithilfe der Start-ups ihre Digitalisierung beschleunigen. Der Schulterschluss mit der Wissenschaft resultiert im Ruhrgebiet aus der hohen Dichte von Forschungseinrichtungen und Universitäten, die junge Unternehmen oft mit Zugang zu Laboren und akademischer Beratung unterstützen. Dass auch die öffentliche Hand so oft als Kooperationspartner gesehen wird, zeigt, dass das Ruhrgebiet erkannt hat, dass junge Unternehmen für den Strukturwandel in der Region eine wichtige Rolle spielen können.“
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