Start-ups in der Rhein-Neckar-Region sind ihrem Standort verbunden
Dennoch: Unternehmen kritisieren wirtschaftspolitische Initiativen
AnnCarter, pixabay.com, CC0
Politik und Wirtschaft sollten sich nicht zu sicher fühlen
Bei den Standortvorteilen werden unter anderem der Zugang zu finanziellen Mitteln, die allgemeine Gründerszene und die logistische Infrastruktur positiv bewertet. Nicht ganz so gut schneidet die Metropolregion ab, wenn es um Messen und Veranstaltungen zur Eigendarstellung oder Vernetzung geht. Ein Drittel der Befragten kritisiert das Angebot. Ebenso bemängeln die Unternehmer, dass es an wirtschaftspolitischen Initiativen wie Hub-Gründungen und öffentlichen Wettbewerben mangelt und die bürokratischen Hürden in der Region hoch sind.
"Start-ups in der Region Rhein-Neckar schätzen durchaus die Vorteile des Standorts: die verkehrsgünstige Lage zwischen den Großräumen Rhein-Main und Stuttgart, die Nähe zu zahlreichen großen Industrieunternehmen und Universitäten. Es gibt bereits gute Ansätze für Gründerinitiativen wie beispielsweise das ,Start-up Weekend Rhein-Neckar‘. Doch Politik und Wirtschaft sollten sich nicht darauf verlassen, dass Start-ups ihrer Region automatisch treu bleiben. Bei aller Verbundenheit mit dieser wunderbaren Region, die auch ich selbst habe: Junge Unternehmer sind mobil und entscheiden sich für einen anderen Standort, wenn sie ihre unternehmerischen Ideen dort besser, einfacher und schneller zu einem erfolgreichen Geschäft ausbauen können", sagt Stefan Ditsch, PwC-Partner und Standortleiter Mannheim.
Konkurrenz durch große Unternehmen bei der Mitarbeitersuche
Als eine der Top-3-Herausforderungen bezeichnen Start-ups in der Region Rhein-Neckar – neben steuerlichen Themen und dem Marketing – die Personalplanung und -rekrutierung. Für 58 Prozent ist die Suche nach neuen Mitarbeitern schwierig. Damit ist die Lage auf dem Arbeitsmarkt allerdings etwas entspannter als im Bundesdurchschnitt von 62 Prozent. Ein Grund für die Schwierigkeiten in der Rhein-Neckar-Region: Bewerber entscheiden sich lieber für große Unternehmen mit bekannten Namen, wie 52 Prozent der befragten Start-ups bestätigen. „Solche Unternehmen gibt es in der Region sehr viele. Ich empfehle Start-ups deshalb, gezielt mit den Argumenten überzeugen, die für die jungen Unternehmen sprechen: hohe Innovationskraft, flache Hierarchien, flexible Arbeitszeiten, kreative Freiräume und die Aussicht, Co-Autor einer Erfolgsgeschichte zu werden“, sagt Stefan Ditsch. Der zweihäufigste Grund für die Schwierigkeiten bei der Mitarbeitersuche ist der allgemeine Fachkräftemangel (45 Prozent). Der wird dadurch, dass Start-ups vor allem nach Kräften aus dem MINT-Bereich suchen – insbesondere Programmierer – nicht einfacher; diese sind derzeit schließlich insgesamt auf dem Arbeitsmarkt sehr begehrt.
Umsatz- und Mitarbeiterplus erwartet
Der Fachkräftemangel trifft die Unternehmen in einer Zeit, in der sie kräftig aufstocken wollen, wie mehr als die Hälfte der Start-ups angibt, im Schnitt um neun Prozent. Auch beim Umsatz erwarten 70 Prozent ein deutliches Plus, sie rechnen für 2018 mit einem Wachstum von sieben Prozent. Entsprechend planen die Start-ups Investitionen für die kommenden zwölf Monate, insbesondere in Marketing- und Werbemaßnahmen (44 Prozent), in neue Mitarbeiter (38 Prozent) und die Erschließung neuer Märkte (34 Prozent). Begünstigt werden die Wachstumspläne vom leichten Zugang zu finanziellen Mitteln, den die Unternehmen als größten Standortvorteil der Region nennen. Das zeigt sich bereits bei der Gründung: Nur zehn Prozent mussten ausschließlich auf Eigenmittel setzen; die Mehrheit, 80 Prozent, entschied sich für eine Mischfinanzierung aus Fremd- und Eigenkapital. Die wichtigste Quelle bei einer Fremdfinanzierung ist mit 64 Prozent der klassische Kredit. Venture Capital – von Unternehmen oder Private-Equity-Firms – setzt sich nur langsam durch: Insgesamt haben erst 14 Prozent der Gründer das genutzt.
Kooperationen für alle Beteiligten lohnenswert
„Dabei ist das Engagement von Unternehmen im Start-up-Bereich für beide Seiten eine sehr gute Ergänzung sein – und zwar nicht nur, wenn es um die finanzielle Unterstützung geht, sondern auch wenn es um Zusammenarbeit geht; vorausgesetzt, diese Kooperationen sind professionell geplant und erfolgen nach gemeinsam vereinbarten und verbindlichen Spielregeln“, sagt Pascal Schuster, Ansprechpartner der PwC-Start-up-Initiative NextLevel in der Rhein-Neckar-Region. Dort arbeiten schon 56 Prozent der Befragten mit etablierten Unternehmen zusammen, sechs Prozentpunkte mehr als im Bundesdurchschnitt.
"Etablierte Unternehmen bekommen neue Impulse, die von neuen Technologien bis zu modernen Arbeitsformen reichen“, weiß Pascal Schuster. „Start-ups wiederum erhalten Zugang zu neuen Märkten, Kunden und professionellen Unternehmensstrukturen: Unterm Strich kann man hier von einer klassischen Win-Win-Situation sprechen", sagt Pascal Schuster, Ansprechpartner der PwC-Start-up-Initiative NextLevel in der Rhein-Neckar-Region.
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