Birkenstock baut eigenes chemisches Zentrallabor auf

10.12.2018 - Deutschland

Investitionen in Höhe von 4 Mio. EUR sorgen für positiven Beschäftigungseffekt und eine weitere Aufwertung des Werks als zentraler Komponentenlieferant der Birkenstock Gruppe: Bernstadt ist der künftige Sitz des neuen chemischen Zentrallabors der BIRKENSTOCK Group. Die Arbeiten auf dem Industriegelände am Ortseingang der sächsischen Gemeinde sind bereits in vollem Gange. Den Planungen zufolge soll das Labor Ende 2019 den Betrieb aufnehmen. Der Laborleiter und seine Stellvertreterin - beide fest in der Region Ostsachsen verwurzelt - sind bereits an Bord. Daneben werden bis zu fünf Laborantenstellen geschaffen.

Die Investitionen belaufen sich auf rund 4 Mio. EUR - damit ist die Schaffung des Labors auch ein klares Bekenntnis zum Standort, der in den letzten zwei Jahren bereits eine deutliche Aufwertung erfahren hat. Denn anders als die beiden Endmontagewerke in Görlitz und St. Katharinen (Rheinland-Pfalz) und die Bettungsproduktion in Steinau-Uerzell (Hessen) konzentriert sich das Werk in Bernstadt voll und ganz auf die Herstellung der sog. "Components", also der Schäfte (Oberteile), Schnallen und Nieten, die den für die Endkunden sichtbar modischen Teil der weltbekannten Birkenstock-Sandalen und damit auch das Markenbild wesentlich prägen.

"Wir sind stolz darauf, unser Engagement am Standort weiter auszubauen und damit unseren Fußabdruck in der Region zu stärken", erklärt Sean Harris, Chief Admin Officer der BIRKENSTOCK Group und Geschäftsführer der Birkenstock Productions Sachsen GmbH. "Und es ist auch kein Zufall, dass Bernstadt den Zuschlag für das Zentrallabor erhalten hat." Zwar sei der Bereich beim zentralen Qualitätsmanagement im BIRKENSTOCK Headquarter aufgehängt. "Doch nirgendwo ist der Bedarf an Laborkapazitäten so groß wie hier am Standort", so Harris. "Mehr als zwei Drittel aller chemischen Laboranalysen fallen in Bernstadt an, da bei der Komponentenfertigung vorwiegend Flächenmaterialien wie Leder, Textil, Metall und Kunststoffe verarbeitet werden."

Produktqualität und -sicherheit werden bei Deutschlands bedeutendstem Schuhhersteller seit jeher großgeschrieben. "Wir prüfen alle Materialien, die wir verarbeiten, auf Herz und Nieren", betont Dr. Andreas Ludwig, Director Quality Management der BIRKENSTOCK Group. "Natürlich geht es dabei um die Einhaltung gesetzlicher Grenzwerte. Da für uns die Qualität der Produkte und die Sicherheit unserer Kunden an erster Stelle stehen, haben wir uns selbst verbindliche Richtwerte verordnet, die größtenteils deutlich strenger sind als die gesetzlich vorgeschriebenen Werte. Sobald wir unser eigenes Labor in Betrieb genommen haben, sind wir viel flexibler, schneller und effizienter als bislang." Im Wareneingang werden alle Materialien auf mögliche Schadstoffe getestet. Anschließend werden noch physikalische Tests durchgeführt, mit denen etwa die Strapazierfähigkeit der Obermaterialien überprüft wird. Nur diejenigen Materialien, die sowohl die chemischen als auch die physikalischen Tests ohne Beanstandung bestehen, werden für die Verarbeitung freigegeben. Prüfkosten senken, Analysezeiten reduzieren und Material-Know-how aufbauen - das sind die drei wesentlichen Gründe, die die BIRKENSTOCK Geschäftsführung zu der Investition in das neue Zentrallabor veranlasst haben.

Für etwa 6.000 Analysen pro Jahr ist das Labor ausgelegt - Tests, die heute größtenteils an externe Institute vergeben werden. Zwar werde man auch weiterhin externe Labors mit Analysen beauftragen, so Ludwig, allerdings werde sich der Charakter der Zusammenarbeit ändern. "Ganz werden wir auch künftig nicht auf externe Prüfleistungen verzichten können, aber die Zusammenarbeit wird sich wandeln und dann vor allem auf spezielle Fragestellungen sowie auf Analysen beschränken, die auf die Ausstellung eines Prüfsiegels ausgerichtet sind."

Mit der Schaffung eigener Laborkapazitäten im großen Stil verbreitert BIRKENSTOCK somit die Wertschöpfungskette im Beschaffungsbereich und setzt damit zugleich ein Zeichen gegen das Geschäftsmodell der europäischen Schuhindustrie, das im Wesentlichen auf dem Prinzip der Lohnfertigung in Niedriglohnländern mit all seinen Problemen fußt. Diese Aufgabe übte auf Dr. Stefan Kittlaus einen so starken Reiz aus, dass der staatlich geprüfte Lebensmittelchemiker im Sommer 2017 den Entschluss fasste, seinen damaligen Job bei einem internationalen Labordienstleister in Hamburg gegen die Stelle des Laborleiters bei BIRKENSTOCK in Bernstadt zu tauschen und mit seiner Familie in seine sächsische Heimat zurückzukehren. Im Moment koordiniert er vorrangig die Bauarbeiten und kümmert sich um die Ausstattung des Labors. Mit 500 Quadratmetern Gesamtfläche bietet das Labor reichlich Platz für modernste Labortechnik. Die Hälfte der Investitionssumme fließt in die Schaffung moderner Laborräume einschließlich der erforderlichen komplexen Haustechnik, jeweils ein Viertel der Mittel fließt in die Gebäudesanierung und die Anschaffung von High-Tech-Equipment, darunter mehrere Gas- und Flüssigchromatographen mit Massenspektrometer.

Daneben beschäftigt ihn die Suche nach weiteren Mitarbeitern. Seine Stellvertreterin hat er bereits gefunden - Dr. Nicole Beitlich, die wie er umfangreiche Erfahrungen aus der chemischen Analyse mitbringt und obendrein aus der Region stammt. Wenn das Labor dann im November 2019 den Betrieb aufnimmt, könnte das Team auf sechs bis sieben hochqualifizierte Mitarbeiter angewachsen sein. Dann heißt es in Bernstadt bald nicht nur "Made in Germany", sondern auch "Tested in Germany".

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