Chemie und Pharma brauchen dringend Übergangslösungen bei ungeordnetem Brexit
Britisches Unterhaus stimmt gegen Austrittsabkommen
Tillmann sieht aber, dass sich beide Seiten nun endgültig auf den Ernstfall eines ungeordneten Brexit vorbereiten müssen: „Die Chemie- und Pharmaindustrie sowie ihre Kunden sind von einem harten Brexit besonders betroffen. Bei einem Zusammenbrechen der Lieferketten reicht der Schaden weit über unsere Branche hinaus. Daher sind spezielle Übergangslösungen unverzichtbar, um die schlimmsten Auswirkungen abzumildern. Das gilt ganz besonders für die Arzneimittelversorgung in Großbritannien.“
Chemie-Branche braucht spezielle Übergangslösungen
Da die Gesetzgebung für chemische Stoffe und Produkte weitgehend europäisch harmonisiert ist, hätte ein ungeordneter Brexit große Nachteile für die Branche. Als Beispiel führt Tillmann die EU-Chemikalienverordnung REACH an: „Im Fall eines ungeordneten Brexit dürfen chemische Stoffe, die im Vereinigten Königreich für den Vertrieb in der EU registriert wurden, nach dem Austritt nicht mehr ohne Weiteres in der EU verkauft werden. Das hätte gravierende Auswirkungen auf die Lieferketten.“ Um dies zu verhindern, sollten Registrierungen von Firmen mit Sitz in Großbritannien vorübergehend einseitig in der EU anerkannt werden, appelliert Tillmann an die EU-Kommission.
Tillmann weist zwar darauf hin, dass sich die Unternehmen der Chemie- und Pharmaindustrie seit Monaten intensiv auf den Brexit vorbereiten. Er schränkt aber ein: „Durch einen ungeordneten Brexit würde eine so komplexe Situation entstehen, dass sich Unternehmen unmöglich für alle Eventualitäten wappnen können.“
Großbritannien achtgrößter Handelspartner der Branche
Das Vereinigte Königreich ist der achtgrößte Handelspartner der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie. Deutsche Unternehmen exportierten 2018 nach Schätzung des VCI Produkte im Wert von 10,2 Milliarden Euro nach Großbritannien und importierten chemische Erzeugnisse für 5,8 Milliarden Euro von der Insel.
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