BASF 2018 mit leichtem Umsatzanstieg und Rückgang des Ergebnisses vor allem durch niedrigere Beiträge von Chemicals
Insgesamt war 2018 ein von schwierigen weltwirtschaftlichen und geopolitischen Entwicklungen geprägtes und von Handelskonflikten belastetes Jahr. Im zweiten Halbjahr hat BASF eine wirtschaftliche Abkühlung in wichtigen Märkten gespürt, insbesondere in der Automobilindustrie, der größten BASF-Kundenbranche. Vor allem die Nachfrage chinesischer Kunden ließ deutlich nach. Der Handelskonflikt zwischen den USA und China trug hierzu bei. Weltweit wuchsen die Unsicherheiten. Viele Marktteilnehmer agierten deshalb sehr vorsichtig.
„Wir nehmen diese Herausforderungen an. Mit unserer neuen Unternehmensstrategie werden wir 2019 als Übergangsjahr nutzen, um gestärkt daraus hervorzugehen. In diesem Jahr passen wir Strukturen und Prozesse an und fokussieren unsere Organisation deutlich auf die Bedürfnisse unserer Kunden“, so BASF-Vorstandsvorsitzender Dr. Martin Brudermüller, der die Zahlen des Geschäftsjahres 2018 gemeinsam mit Finanzvorstand Dr. Hans-Ulrich Engel vorstellte.
In allen Segmenten und Bereichen konnte BASF 2018 Preiserhöhungen durchsetzen. Die Mengen stiegen im Vergleich zum Vorjahr leicht an: Höhere Mengen bei Functional Materials & Solutions und Agricultural Solutions wurden teilweise durch geringere Mengen bei Performance Products und Chemicals ausgeglichen. Vor allem der Ausfall der seit dem 2. Quartal wieder produzierenden Citral-Anlage in Ludwigshafen trug zu den niedrigeren Mengen bei Performance Products bei. Die Mengenentwicklung bei Chemicals wurde durch den Niedrigwasserstand des Rheins negativ beeinflusst. Währungseffekte beliefen sich insgesamt auf minus 4 %, Portfolioeffekte auf plus 1 %.
Niedrigere Ergebnisse von Functional Materials & Solutions, Agricultural Solutions sowie Performance Products trugen ebenfalls zum Rückgang des EBIT vor Sondereinflüssen bei. Das Ergebnis bei Agricultural Solutions wurde durch negative Wechselkurseffekte in allen Regionen belastet. Hinzu kam ein stark negativer Beitrag aus den von Bayer akquirierten Geschäften, die BASF erst im August übernehmen konnte. Dies war aufgrund der Saisonalität des Saatgutgeschäfts, das vor allem im ersten Halbjahr Erträge abwirft, ein Nachteil. Zudem fielen Kosten für die Eingliederung der erworbenen Aktivitäten an.
Auch der außergewöhnlich lang andauernde niedrige Wasserstand des Rheins hat BASF zu schaffen gemacht. Die Rohstoffversorgung in Ludwigshafen per Schiff kam über weite Teile des 3. und 4. Quartals fast zum Erliegen. Infolgedessen musste BASF die Anlagenauslastung in Ludwigshafen reduzieren. Dies belastete das Ergebnis 2018 mit rund 250 Millionen €.
Die Sondereinflüsse beliefen sich vor allem akquisitionsbedingt auf minus 320 Millionen € verglichen mit minus 58 Millionen € im Vorjahr. Das EBIT verminderte sich um 20 % auf 6 Milliarden €. Mit 9,5 Milliarden € lag das EBITDA vor Sondereinflüssen um 12 % unter Vorjahr. Das EBITDA belief sich auf 9,2 Milliarden € gegenüber 10,8 Milliarden € im Jahr 2017.
Das Ergebnis je Aktie sank 2018 von 6,62 € auf 5,12 €. Das um Sondereinflüsse und Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte bereinigte Ergebnis je Aktie lag mit 5,87 € um 57 Cent unter dem Vorjahreswert.
Ergebnisentwicklung der BASF-Gruppe im 4. Quartal 2018
Im 4. Quartal 2018 stieg der Umsatz der BASF-Gruppe um 2 % auf 15,6 Milliarden €. Unterstützt von Performance Products, Functional Materials & Solutions sowie Agricultural Solutions konnten die Preise um 2 % angehoben werden. Die Mengen nahmen um 3 % ab, was vor allem auf den anhaltend niedrigen Wasserstand des Rheins und die damit verbundenen Produktionseinschränkungen infolge stark eingeschränkter Versorgung des Standorts Ludwigshafen mit wichtigen Rohstoffen zurückzuführen war. Portfolioeffekte aufgrund der Übernahme von Geschäften von Bayer bei Agricultural Solutions beliefen sich auf plus 3 %.
Das EBIT vor Sondereinflüssen lag im 4. Quartal mit 630 Millionen € um 59 % unter dem Wert des Vorjahresquartals. Deutlich niedrigere Ergebnisse bei Chemicals und Agricultural Solutions führten zu diesem Rückgang. Bei Chemicals waren niedrigere Margen im Isocyanat- und Crackergeschäft der Hauptgrund. Bei Agricultural Solutions belasteten akquisitionsbedingte Aufwendungen die Ergebnisentwicklung im 4. Quartal. In den Segmenten Performance Products sowie Functional Materials & Solutions konnte BASF das Ergebnis verbessern. Das Ergebnis wurde im 4. Quartal durch Versorgungsengpässe aufgrund des niedrigen Rheinwassers mit rund 200 Millionen € belastet.
Cashflow der BASF-Gruppe im Gesamtjahr 2018
Der Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit sank von 8,8 Milliarden € auf 7,9 Milliarden €. Dies ist vor allem auf den niedrigeren Jahresüberschuss zurückzuführen. Im Jahr 2018 reduzierte die Veränderung des Nettoumlaufvermögens den Cashflow um 530 Millionen €, verglichen mit minus 1,2 Milliarden € im Jahr 2017. Im Cashflow aus Investitionstätigkeit stiegen die Auszahlungen von 4 Milliarden € auf 11,8 Milliarden €. Im Jahr 2018 beliefen sich die Nettoauszahlungen für Akquisitionen und Veräußerungen auf 7,3 Milliarden €, hauptsächlich aufgrund des Erwerbs der Geschäfte und Vermögenswerte von Bayer. Die Zahlungen für Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte sanken um 102 Millionen € auf 3,9 Milliarden €. Der Free Cashflow war mit 4 Milliarden € wiederum stark, lag aber aufgrund des geringeren operativen Cashflows um 744 Millionen € unter dem Wert von 2017.
Dividendenvorschlag von 3,20 €
„BASF will ihre Dividende auch in herausfordernden Zeiten steigern. Deshalb werden wir der Hauptversammlung eine um 10 Cent erhöhte Dividende von 3,20 € je Aktie vorschlagen. Damit bietet die BASF-Aktie auf Basis des Kurses am Jahresende 2018 eine sehr attraktive Dividendenrendite von 5,3 %“, so Brudermüller.
Umsetzung der BASF-Strategie
BASF hat ihre Unternehmensstrategie weiterentwickelt und setzt sie konsequent und mit einer Vielzahl von Maßnahmen um. Deshalb hat das Unternehmen in einem ersten Schritt zum 1. Januar die organisatorische Zuordnung für rund 14.000 Mitarbeiter geändert, die bislang in zentralen Einheiten tätig waren. Dieser Transfer in die operativen Bereiche verlief reibungslos.
„Bis Ende des dritten Quartals 2019 wird der gesamte Prozess abgeschlossen sein. Dann werden rund 20.000 Kolleginnen und Kollegen näher an unseren Kunden arbeiten. Damit wir Kundenwünsche besser erkennen, Ideen entwickeln und schneller umsetzen“, so Brudermüller. Die Veränderung der Organisation betrifft Bereiche wie Forschung und Entwicklung, Engineering, Supply Chain, Beschaffung, Personal, Informationsdienstleistungen sowie Umwelt, Gesundheit und Sicherheit.
Auch ihre Berichtsstrukturen hat BASF verändert und weist zum 1. Januar 2019 sechs anstelle von vier Segmenten aus: Chemicals, Materials, Industrial Solutions, Surface Technologies, Nutrition & Care sowie Agricultural Solutions. „Damit wird unsere Berichterstattung transparenter und auch vergleichbarer mit der unserer Wettbewerber“, so der BASF-Vorstandsvorsitzende.
BASF hat eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um ihr Portfolio weiterzuentwickeln. So ist die Einbringung des BASF-Geschäfts mit Papier- und Wasserchemikalien in Solenis abgeschlossen. Seit 1. Februar 2019 firmiert das kombinierte Geschäft unter dem Namen Solenis, an dem BASF 49 % der Anteile hält. Im Jahr 2017 wies es einen Pro-forma-Umsatz von rund 2,4 Milliarden € auf und hatte rund 5.200 Mitarbeiter. Heute bietet das kombinierte Geschäft ein erweitertes Produktportfolio für Kunden aus der Papier- und Wasseraufbereitungsindustrie.
Am 18. Januar 2019 erteilte die EU-Kommission BASF eine mit Auflagen versehene Genehmigung für den Erwerb des Polyamid-Geschäfts von Solvay. Um wettbewerbsrechtliche Bedenken der EU-Kommission auszuräumen, muss BASF Teile des ursprünglichen Transaktionsumfangs an einen Dritten veräußern. Dies betrifft Produktionsanlagen und Innovationskompetenzen des Polyamidgeschäfts von Solvay in Europa. „BASF kann mit dem Erwerb weiterhin ihre strategischen Ziele erreichen und das Geschäft mit Polyamid 6.6 deutlich stärken“, sagte Brudermüller.
BASF und LetterOne erwarten jetzt die erforderlichen behördlichen Genehmigungen für die Zusammenführung ihrer jeweiligen Öl- und Gasgeschäfte in einem Joint Venture. Hierzu hatten beide Unternehmen Ende September 2018 eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet. Es ist geplant, die Transaktion im ersten Halbjahr 2019 abzuschließen. Die vorbereitenden Maßnahmen für die Integration laufen nach Plan. BASF geht davon aus, dass der Börsengang frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2020 stattfinden wird.
Im Rahmen ihres aktiven Portfoliomanagements prüft BASF kontinuierlich, ob Geschäfte ihr Potenzial in einer anderen Konstellation noch besser entfalten können, zum Beispiel in einem Joint Venture oder außerhalb von BASF. In diesem Zusammenhang hat das Unternehmen im Oktober 2018 angekündigt, strategische Optionen wie eine Fusion mit einem starken Partner oder eine Veräußerung für das BASF-Bauchemiegeschäft zu prüfen. Der BASF-Vorstandsvorsitzende sagte dazu: „Wir streben eine Einigung über eine Transaktion im Laufe des Jahres 2019 an. Derzeit bereiten wir einen strukturierten Prozess vor.“
Investitionen in organisches Wachstum in Asien
Bereits heute ist China der Schlüsselmarkt in Asien und weltweit – sowohl für BASF als auch für die gesamte Chemieindustrie. BASF will schneller als der weltweite Chemiemarkt wachsen. Brudermüller: „Deshalb müssen wir am Wachstum Chinas teilhaben, dem größten Chemiemarkt der Welt.“ Der Vorstandsvorsitzende nannte eine Reihe von Investitionsprojekten, mit denen BASF ihre Position in Asien weiter stärken und das organische Wachstum beschleunigen will.
So hat BASF im Oktober 2018 mit SINOPEC eine Vereinbarung unterzeichnet, um die Partnerschaft am chinesischen Verbundstandort Nanjing auszubauen. Das Gemeinschaftsunternehmen BASF-YPC wird in eine 50 %-Beteiligung investieren, um einen weiteren Steamcracker mit einer Jahreskapazität von 1 Million Tonnen Ethylen zu bauen. SINOPEC Yangtzi Petrochemical wird das Investment der übrigen 50 % übernehmen. Darüber hinaus werden neue Geschäftsmöglichkeiten im schnell wachsenden chinesischen Markt für Batteriematerialien gemeinsam mit SINOPEC geprüft.
Auch in Indien will BASF investieren. Mit Adani unterzeichnete das Unternehmen kürzlich eine Absichtserklärung, um eine gemeinsame Großinvestition am Hafen von Mundra im indischen Bundesstaat Gujarat in die Acryl-Wertschöpfungskette zu prüfen. Dies wäre die bislang größte Investition von BASF in Indien und zugleich die erste CO2-neutrale Produktionsstätte.
Eine im Januar 2019 unterzeichnete Rahmenvereinbarung mit der Regierung der südchinesischen Provinz Guangdong regelt weitere Details für das Vorhaben von BASF, in der Stadt Zhanjiang einen neuen Verbundstandort zu errichten. Für das Projekt stehen mehr als 9 Quadratkilometer Land zur Verfügung. Der neue Standort ist aus BASF-Sicht ideal, denn er profitiert von den natürlichen Ressourcen Zhanjiangs, einem Tiefwasserhafen und einer hervorragenden Verkehrsanbindung an die Industriezentren Guangdongs.
Ausblick für das Jahr 2019
Für das laufende Jahr geht BASF von einem mit 2,8 % voraussichtlich deutlich schwächeren Wachstum der Weltwirtschaft aus als 2018 (3,2 %). Das Unternehmen erwartet, dass in der Europäischen Union die Inlands- und auch die Exportnachfrage aus Drittländern schwächer wächst. Für die USA geht BASF dagegen von einem soliden Wachstum aus. Die Impulse aus der US-Steuerreform sollten aber weniger stark als im Jahr 2018 wirken. Das Wachstum in China wird sich tendenziell weiter abschwächen. Es dürfte allerdings im Vergleich zu den fortgeschrittenen Volkswirtschaften weiterhin hoch bleiben. Für Brasilien prognostiziert BASF dagegen eine weitere konjunkturelle Erholung.
Folgende weitere wirtschaftliche Rahmenbedingungen für das Jahr 2019 liegen dem Ausblick zugrunde:
- Wachstum der globalen Chemieproduktion im Jahr 2019 von 2,7 %
(2018: +2,7 %) - Durchschnittlicher Ölpreis der Referenzrohölsorte Brent von 70 US$/Barrel
- Wechselkurs von durchschnittlich 1,15 US$ pro €
„Wir erwarten auch, dass unsere Abnehmerindustrien weiterhin wachsen. Für die Automobilbranche gehen wir von einer leichten Erholung nach dem Produktionsrückgang im Vorjahr aus“, sagte Brudermüller. BASF unterstellt in ihrem Ausblick zudem, dass sich die handelspolitischen Konflikte zwischen den USA und ihren Handelspartnern im Laufe des Jahres entschärfen und der Brexit ohne größere konjunkturelle Beeinträchtigungen erfolgt.
„Auch wenn das Umfeld herausfordernd und von hoher Unsicherheit geprägt ist, wollen wir profitabel wachsen. Wir erwarten ein leichtes Umsatzwachstum, vor allem durch gesteigerten Absatz und Portfolioeffekte. Wir wollen das EBIT vor Sondereinflüssen leicht steigern. Außerdem gehen wir von einem Return on Capital Employed (ROCE) aus, der leicht über dem Kapitalkostensatz liegt, gegenüber 2018 jedoch leicht zurückgeht“, so der BASF-Vorstandsvorsitzende.
Brudermüller betonte, dass die ersten beiden Quartale 2019 vergleichsweise schwache Quartale sein werden: „Zum einen profitierte das erste Halbjahr 2018 noch von hohen Margen bei Isocyanaten, so dass die Vergleichsbasis sehr hoch ist. Zum anderen werden sich die Kosten der Umsetzung unserer Strategie auf das Ergebnis auswirken, wie auch eine gegenüber Vorjahr höhere Anzahl geplanter Anlagenabstellungen. Daher werden eine Belebung der Geschäftsentwicklung, eine solide Nachfrage unserer Kunden sowie erste Beiträge aus unserem Excellence-Programm im zweiten Halbjahr entscheidend für die Zielerreichung 2019 sein. Die angestoßenen strukturellen Veränderungen bei BASF werden auch zu merklich höheren negativen Sondereinflüssen im Jahr 2019 führen.“