Tilo Halaszovich: Der Starthelfer
Professor Halaszovich unterstützt Studierende der Jacobs University dabei, ihre Startup-Ideen zu verwirklichen
„Wir haben auf dem Campus ein wahnsinniges Gründerpotenzial. Die jungen Leute wollen etwas bewegen, sie suchen nach einem Ventil und sie sind begeistert von dieser Möglichkeit“, erzählt Tilo Halaszovich. Seit kurzem können die Studierenden an der Jacobs University Bremen im Rahmen ihres Studiums ihr eigenes Unternehmen gründen. Als Startup-Koordinator betreut Halaszovich, Professor of Global Markets and Firms an der englischsprachigen Universität, das Förderprogramm, das er im Wesentlichen ins Leben gerufen hat.
© Jacobs University
„Startup-Option“ nennt sich das Programm, für das sich Studierende aller Fachbereiche im 4. Semester mit ihrer Geschäftsidee bewerben können. In Workshops erhalten sie zunächst Feedback, werden Schwächen identifiziert und weitere Schritte definiert. Statt wie ihre Kommilitonen im 5. Semester ein Praktikum zu absolvieren oder ihr Studium im Ausland fortzusetzen, konzentrieren sich die Teilnehmer auf ihre Unternehmensgründung, erarbeiten etwa einen Business Plan.
„Die Vision ist, dass die Studierenden entweder parallel zum Studium oder zum Abschluss ihres Bachelor gründen können“, erzählt der 40-Jährige. Sie zu ermutigen, sie ganz praktisch zu unterstützen und im Zweifel auch einmal von der Gründung abzuraten, das ist seine Rolle. „Die Studierenden gehen oft völlig in ihrer Idee auf. Ich sehe meine Aufgabe auch darin, sie ein Stück weit vor sich selbst zu schützen.“
Vier Teams sind derzeit in dem Programm, mehrere Startups sind bereits gegründet wie zum Beispiel „Sharemac“, eine Plattform zur Anmietung und Vermietung von Baumaschinen. Der interdisziplinäre Ansatz der Jacobs University kommt den Studierenden dabei zugute, sie haben vielfältige Kontakte auch außerhalb ihres Fachbereiches. „Der Programmierer kennt einen Ingenieur, der wiederum einen Wirtschaftswissenschaftler. Die Teams ergänzen sich sehr gut“, meint Halaszovich.
Seit August 2017 lehrt und forscht er an der Jacobs University. „Ich kann mir keinen anderen Platz vorstellen, an dem ich Fragen der Globalisierung und von Unternehmensaktivitäten mit derart vielfältigen und begabten Studierenden diskutieren kann“, sagte er anlässlich seiner Berufung. Diesen Satz würde er heute mit einem Ausrufezeichen versehen und dick unterstreichen. „Die Arbeit mit den Studierenden empfinde ich als Privileg.“
Halaszovich unterrichtet im Studiengang International Business Administration, für den er auch der Programmverantwortliche ist. In seinen Kursen trifft er auf Studierende aus den verschiedensten Nationen, manche sind in Industrieländern aufgewachsen, andere in Entwicklungsländern, wiederum andere in Schwellenländern. „Ich kann hier nicht die ‚reine Lehre‘ verkünden, sondern muss sie auf dem Hintergrund der unterschiedlichen Erfahrungen der Studierenden immer wieder reflektieren. Das macht die Jacobs University so einzigartig und spannend.“
Offenbar teilen seine Studierenden die Zuneigung – 2018 wählten sie ihn zum „Teacher of the Year“ in der Focus Area Diversity. Unter anderen auch deshalb, weil er für sie auch außerhalb des Hörsaals immer ansprechbar ist. Die Auszeichnung kam für Halaszovich überraschend und sie bedeutet ihm viel. „Wenn man sich bemüht und das auch wahrgenommen wird, ist das schon toll.“
Sein wissenschaftliches Herz, wie er sagt, hängt noch an einem anderen Thema: an der wirtschaftlichen Entwicklung Afrikas. Wie können Mittelstand und Investitionen in Afrika gefördert werden? Was braucht es, um norddeutsche Mittelständler zu motivieren, auf dem Kontinent aktiv zu werden? Wie können vor Ort Rahmenbedingungen geschaffen werden, von denen sowohl die Investoren als auch lokale Unternehmen profitieren?
Das sind Fragen, denen er im Rahmen eines Forschungsprojektes mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) nachgeht. An der Jacobs University möchte Halaszovich, der sieben Jahre als Gastdozent an der University of the Free State in Südafrika wirkte, eine sichtbare Afrikakompetenz etablieren, die eines nicht allzu fernen Tages in die Gründung einer African Research Group münden könnte.
Genug zu tun also, sollte man meinen. Aber es gibt da noch mehr. Halaszovich, der in seiner Freizeit gemeinsam mit seiner Frau gerne wandert und sich beim Geocaching, der modernen Form der Schnitzeljagd, auf die Suche nach verborgenen Schätzen begibt, ist Mitglied im Vorstand der European Business Academy, der größten und wichtigsten Vereinigung von Wissenschaftlern seines Fachbereiches in Europa. Und er engagiert sich bei Forschungskooperationen der Jacobs University mit Unternehmen oder der Weiterbildung von Mitarbeitern etwa zum Thema Brand Management. „Langweilig“, sagt er, „wird mir nicht.“
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