Start-up aus Hannover entwickelt Sensoren für das „Internet der Dinge“

26.03.2019 - Deutschland

IIoT-Messtechnik lässt sich bald so einfach bedienen wie ein Smartphone: Das ist das Ziel der Bitmotec GmbH. Das Start-up aus Hannover entwickelt Sensoren für das „Internet der Dinge“, das „Industrial Internet of Things“ (IIoT). Unternehmen können damit Förderbänder überwachen und beispielsweise defekte Tragrollen oder zu hohe Energieverbräuche frühzeitig erkennen. Das Besondere: Die IIoT-Sensoren enthalten bereits eine integrierte künstliche Intelligenz (KI) und sollen sich ohne spezielle IT-Kenntnisse bedienen lassen. Und die Software, die die Messdaten automatisch in der Cloud auswertet und anzeigt, liefert Bitmotec gleich mit.

IPH

Die Gründer: Christian Just, Dr. Florian Podszus und André Heinke (von links nach rechts) im Institut für Integrierte Produktion Hannover (IPH) gGmbH, wo ihre Geschäftsidee entstand.

Als die ersten Computer aufkamen, konnten nur Fachleute diese bedienen – heute schafft das jedes Kind intuitiv. Eine ähnliche Entwicklung will Bitmotec für die Sensortechnik anstoßen. Denn die Vernetzung und Überwachung von Maschinen ist zurzeit noch äußerst komplex: Unternehmen müssen individuelle Lösungen entwickeln und sich dafür mit Sensorherstellern, Softwareanbietern und Entwicklungsdienstleistern auseinandersetzen. Bitmotec will alles aus einer Hand anbieten und sowohl Hardware als auch Software für das „Internet der Dinge“ auf den Markt bringen.

„Wir wollen die Digitalisierung vereinfachen“, sagt Unternehmensgründer Dr. Florian Podszus. „Die IIoT-Sensoren sollen von jedem bedienbar sein, so wie jeder einen Laptop oder ein Smartphone bedienen kann.“ Bitmotec will smarte, generische Sensoren auf den Markt bringen, die sich Unternehmen nach dem Baukastenprinzip selbst zusammenstellen können. Mit dem IIoT-Systembaukasten können Unternehmen auch ohne Vorkenntnisse Maschinendaten aufnehmen und intelligent auswerten. Zudem lassen sich die smarten Sensoren in Augmented-Reality-Anwendungen integrieren.

Den Prototyp haben die drei Ingenieure bereits entwickelt: Er besteht aus einem Temperatursensor, einem Strom- und Schwingungssensor und einer 3D-Kamera. Die Sensor-Module werden einfach an unterschiedlichen Stellen eines Förderbands befestigt und über ein mobiles Gerät eingerichtet, etwa über einen Tablet-Computer. Anschließend werden die Messdaten automatisch ausgewertet – unter anderem mit neusten Verfahren der Künstlichen Intelligenz (KI) – und übersichtlich dargestellt: Der Nutzer bekommt auf einem kundenindividuellen Dashboard beispielsweise Grafiken zum Stromverbrauch, zu den Energiekosten, zum Schwingungsverlauf und zu den Volumenströmen angezeigt. Unternehmen können damit beispielsweise defekte Tragrollen oder zu hohe Energieverbräuche frühzeitig erkennen und so Ausfälle vermeiden sowie die Kosten für Strom und Wartung reduzieren.

Für ihre Geschäftsidee erhalten Dr. Florian Podszus und seine beiden Geschäftspartner André Heinke und Christian Just das EXIST-Gründerstipendium des Bundeswirtschaftsministeriums. Mit dem Fördergeld können sie sich ein Jahr lang finanzieren und in dieser Zeit den Prototyp zu einem industrietauglichen Produkt weiterentwickeln. Dr. Florian Podszus übernimmt die Geschäftsführung, Christian Just die Entwicklung und André Heinke den Vertrieb.

Ihren Firmensitz haben die Gründer im Institut für Integrierte Produktion Hannover (IPH) gGmbH bezogen: Hier haben die drei Ingenieure bis 2017 zusammen geforscht. Podszus und Heinke waren als Projektingenieure und Doktoranden am IPH beschäftigt, Just als wissenschaftliche Hilfskraft. In Forschungs- und Beratungsprojekten haben sie bereits eng zusammengearbeitet und sich intensiv mit der Automatisierung und Vernetzung der Produktion auseinandergesetzt – insbesondere auch mit Fördertechnik. Daraus entstand die Idee für die Ausgründung.

Zunächst will die Bitmotec GmbH die IIoT-Sensoren für Fördertechnik zur Marktreife bringen. Podszus denkt aber bereits weiter: „Unser IIoT-Sensorbaukasten lässt sich später für ganz verschiedene Anwendungen wie beispielsweise in der Versicherungsbranche oder im Agrarbereich einsetzen“, sagt er. Sein Ziel ist es, generische Sensoren in großer Stückzahl herzustellen und dann für ganz unterschiedliche Einsatzgebiete anzupassen. „Denn wenn die Hardware erst einmal da ist, sind die Möglichkeiten fast unbegrenzt.“

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