Ist CO2 das neue Erdöl?
Ein geschlossener Kohlenstoffkreislauf für die chemische Industrie
Wissenschaftler unter der Leitung von Professor André Bardow vom Lehrstuhl für Technische Thermodynamik der RWTH Aachen haben nun erstmals gezeigt, dass die CO2-Nutzung das Potenzial hat, die globale Chemieindustrie vollständig von fossilen Ressourcen zu entkoppeln. Im betrachteten Jahr 2030 ließen sich weiterhin bis zu 3,5 Gigatonnen CO2-äquivalente Treibhausgasemissionen einsparen. Diese Einsparungen entsprechen etwa 6,5 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen in 2017 [IPCC].
In Kooperation mit der University of California in Santa Barbara zeigen die RWTH-Wissenschaftler auch, dass solch massive Emissionseinsparungen nur erreicht werden können, wenn die Verfügbarkeit an erneuerbarem Strom stark erhöht wird. Eine gänzlich CO2-basierte Chemieindustrie würde global mindestens 18.1 Petawattstunden erneuerbaren Strom benötigen. Das ist mehr als die Hälfte des weltweit prognostizierten Strombedarfs in 2030 und übersteigt aktuelle Ziele für die Produktion erneuerbaren Stroms erheblich.
Die Berechnungen basieren auf einem an der RWTH entwickelten Modell der chemischen Industrie, das die Produktion der 20 großvolumigsten Chemikalien, wie zum Beispiel Ethylen, abbildet. Diese Chemikalien repräsentieren zusammen etwas mehr als 75 Prozent der Emissionen der weltweiten Chemieindustrie. Die durch das EIT Climate-KIC geförderte Studie zeigt, dass sich diese Chemikalien praktisch CO2-neutral herstellen lassen und damit, wie eine Chemieindustrie aussehen könnte, die unabhängig von fossilen Ressourcen ist.
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