Spontanes Auftreten magnetischer Wirbel entdeckt
Skyrmionen in atomar dünnen Kobaltfilmen beobachtet
© S. Meyer, Kiel University
© A. Kubetzka, Universität Hamburg
Magnetische Skyrmionen sind bereits vor 30 Jahren von theoretischen Physikern vorhergesagt worden, konnten aber erst 2009 experimentell nachgewiesen werden. Da es viele potentielle Anwendungen für solche magnetischen Wirbel gibt, hat sich die Forschung auf diesem Gebiet seitdem rasant entwickelt. Skyrmionen mit einem Durchmesser von Mikrometern (10-6 m) bis zu wenigen Nanometern (10-9 m) wurden in unterschiedlichen magnetischen Materialsystemen entdeckt. Um für technologische Anwendungen konkurrenzfähig zu sein, müssen Skyrmionen allerdings nicht nur sehr klein, sondern auch ohne ein angelegtes Magnetfeld stabil sein.
Einen wichtigen Schritt in diese Richtung haben nun Kieler und Hamburger Forscher gemacht. Ausgehend von quantenmechanischen numerischen Rechnungen, die auf den Supercomputern des Norddeutschen Verbundes für Hoch- und Höchstleistungsrechnen (HLRN) durchgeführt worden sind, konnten die Kieler Physiker um Professor Stefan Heinze vom Institut für Theoretische Physik und Astrophysik der CAU vorhersagen, dass in einem atomar dünnen, ferromagnetischen Kobaltfilm einzelne Skyrmionen mit einem Durchmesser von nur wenigen Nanometern auftauchen sollten (s. Abb. 1). „Die Stabilität der magnetischen Wirbel in diesen Filmen beruht auf einer ungewöhnlichen Konkurrenz magnetischer Wechselwirkungen“, so Sebastian Meyer, Doktorand in der Arbeitsgruppe von Professor Stefan Heinze.
Diese Vorhersage wurde von Hamburger Forschern um Dr. Kirsten von Bergmann mittels hochauflösender Rastertunnelmikroskopie eindrucksvoll bestätigt. Die Tieftemperatur-Messungen von Marco Perini, Doktorand in der Arbeitsgruppe von Professor Roland Wiesendanger, zeigen in den präparierten Kobaltfilmen magnetische Skyrmionen, ohne dass ein externes Magnetfeld angelegt werden musste (s. Abb. 2). „Bislang wurden einzelne Skyrmionen immer durch Magnetfelder erzeugt. In unseren Metallfilmen treten die Skyrmionen dagegen spontan auf“, erläutert Kirsten von Bergmann.
Für zukünftige Anwendungen in der Spinelektronik müssen die Skyrmionen aber nicht nur bei extrem tiefen Temperaturen stabil sein, wie in den untersuchten Metallfilmen, sondern auch bei Umgebungstemperatur. Um diesen nächsten Schritt in Richtung Anwendung zu realisieren, kann die hier gefundene Konkurrenz der magnetischen Wechselwirkung einen großen Beitrag leisten.