Mehr Kunststoffe recyclingfähig machen
Jan Werner / SKZ Würzburg
Ob es sich um mehrlagige Lebensmittel-Verpackungen, die Ummantelung von Stromkabeln oder eine Zahnbürste handelt: Viele Produkte aus Kunststoff lassen sich nicht recyceln. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn die Produkte aus mehreren Materialien bestehen, die sich nicht oder nicht gut genug voneinander trennen lassen.
Nur 16 Prozent des in Deutschland anfallenden Kunststoffabfalls werden hier auch recycelt. Diese Zahl nennt der Plastikatlas 2019, den der Bund für Umwelt und Naturschutz und die Heinrich-Böll-Stiftung veröffentlicht haben. Der Löwenanteil des Kunststoffabfalls wird demnach in Müllverbrennungsanlagen „energetisch verwertet“ oder als Ersatzbrennstoff eingesetzt.
Entwicklung und Recycling sind bislang getrennte Welten
Mehr Kunststoffe recyclingfähig machen: Daran arbeiten seit Juli 2019 der Lehrstuhl für BWL und Wirtschaftsinformatik der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg, das Kunststoff-Zentrum SKZ und zwei Partner aus der bayerischen Kunststoffindustrie. Ihr Projekt wird vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz finanziell gefördert.
Die Partner verfolgen das Ziel, die Recyclingfähigkeit von Kunststoffen durch eine Reduzierung der Materialkomponenten zu steigern. „Wir setzen beim Produktdesign an, weil dort das Thema Kreislauffähigkeit bisher kaum eine Rolle spielt“, sagt Dr. Jan Werner vom SKZ, einem Institut der Zuse-Gemeinschaft. „Entwickler und Recycler leben in völlig getrennten Welten, es gibt keinerlei Informationsaustausch.“ Darum werden im Design oft Materialien ausgewählt, die beim Recycling erhebliche Probleme machen.
Digitale Plattform liefert Informationen über Materialien
Nun ist es im Projekt geplant, die beiden Welten miteinander in Kontakt zu bringen. Dafür soll künftig eine Software-Plattform sorgen, auf der Informationen über die Kreislauffähigkeit verschiedener Kunststoffe und Materialkombinationen abrufbar sind. So können die Entwickler Kriterien wie Funktionalität, Ressourceneffizienz und Kreislauffähigkeit gegeneinander abwägen und eine entsprechend verbesserte Materialauswahl treffen.
Für die Gestaltung der Plattform ist ein JMU-Team um Norman Pytel und Professor Axel Winkelmann zuständig. „Als Ergebnis möchten wir der Produktentwicklung digitale Werkzeuge zur Verfügung stellen, die bei der Materialauswahl eine Entscheidungshilfe sind – immer mit dem Ziel, die Kreislauffähigkeit von Kunststoffprodukten zu steigern“, sagt Doktorand Pytel.
Teil eines bayerischen Projektverbunds für mehr Ressourceneffizienz
Das Projekt heißt „Digitale multikriterielle Materialauswahl zur optimierten Kreislauffähigkeit von Kunststoffprodukten – DIMOP“. Es wird vom Freistaat Bayern im Rahmen des „Projektverbunds für mehr Ressourceneffizienz in der bayerischen Wirtschaft, insbesondere für KMU und Handwerk – ForCYCLE II“ gefördert. Das Projekt ist im Juli 2019 gestartet und hat eine Laufzeit von drei Jahren.
Meistgelesene News
Organisationen
Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft
Diese Produkte könnten Sie interessieren
Data Management Platform von LabV Intelligent Solutions
Mit Labordaten zu besseren Produkten
KI-gestützte Datenmanagement-Plattform statt LIMS für maximale Effizienz
ALPHA II von Bruker
Chemische Analyse leicht gemacht: Kompaktes FT-IR-System
Steigern Sie die Effizienz Ihrer Routineanalysen mit benutzerfreundlicher Technologie
Holen Sie sich die Chemie-Branche in Ihren Posteingang
Ab sofort nichts mehr verpassen: Unser Newsletter für die chemische Industrie, Analytik, Labor und Prozess bringt Sie jeden Dienstag und Donnerstag auf den neuesten Stand. Aktuelle Branchen-News, Produkt-Highlights und Innovationen - kompakt und verständlich in Ihrem Posteingang. Von uns recherchiert, damit Sie es nicht tun müssen.