Kein Spielraum für Lohnsteigerungen

01.10.2019 - Deutschland

Am Montag, den 30. September 2019, trafen die Chemiearbeitgeber und die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) für den Bezirk Nordrhein zum Auftakt der diesjährigen Chemie-Tarifrunde aufeinander. Die Verhandlungen wurden nach mehrstündigen Diskussionen ergebnislos vertagt und werden am 21. und 22. Oktober 2019 auf der Bundesebene in Hannover fortgesetzt.

Die Gewerkschaft IG BCE fordert eine „spürbare und reale“ Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen, ein mit jährlich 1.000 Euro zu füllendes „Zukunftskonto" und eine Pflegezusatzversicherung für jeden Tarifbeschäftigten.

„Die IG BCE scheint die Augen vor der wirtschaftlichen Realität zu verschließen“, so Ulrich Bormann, Verhandlungsführer der Chemiearbeitgeber Nordrhein. „Die Nachfrage in der chemischen Industrie sinkt auf breiter Front. Für 2019 erwartet unsere Branche Verluste bei Produktion und Umsatz von 5 bis 6 Prozent. Das ist der größte Rückgang seit der Krise 2008/2009. Auf Basis der wirtschaftlichen Zahlen sehen wir keinen Spielraum für Lohnsteigerungen“, sagt Bormann.

Zur geforderten Pflegezusatzversicherung: „Eine zusätzliche tarifliche Absicherung der Beschäftigten für den Pflegefall kann sinnvoll sein. Ein betriebliches Beispiel hier aus Nordrhein zeigt, wie groß das Interesse der Beschäftigten daran ist – aber sie kostet Geld. Wenn darüber hinaus auch noch 1.000 Euro für ein Zukunftskonto gefordert werden, ist in keiner Weise nachvollziehbar, wie die Forderung der IG BCE mit der wirtschaftlichen Realität übereingebracht werden kann“, unterstreicht Bormann.

Das Geld auf dem geforderten „Zukunftskonto“ soll nach dem Willen der Gewerkschaft in zusätzliche freie Tage umgewandelt werden können. Beim Tarifabschluss in 2018 hatten die Tarifvertragsparteien eine „Roadmap Arbeit 4.0“ vereinbart, die das Thema zum Gegenstand hat. Die Gespräche zur Roadmap Arbeit 4.0 zeigen deutlich, dass die Vorstellungen weit auseinanderliegen.

„Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels ist eine weitere Arbeitszeitverkürzung nicht vorstellbar“, erklärt Friedrich Überacker, Geschäftsführer der Chemiearbeitgeber Nordrhein. „Die zunehmend agilere Arbeitswelt und auch der steigende Wunsch der Beschäftigten nach mehr Freiheit bei der Arbeitszeitgestaltung erfordern flexiblere Arbeitszeitmodelle. Das bestehende Arbeitszeitvolumen in den Betrieben muss jedoch erhalten bleiben. Wenn einige Beschäftigte weniger arbeiten möchten, dann nur, wenn andere länger arbeiten“, so Überacker.

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