Molekulare Motoren: Rotation auf der Achterbahn
Chemiker entwickeln ersten molekularen Motor, der eine achtförmige Bewegung ausführen kann
Alle von Dube entwickelten molekularen Motoren basieren auf derselben Molekülklasse, sogenannten Hemithioindigo-Farbstoffen, die die Wissenschaftler chemisch modifizieren. Die Bewegung entsteht, in dem die Motoren auf verschiedene Weise um chemische Bindungen innerhalb des Moleküls rotieren. „Alle bisher bekannten molekularen Motoren konnten sich aber nur linear bewegen oder im Kreis drehen“, sagt Dube. Den neuen Motor entdeckten die Wissenschaftler, als sie eine sogenannte Julolidin-Gruppe einfügten, um die Schalteigenschaften ihrer Motoren zu verbessern. „Experimentell haben wir dann herausgefunden, dass dadurch diese völlig neuartige Bewegung hervorgerufen wird“, sagt Dube. „Vermutlich hängt das damit zusammen, dass Julolidin ein sehr starker Elektronendonor ist.“
Insgesamt verläuft die achtförmige Bewegung des neuen Motors in vier Schritten, die abwechselnd durch Licht und durch thermische Energie – also durch Wärme – angetrieben werden. Die thermischen Schritte induzieren dabei eine sogenannte Hula-Twist-Rotation, durch die eine Strukturänderung erfolgt, die das Rücklaufen der Bewegung verhindert. Ein weiterer Vorteil des Motors ist, dass die lichtgetriebenen Schritte durch grünes Licht induziert werden können, also etwa durch Bestrahlung mit grünen LEDs. Grünes Licht ist viel energieärmer als UV- oder Blaulicht, mit dem die meisten bisherigen Motoren angetrieben werden. Sein Einsatz beeinflusst die Umgebung des Motors daher weniger als energiereicheres Licht, durch das beispielsweise chemische Bindungen gespalten werden könnten. Die Wissenschaftler sind überzeugt, dass ihr neues Antriebssystem die Möglichkeiten molekularer Maschinen deutlich erweitern und der Nanotechnologie neue Anwendungen eröffnen wird.
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