Elektronen-Rangelei in Nanostrukturen aus Kohlenstoff
Verhalten von Elektronen in Graphen-Nanobändern aufgeklärt
© Jan-Philip Joost, AG Bonitz
Präzise Simulation der Eigenschaften von Elektronen in Nanostrukturen
Zwei Forschungsteams ist es im vergangenen Jahr unabhängig voneinander gelungen, heterogene schmale Kohlenstoff-Nanobänder herzustellen und die Elektronen-Energien darin auszumessen. Bei den Bändern wechseln sich verschieden breite Bereiche regelmäßig ab. Dadurch entstehen unterschiedliche Energiezustände mit einer eigenen elektronischen Struktur. „In theoretischen Modellen konnten die Messergebnisse aber nicht vollständig reproduziert werden“, erklärt Bonitz, der den Lehrstuhl für statistische Physik am ITAP leitet. Zusammen mit seinem Doktoranden Jan-Philip Joost und dem dänischen Kollegen Professor Antti-Pekka Jauho von der Technischen Universität Dänemark (DTU) entwickelte er ein verbessertes Modell und erreichte damit eine hervorragende Übereinstimmung mit den Experimenten. Die theoretischen Resultate stellen die Physiker in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Nano Letters vor.
Grundlage für die neuen und präziseren Computersimulationen war die Annahme, dass die Abweichungen zwischen Experiment und bisherigen Modellen durch die gegenseitige Abstoßung der Elektronen bedingt war. Diese sogenannte Coulomb-Wechselwirkung gibt es zwar auch in Metallen, aber in den kleinen Kohlenstoff-Nanostrukturen ist der Effekt viel größer. Die Elektronen werden aus den ursprünglichen Energiezuständen herausgestoßen und müssen sich andere Plätze ‚suchen’, wie Bonitz verdeutlicht: „Wir konnten nachweisen, dass Korrelationseffekte durch die Coulomb-Wechselwirkung der Elektronen einen zum Teil dramatischen Einfluss auf das lokale Energiespektrum haben.“
Form der Nanobänder bedingt die elektronische Eigenschaften
Wie die zulässigen Energiewerte der Elektronen von der Länge, Breite und Form der Nanostrukturen abhängt, konnte durch Untersuchung weiterer Nanobänder aufgeklärt werden. „Je nachdem wie man die Geometrie der Nanobänder wählt, welche Breite sie haben und wie sich die Breite ändert, ändert sich auch das Energiespektrum“, ergänzt Joost. „Unsere neuen Daten ermöglichen erstmals präzise Vorhersagen, wie sich das Energiespektrum durch die gezielte Variation der Form der Nanobänder steuern lässt”, sagt Jauho von der DTU in Kopenhagen. Die Forscher hoffen, dass diese Vorhersagen nun auch experimentell überprüft werden und zur Entwicklung neuer Nanostrukturen führen. Derartige Systeme können einen entscheidenden Beitrag zur weiteren Miniaturisierung der Elektronik liefern.