Wenn aus Kunststoff wieder Erdöl wird
igus investiert in Chemical Recycling Pionier
igus GmbH
Jedes Jahr geraten acht Millionen Tonnen Plastik in die Weltmeere. Zeitgleich liegt der Wert dieser verloren gegangen Ressourcen bei 80 Milliarden US-Dollar (The New Plastics Economy: Catalysing Action. January 2017. Ellen McArthur Foundation). Das Problem: bisher wird ein Großteil der Kunststoffe verbrannt und nur 14 Prozent recycelt. Kunststoff-Recycling ist daher auch bei igus ein wichtiges Thema. Beim klassischen Recycling – dem Schreddern und Wiederverwenden von Kunststoffen – macht igus mit dem neuen chainge-Programm seit Oktober letzten Jahres einen mutigen Schritt. Das Unternehmen nimmt „e-chains“/Energieketten herstellerunabhängig nach dem Lebensende einer Maschine zurück, regranuliert den Kunststoff und verarbeitet ihn wieder. „Mit dem igus chainge Programm haben wir mit dem Kunststoff-Recycling alter Produkte begonnen. Das ist für Hochleistungskunststoffe der beste Weg“, so Frank Blase, Geschäftsführer der igus GmbH.
Zurück zum Erdöl mit Wasser, hohen Temperaturen und Druck
Weltweit bleiben immer Mischabfälle übrig, bei nicht-technischen Kunststoffen in 100 bis 1000-fach größeren Mengen. „Hier bietet das ‚chemische Recycling‘ neue Lösungen“, erklärt Blase. „Mitte des Jahres bin ich in einem Artikel der FAZ auf die Catalytic Hydrothermal Reactor Technologie aufmerksam geworden und habe mit dem deutschen Erfinder Professor Thomas Maschmeyer in Sydney den Kontakt aufgenommen.“ Sieben Monate später, nach intensiven Recherchen, investiert igus jetzt vier Millionen Britische Pfund (4,7 Millionen Euro) in die Mura Technology Limited und damit auch in den Bau der ersten Cat-HTR-Anlage. Die patentierte Catalytic Hydrothermal Reactor wurde 2007 entwickelt und über 10 Jahre in einer Pilotanlage in Australien getestet. Mit Cat-HTR lassen sich klassisch nicht-recycelbare Kunststoffabfälle innerhalb von 20 Minuten wieder in Erdöl umwandeln und das ressourcenschonender im Vergleich zur Gewinnung fossiler Erdöle. Lediglich Wasser, hohe Temperaturen und Druck wird für das Trennen und Neuverbinden der Zellen eingesetzt. Eine Anlage allein kann in einem Jahr 20.000 Tonnen Plastik verarbeiten und damit 28.180 Tonnen CO2 reduzieren. Das entspricht dem jährlichen Verbrauch von 5.983 Autos oder dem jährlichen Energiebedarf von 4.914 Haushalten.
Kunststoffrecycling mit Cat-HTR-Anlage
Die erste kommerzielle Cat-HTR-Anlage ist derzeit in Wilton, Großbritannien, in Planung. Der Bau soll in diesem Jahr starten. Abfallunternehmen liefern den Müll, um ihre Recyclingziele zu erreichen. Anschließend wird Erdöl wiedergewonnen, welches der Kunde zu einem ähnlichen Preis wie fossiles Erdöl beziehen kann. Insgesamt vier Catalytic Hydrothermal Reaktoren sollen in Wilton entstehen, um jährlich über 80.000 Tonnen Kunststoffmüll verarbeiten zu können. Im nächsten Schritt plant Mura weltweit Lizenzen zu vergeben und Anlagen zu bauen. „Wir engagieren uns dafür, die Welt der Kunststoffe mit technischen Lösungen in die Balance zu bringen“, sagt Frank Blase.
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