BASF: EBIT vor Sondereinflüssen sinkt
Belastungen wegen Coronavirus erwartet
„Unser Unternehmen behauptet sich auch in schwierigen Zeiten. 2019 war ein herausforderndes Jahr mit starkem weltwirtschaftlichen Gegenwind“, so BASF-Vorstandsvorsitzender Dr. Martin Brudermüller, der die Zahlen des Geschäftsjahres 2019 gemeinsam mit Finanzvorstand Dr. Hans-Ulrich Engel vorstellte. Die Handelskonflikte zwischen den USA und China wirkten negativ. Wichtige Absatzmärkte entwickelten sich langsamer. Verstärkt wurde dies durch Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Brexit. Industrie- und Chemieproduktion wuchsen deutlich langsamer als erwartet. Die Nachfrage aus vielen wichtigen Kundenbranchen ging deutlich zurück, vor allem aus der Automobilindustrie.
„Wir haben unser Ergebnis trotz eines schwierigen Marktumfeldes in allen verbrauchernahen Segmenten gesteigert. Leider konnte dies aber den Rückgang in der Basischemie nicht ausgleichen“, so Brudermüller. Das EBIT vor Sondereinflüssen der beiden Segmente Materials und Chemicals ging um 2,2 Milliarden Euro auf 1,8 Milliarden Euro zurück. Der starke Verfall der Isocyanate-Preise, geringere Cracker-Margen, die planmäßigen Wartungsabstellungen von Crackern und eine insgesamt schwache Nachfrage wirkten hier erheblich belastend.
In den verbrauchernahen Segmenten erzielte BASF dagegen eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Vorjahr: Das Segment Industrial Solutions steigerte das EBIT vor Sondereinflüssen deutlich, vor allem durch niedrigere Fixkosten, positive Währungseffekte und höhere Margen. Auch im Segment Surface Technologies stieg das EBIT vor Sondereinflüssen deutlich. Das Segment Nutrition & Care steigerte das EBIT vor Sondereinflüssen durch einen deutlich verbesserten Beitrag des Bereichs Care Chemicals leicht. Das Segment Agricultural Solutions steigerte das EBIT vor Sondereinflüssen deutlich. „Sehr erfreulich entwickelten sich die von Bayer erworbenen Geschäfte. Sie trugen wesentlich zum Umsatz- und Ergebnisanstieg bei“, so Brudermüller.
Im Geschäftsjahr 2019 sank das EBIT der BASF-Gruppe von 6,0 Milliarden Euro auf 4,1 Milliarden Euro. Das EBITDA vor Sondereinflüssen ging gegenüber 2018 um 11 Prozent auf 8,2 Milliarden Euro zurück. Das EBITDA belief sich auf 8,0 Milliarden Euro gegenüber 9,0 Milliarden Euro im Jahr 2018. Das Ergebnis nach Steuern und nicht beherrschenden Anteilen stieg auf 8,4 Milliarden Euro, nach 4,7 Milliarden Euro im Vorjahr. Darin ist ein Buchgewinn von rund 5,7 Milliarden Euro infolge der Entkonsolidierung von Wintershall nach dem Zusammenschluss mit DEA enthalten.
Umsatz- und Ergebnisentwicklung der BASF-Gruppe im 4. Quartal 2019
Der Umsatz im 4. Quartal 2019 sank gegenüber dem Vorjahresquartal um 2 Prozent auf 14,7 Milliarden Euro. Mengen und Preise gingen um jeweils 1 Prozent zurück. Die Portfolioeffekte aufgrund der Übertragung des Geschäfts mit Papier- und Wasserchemikalien auf Solenis beliefen sich auf minus 1 Prozent. Mit plus 1 Prozent hatten Wechselkurseffekte einen leicht positiven Einfluss auf die Umsatzentwicklung.
Das EBIT vor Sondereinflüssen lag bei 765 Millionen Euro, 23 Prozent über dem des 4. Quartals 2018. Dieser Anstieg resultierte aus deutlich höheren Ergebnissen der Segmente Agricultural Solutions, Nutrition & Care, Industrial Solutions und Surface Technologies. Insgesamt konnten diese Segmente im 4. Quartal den deutlichen Rückgang bei Chemicals und Materials mehr als ausgleichen.
Die Sondereinflüsse im EBIT beliefen sich auf minus 305 Millionen Euro. Im 4. Quartal 2018 waren es minus 151 Millionen Euro. Sonderaufwendungen fielen im 4. Quartal 2019 vor allem bei Sonstige und Industrial Solutions an. Bei Sonstige resultierten diese aus der Implementierung des Exzellenzprogramms. Die Veräußerung des BASF-Pigmentgeschäfts führte zu Einmaleffekten im Segment Industrial Solutions. Das EBIT ging im 4. Quartal 2019 um 2 Prozent auf 460 Millionen Euro zurück.
Cashflow der BASF-Gruppe im Jahr 2019
Der Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit sank gegenüber 2018 um 465 Millionen Euro auf 7,5 Milliarden Euro. Der Cashflow aus Investitionstätigkeit betrug im Jahr 2019 minus 1,2 Milliarden Euro verglichen mit minus 11,8 Milliarden Euro im Vorjahr. Die Auszahlungen für immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen lagen mit 3,8 Milliarden Euro leicht unter Vorjahresniveau. Im Jahr 2019 waren die Einzahlungen aus Devestitionen um rund 2,5 Milliarden Euro höher als im Vorjahr. Maßgeblich hierfür waren Cashzuflüsse im Zusammenhang mit dem Zusammenschluss von Wintershall und DEA. Die Auszahlungen für Akquisitionen lagen im Jahr 2019 bei 239 Millionen Euro gegenüber 7,4 Milliarden Euro im Vorjahr. Sie beinhalteten im Vorjahr vor allem die Zahlung des Kaufpreises an Bayer.
Der Free Cashflow lag trotz des deutlichen Rückgangs des Cashflows aus betrieblicher Tätigkeit bei rund 3,7 Milliarden Euro. 2018 waren es 4,0 Milliarden Euro.
Erfüllung der ehrgeizigen Nachhaltigkeitsziele
BASF hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 CO2-neutral zu wachsen. Das heißt, dass das Unternehmen bei steigender Produktion die Treibhausgasemissionen der Standorte und des Energieeinkaufs konstant halten will – auf dem Niveau von 2018.
Im Vergleich zu 2018 sind die absoluten Treibhausgasemissionen von BASF im Jahr 2019 um 8 Prozent auf 20 Millionen Tonnen gesunken. Dies ist größtenteils auf Abstellungen von Großanlagen zurückzuführen, unter anderem für planmäßige Wartungsarbeiten. Zudem wurden Energielieferverträge angepasst und Maßnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz und Prozessoptimierung umgesetzt.
Für das Jahr 2020 erwartet BASF einen Anstieg der Emissionen auf das Niveau von 2018, unter anderem bedingt durch eine geringere Anzahl geplanter Großabstellungen und die Übernahme des Polyamidgeschäfts von Solvay.
Dividendenvorschlag von 3,30 Euro je Aktie
„Wir wollen unsere Dividende je Aktie jährlich erhöhen. Eine vorhersehbare und progressive Dividendenpolitik hat für uns oberste Priorität. Der Hauptversammlung werden wir daher vorschlagen, eine Dividende von 3,30 Euro je Aktie zu zahlen“, so Brudermüller. Das entspricht einer Erhöhung um 10 Cent. Insgesamt soll der Hauptversammlung vorgeschlagen werden, 3,0 Milliarden Euro an die BASF-Aktionäre auszuzahlen. Dieser Betrag ist vollständig durch den freien Cashflow im Jahr 2019 gedeckt. Damit bietet BASF erneut eine attraktive Dividendenrendite von 4,9 Prozent.
Umsetzung der BASF-Strategie
„Wir haben 2019 genutzt und unsere Unternehmensstrategie mit Energie, Leidenschaft und Tempo umgesetzt. Mit neuem Zuschnitt unserer Organisation, reduzierter Komplexität, gestraffter Verwaltung und vereinfachten Prozessen sind wir in das neue Jahr gestartet“, sagte Brudermüller. Wesentliche Teile der funktionalen Dienstleistungen wurden den Unternehmensbereichen zugeordnet. Weltweit haben 20.000 Mitarbeiter bis zum 1. Oktober diesen Schritt vollzogen. Zudem wurde eine schlanke Konzernzentrale mit rund 1.000 Mitarbeitern geschaffen. Die neue Einheit Global Business Services ist seit dem 1. Januar operativ. Ihre rund 8.800 Mitarbeiter bieten weltweit und nachfrageorientiert ihre Services intern an, zum Beispiel in Bereichen wie Finanzen, Controlling, Beschaffung und Supply Chain. Dies wird die Wettbewerbsfähigkeit der BASF-Geschäfte weiter stärken.
Damit ist die Umsetzung der Strategie jedoch nicht abgeschlossen, wie Brudermüller betonte: „Die wesentlichen Schritte sind eingeleitet. Viel Detailarbeit liegt dieses Jahr noch vor uns.“
All diese Maßnahmen sollen BASF wieder auf profitablen Wachstumskurs bringen, mit deutlicher Kundenorientierung und einer agilen Organisation.
Beschleunigte Umsetzung des Exzellenzprogramms
Das laufende Exzellenzprogramm hat BASF beschleunigt. Brudermüller: „Wir sind zuversichtlich, den angestrebten jährlichen EBITDA-Beitrag von 2 Milliarden Euro bis Ende 2021 zu erreichen.“ 2019 wurden positive EBITDA-Beiträge in der Größenordnung von 600 Millionen Euro erzielt. Diesen standen Kosten von rund 500 Millionen Euro gegenüber. Im laufenden Jahr erwartet BASF aufgrund der beschleunigten Umsetzung einen EBITDA-Beitrag von 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro. Die damit verbundenen einmaligen Kosten werden auf rund 300 bis 400 Millionen Euro geschätzt.
Auch die Straffung der Organisation wurde beschleunigt. BASF hatte angekündigt, bis Ende 2021 weltweit 6.000 Positionen abzubauen. Diese Zahl soll nun schon Ende 2020 erreicht werden. Im vergangenen Jahr hat BASF weltweit bereits 3.100 Stellen abgebaut.
Aktives Portfoliomanagement
BASF hat eine Reihe von Portfoliomaßnahmen umgesetzt. So wurde die Übernahme des Polyamid-Geschäfts von Solvay am 31. Januar 2020 abgeschlossen. Der Kaufpreis beträgt 1,3 Milliarden Euro. „Unsere Kunden werden davon profitieren. Wir bieten nun ein komplementäres Portfolio, eine stärkere regionale Präsenz und eine verbesserte Liefersicherheit“, so Hans-Ulrich Engel.
Mit Lone Star hat sich BASF über die Veräußerung des Bauchemie-Geschäfts für 3,17 Milliarden Euro geeinigt. Der Abschluss wird im 3. Quartal 2020 erwartet. Das weltweite Pigmentgeschäft von BASF wird Teil des japanischen Spezialchemieunternehmens DIC werden. Der Kaufpreis beträgt 1,15 Milliarden Euro. Mit einem Abschluss wird im 4. Quartal 2020 gerechnet.
Im vergangenen Jahr wurde zudem der Zusammenschluss von Wintershall und DEA abgeschlossen und damit das führende unabhängige europäische Explorations- und Produktionsunternehmen geschaffen. BASF hält 72,7 Prozent und
LetterOne 27,3 Prozent an Wintershall Dea.
Engel: „Die Integration ist auf gutem Weg und wird voraussichtlich im Dezember 2020 abgeschlossen sein. Wir erwarten ab 2022 Synergien von mindestens 200 Millionen Euro pro Jahr. Der Börsengang ist abhängig von den Marktbedingungen in der zweiten Hälfte dieses Jahres geplant.“
Erwerb der Geschäfte von Bayer war ein erfolgreicher Schritt
Den Erwerb von Geschäften von Bayer im Segment Agricultural Solutions wertet BASF als erfolgreichen Schritt. „Die Integration der Geschäfte wurde innerhalb eines Jahres abgeschlossen. Sie erwirtschafteten 2019 einen Umsatz von 2,2 Milliarden Euro und trugen mehr als 500 Millionen Euro zum EBITDA vor Sondereinflüssen bei“, sagte Engel. „2025 wollen wir durch die Akquisition einen zusätzlichen Umsatz im mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich erzielen. Wir sehen uns auf gutem Weg, dieses Ziel zu erreichen.“
Ausblick 2020 für die BASF-Gruppe
„In diesem Jahr erleben wir bereits in den ersten beiden Monaten eine hohe Unsicherheit in der Weltwirtschaft. Mit dem Coronavirus ist ein neuer Faktor hinzugekommen, der das Wachstum am Jahresanfang vor allem in China erheblich belastet. Eine geringere Nachfrage und Produktionsausfälle in vielen Branchen sind bereits sichtbare Folgen der Maßnahmen gegen die weitere Ausbreitung des Virus“, so Martin Brudermüller.
BASF geht davon aus, dass sich die negativen Effekte des Coronavirus weltweit vor allem im 1. und im 2. Quartal 2020 deutlich auswirken werden. Diese Annahmen berücksichtigen derzeit keine weltweite Ausbreitung des Virus, die zu wesentlichen Beeinträchtigungen der Weltwirtschaft über die erste Jahreshälfte hinaus führt. Brudermüller: „Wir erwarten jedoch nicht, dass die Corona-Effekte im Jahresverlauf vollständig ausgeglichen werden können."
Die Weltwirtschaft wird deshalb nach Einschätzung von BASF mit 2,0 Prozent voraussichtlich deutlich langsamer wachsen als 2019 (2,6 Prozent). Für die globale Chemieproduktion prognostiziert das Unternehmen mit 1,2 Prozent ein Wachstum deutlich unter dem Niveau von 2019 (1,8 Prozent). Das wäre das mit Abstand niedrigste Wachstum seit der Finanzkrise 2008/2009.
BASF rechnet mit einem durchschnittlichen Ölpreis von 60 US-Dollar je Barrel Brent und einem Euro-Wechselkurs von 1,15 US-Dollar.
Brudermüller: „Unseren Umsatz wollen wir auf 60 bis 63 Milliarden Euro steigern – auch wenn das Umfeld weiter herausfordernd und von hoher Unsicherheit geprägt ist.“ Das EBIT vor Sondereinflüssen der BASF-Gruppe wird voraussichtlich einen Wert zwischen 4,2 Milliarden Euro und 4,8 Milliarden Euro erreichen (2019: 4,5 Milliarden Euro). Der Return on Capital Employed (ROCE) wird voraussichtlich zwischen 6,7 Prozent und 7,7 Prozent liegen (2019: 7,7 Prozent) und damit unter dem Kapitalkostensatz von 9 Prozent.
„Wir erwarten, dass unsere Abnehmerindustrien größtenteils leicht wachsen. Allerdings rechnen wir damit, dass die Produktion in der Automobilindustrie weiter zurückgeht“, so Brudermüller. BASF unterstellt im Ausblick 2020, dass sich die handelspolitischen Konflikte zwischen den USA und ihren Handelspartnern nicht weiter entspannen und der Brexit in der Übergangsphase die Konjunktur nicht wesentlich beeinträchtigt.
Investitionen in organisches Wachstum
Einen Ausblick gab Brudermüller auch auf künftige Investitionen. So plant BASF, in den nächsten fünf Jahren 23,6 Milliarden Euro zu investieren. Mehr als ein Drittel davon entfallen im Zeitraum von 2020 bis 2024 auf die Wachstumsschwerpunkte, also die beiden Großprojekte in Asien, den Verbundstandort in Guangdong und den Chemiekomplex im indischen Mundra, sowie auf das Arbeitsgebiet Batteriematerialien.
Brudermüller: „Was sich damit ändern wird, ist vor allem der regionale Schwerpunkt. Denn in den nächsten fünf Jahren werden wir 41 Prozent unserer Investitionen für den asiatisch-pazifischen Raum und 34 Prozent für Europa bereitstellen.“ Zum Vergleich: Im Planungszeitraum 2019 bis 2023 entfielen 27 Prozent auf die Region Asien-Pazifik und 43 Prozent auf Europa. Für 2020 plant BASF Sachinvestitionen (Zugänge zu Sachanlagen ohne Akquisitionen, IT-Investitionen, Rückbauverpflichtungen und Nutzungsrechte aus Leasingverhältnissen) in Höhe von 3,4 Milliarden Euro (2019: 3,3 Milliarden Euro).