Kunststoffindustrie im Pandemie-Blues: Stimmung hat sich deutlich abgekühlt
Kaum Entspannung bei Versorgung und Preisentwicklung
Kunststoff Information Verlagsgesellschaft mbH
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Zu diesem Ergebnis kommt der „42. KI Dialog“, die aktuelle Umfrage zur Konjunktur in der Kunststoffbranche des Wirtschaftsinformationsdienstes „KI – Kunststoff Information“. Seit 2001 befragt KI im halbjährlichen Rhythmus Führungskräfte der Kunststoff-industrie u.a. zu Geschäftsverlauf und -erwartung, Investitionen und Beschäftigung. Damit ist der „KI Dialog“ das vermutlich älteste „Konjunkturbarometer“ der Kunststoffbranche und liefert das wohl aussagefähigste Stimmungsbild dieses bedeutenden Wirtschaftssegments.
An der Umfrage hatten sich zwischen Anfang Dezember 2021 und Mitte Januar 2022 exakt 623 Unternehmen aus allen Zweigen der Kunststoffindustrie beteiligt – ein neuer Rekordwert. Rund drei Viertel der Teilnehmer (genau 73,7 Prozent) kommen aus Deutschland, dazu knapp jeder zehnte aus den deutschsprachigen Nachbarländern Österreich und Schweiz. Deutlich mehr als die Hälfte der teilnehmenden Unternehmen (56,5 Prozent) sind Kunststoffverarbeiter, jeweils rund 8 Prozent lassen sich den Bereichen Kunststofferzeugung, Rohstoffdistribution und Handel mit Kunststoffen zuordnen. Und knapp jedes 20. Unternehmen ist im Recyclingbereich aktiv.
So homogen der resümierende Blick auf die aggregierten Zahlen erscheint, so differenziert präsentieren sich die Ergebnisse des 42. KI Dialogs bei der detaillierten Auswertung der einzelnen Fragen:
Zwar meldet ein gutes Drittel der Unternehmen (37,1 Prozent) eine Verbesserung seiner Geschäfte im zweiten Halbjahr 2021. Knapp jedes vierte Unternehmen (22,9 Prozent) jedoch sagt auch, dass das Geschäft in den letzten sechs Monaten des Jahres 2021 schlechter gelaufen sei als in der ersten Jahreshälfte.
Bei den Erwartungen an die Geschäftsentwicklung im neuen Jahr 2022 zeigt sich: Die Unternehmen blicken weniger optimistisch und deutlich konservativer in die Zukunft. Hatten bei der KI-Dialog-Umfrage im Winter 2020/21 noch 34 Prozent der Unternehmen berichtet, sie erwarteten eine Verbesserung ihrer Geschäfte, so nahm dieser Wert zunächst im Sommer um lediglich einen Prozentpunkt auf 33 Prozent ab – und sackte jetzt nochmal deutlich ab. Derzeit rechnen nur 29 Prozent der befragten Unternehmen damit, dass sich ihre Geschäfte in den nächsten sechs Monaten positiver entwickelten.
Vorsichtige Zurückhaltung spiegelt sich auch in der Personalpolitik der Unternehmen wider. Jedes zehnte der befragten Unternehmen hat im vergangenen Stellen abgebaut. Neues Personal einstellen wollen in diesem Jahr immerhin 39,3 Prozent der Unternehmen – das ist gegenüber dem Halbjahr zuvor ein kaum veränderter Wert. Besonders rege sind auch hier wieder die Recycler mit 62,1 Prozent, während die Erzeuger mit 22,4 Prozent noch mehr Zurückhaltung an den Tag legen als im zweiten Halbjahr 2021.
Besonders prägende Herausforderungen des vergangenen Jahres waren die durch Fachkräftemangel immer schwieriger werdende Personalsuche (53,5 Prozent), die Verkaufspreise (42,2 Prozent) und die Energiekosten (41,4 Prozent). Dass sich die Versorgungs- und Kostensituation in absehbarer Zeit auf ein Normalniveau normalisieren werde, damit rechnet fürs erste Halbjahr 2022 gerade einmal jedes zwölfte Unternehmen. Zwei Drittel (68,1 Prozent) hingegen erwarten, dass sich die Lage „frühestens im zweiten Halbjahr 2022“ entspannen werde – und rund ein Viertel der Befragten (24,2 Prozent) hält eine Rückkehr zum Vor-Krisen-Zustand sogar für „nicht absehbar“.
Auch dieses Jahr ist die Kreislaufwirtschaft ein wichtiges Thema. Der 42. KI Dialog hat die Unternehmen danach befragt, wen sie für den Haupttreiber für ihre Klima- und Ressourcenschutzaktivitäten hielten. Rund ein Drittel der Befragten gibt an, sie seien „aus eigenem Antrieb“ aktiv. Von Politik oder Regulierern getrieben sehen sich nur 23,3 Prozent der Unternehmen. Die in der öffentlichen Debatte oft angeführten Wünsche und Erwartungen von Seiten der „Endverbraucher“ spielen mit 11,3 Prozent nur eine untergeordnete Rolle. Den Einsatz einer verbindlich vorgeschriebenen Einsatzquote für Rezyklate wird von fast der Hälfte der Umfrageteilnehmer (49,8 Prozent) abgelehnt.